„Vor der Krise hatten wir hier jährlich etwa 80.000 Flüge, mehr als 60 Airlines sind in diesem Fluggastgebäude ansässig“, sagt Sascha König, Leiter des Ressourcenmanagements Terminals, über das Terminal 2. Diese Airlines ziehen am 1. Juni ebenfalls wieder um, einige sind bereits in ihre alten Büros zurückgekehrt, bereiten ihre Lounges für den Neubeginn vor. „Bis das Verkehrsvolumen von 2019 wieder erreicht wird, wird es aber wohl noch eine ganze Weile dauern“, vermutet König. 70,6 Millionen Passagiere hatte der Frankfurter Flughafen 2019. Im Krisenjahr 2020 waren es 18,8 Millionen.
Auch der Konzernumsatz der Fraport sackte um rund 54 Prozent in den Keller. Für 2020 standen gerade noch 1,68 Milliarden Euro Umsatz zu Buche, das bedeutete am Ende ein Minus von 690 Millionen Euro. Deshalb will der Flughafenbetreiber rund 4000 Stellen abbauen. Das soll rund 250 Millionen Euro einsparen. Zum 1. April 2021 haben bereits 3900 Beschäftigte das Unternehmen „durch Abfindungen, natürliche Fluktuation und weitere Maßnahmen“ verlassen. Dazu sind im ersten Quartal des Jahres weiter rund 80 Prozent der Stammbeschäftigten der Fraport AG und der wesentlichen Konzerngesellschaften am Standort Frankfurt zu durchschnittlich etwa 50 Prozent in Kurzarbeit.
Fraport hat die Zwangspause auch für pandemiegerechte Umbauten genutzt, aber auch für eine Modernisierung des Terminals. Die 136 Check-in Schalter haben eine neue Ausstattung bekommen. Die Technik ist komplett neu. Außerdem sind die Abstände zwischen den Schaltern und in der Warteschlange größer geworden. So weisen 3000 Bodenmarkierungen auf Abstandsregeln hin.
Aber nicht alle Check-in-Schalter werden vom 1. Juni an auch wieder gebraucht. „Trotzdem haben wir uns entschlossen, die ganze Fläche zu nutzen, um bestmöglich Abstände zu ermöglichen“, sagt König. „Wir nutzen alle Flächenreserven und prüfen: Bis zu welcher Kapazitätsgrenze können wir das gut verarbeiten? Das gilt gerade für Check-in und Gepäckausgabe, wo sich im Normalfall die Leute drängen.“
Am Gepäckband herrscht Leere, in den Gängen zu den Gates kümmert sich eine Reinigungskraft um glänzenden Boden. Auf den Bildschirmen, die in der eigentlichen Terminalhalle noch leer sind, sind die Flüge am benachbarten Terminal 1 aufgeführt – vor dem Reboot achten die Fraport-Techniker ebenso auf flackernde Anzeigen wie auf defekte Beleuchtung. Auch die Klimaanlage ist hochgefahren.
In der Ladenzeile hinter der Sicherheitskontrolle sind an vielen Geschäften noch die Gitter heruntergelassen. Im Duty-free-Laden stapeln sich Kartons, Mitarbeiter füllen Regale auf. Als das Terminal für die Nutzung geschlossen wurde, musste alles, was ein Mindesthaltbarkeitsdatum hatte, raus. „Wenn es jetzt wieder losgeht, dann von Grund auf“, sagt Nina-Kristin Gür, Leiterin des Handels- und Vermietungsmanagements. „Das ist, wie wenn man auf Weltreise war und nach Rückkehr seine Küche wieder in Betrieb nehmen muss. Die Warenbestände sind zum größten Teil komplett rausgebracht worden. Es muss nun alles wieder eingeräumt und aufgefüllt werden.“ Nicht alles startet von 0 auf 100: „Es gibt natürlich eine gewisse Flughafeninfrastruktur, die vorhanden sein muss: etwas zu essen und zu trinken, etwas zu lesen, Hygieneprodukte“, sagt Gür. „Da wir aber nicht mit sehr hohen Passagierzahlen rechnen, wird das hier langsam hochlaufen.“
Auch Fraport-Chef Stefan Schulte erwartet keine schnelle Rückkehr zur Normalität. „Aber wir gehen davon aus, dass wir den Tiefpunkt nun überschritten haben.“ Im Sommer hofft Schulte wieder auf deutlich steigende Passagierzahlen. Doch für 2021 rechnet selbst die Fraport nur mit einem Passagieraufkommen von weniger als 20 und höchstens 25 Millionen. Und das Vor-Corona-Niveau von 2019 werde wohl erst wieder in vier Jahren, also im Jahr 2025, erreicht.
Gisela Kirschstein/Eva Krafczyk