Von unserem Redakteur Dietmar Brück
In der Tat gibt es ein Schreiben von Yangtze, das die Rückkehr zum Hahn vermuten lässt. Es datiert vom 20. Mai 2016 und liegt unserer Zeitung vor. Darin schreibt Zhong Peng, der Präsident für den Frachtbereich bei Yangtze: „Wir ziehen es in Erwägung, die erwähnten Flugkapazitäten wieder zum Hahn umzulenken, sollte SYT im Bieterprozess erfolgreich sein.“ Eine vorsichtige Formulierung, die aber klar erkennen lässt, dass das Frachtflugunternehmen die SYT als möglichen Partner betrachtet. Diese Absicht soll Zhong Peng jetzt noch einmal betont haben.
„Wir haben keine Pläne, wieder nach Hahn zu fliegen“
Daher irritiert das Ergebnis eines Anrufs, den das Peking-Büro der Deutschen Presse-Agentur vor Ort bei Yangtze tätigte. Marketing-Manager Wang Bo betonte: „Wir haben keine Pläne, wieder nach Hahn zu fliegen.“ Den SYT-Generalbevollmächtigten Yu Tao Chou will man nur als Cargo-Piloten von Yangtze kennen, die SYT gar nicht. Chou ist Staatsbürger von Singapur. Ohnehin soll die deutsch-chinesische ADC GmbH einen Vertrag mit der HNA Group und damit eigentlich den Erstzugriff auf deren Tochtergesellschaft Yangtze haben. Die ADC GmbH bot selbst für den Hahn, ging aber leer aus. Flog die Yangtze zweigleisig und war bei zwei Bietern an Bord? Das verwirrende Bild komplettiert die Tatsache, dass SYT-Bevollmächtigter Chou nicht nur als Pilot für Yangtze fliegt, sondern dort auch anderweitig beschäftigt ist.
Immerhin kommt Licht in die Struktur der Käufergesellschaft SYT und ihrer Partner. Zuvor hatte Olivia Helvadjian, Kommunikationsmanagerin der Deutschland Auslandshandelskammer in Shanghai, allerdings noch auf Anfrage unserer Zeitung zu den betroffenen chinesischen Firmen erklärt: „Wir haben recherchiert, konnten aber die Shanghai Yiqian Trading, beziehungsweise die anderen Firmen nicht sicher identifizieren.“
Käufergesellschaft 2013 gegründet
Das Innenministeriums liefert jetzt Eckdaten: Die Käufergesellschaft SYT wurde 2013 mit Sitz in Shanghai (Zhabei District, Pingxingguan Road, Room No. 1716) gegründet. Ihr rechtlicher Vertreter ist Yu Tao Chou. Das eingetragene Kapital beträgt 70.000 Euro. Geschäftsgegenstand ist der Verkauf und Handel von Baumaterialien, Textilien und Elektroprodukten. Über diese Firma wird der Hahn-Verkauf abgewickelt.
Mehrheitsgesellschafter der SYT – jetzt wird es interessant – ist mit 51 Prozent der chinesische Unternehmer Zhu Qing, der zu einer einflussreichen und wohlhabenden Shanghaier Familie gehört. Ihm und seinem Vater Zhu Guoliang gehört zu 100 Prozent die Shanghai Guo Qing Investment Company (SGI), die am Hahn als Projektpartner der SYT auftritt. Das Unternehmen wurde im November 2015 gegründet. Es hat ein eingetragenes Kapital von 79,8 Millionen Dollar (rund 70 Millionen Euro) und ist im Anlage- und Investmentgeschäft und im inländischen Bausektor unterwegs. Zhuo Guoliang ist zudem alleiniger Gesellschafter des zweiten SYT-Projektpartners, der Guo Qing Qin Huang Island Construction Materials and Transportation Group (CQC), ein Baukonzern mit über 1000 Mitarbeitern, so die Anwaltskanzlei Greenfort.
Der am Hahn als Gesellschafter auftretende Unternehmer Kyle Wang hält 10 Prozent der SYT-Anteile, Frau Whu Zhanqing 39 Prozent. Alle Gesellschafter mussten sich durch Reisepass und chinesische Identifikationsnummer ausweisen, so das Innenministerium.