Der Aktenschrank in der Koblenzer Mordkommission zum Fall „Amy Lopez“ hat Zuwachs bekommen. Die ermittelnde Kriminalhauptkommissarin Simone Roeder hat schon neue Ordner angelegt. 28 Jahre nach dem brutalen Verbrechen an der damals 24-jährigen US-Touristin hat der Cold Case eine neue Dynamik entfaltet. Nachdem unsere Zeitung den ungelösten Fall groß mit Video und Reportage aufgegriffen hat, haben sich bei der Kripobeamtin einige interessante Zeugen gemeldet. Die ganz heiße Spur zum Mörder ist zwar bisher noch nicht dabei. „Aber wir haben mehr als zehn verwertbare Hinweise bekommen“, erklärt Simone Roeder auf Nachfrage unserer Zeitung. „Jeder einzelne wird von uns sehr ernst genommen.“
Alte Zeugen und neue Hinweise
Vor allem das Video vom Tatort an der Festung Ehrenbreitstein habe die Menschen aufgewühlt. Der Mord im General-Aster-Zimmer vom 26. September 1994 beschäftigt die Koblenzer immer noch, hat die Polizistin festgestellt. „Ich bin auch im privaten Umfeld sehr oft darauf angesprochen worden“, sagt sie. „Die meisten sagen, dass es sehr gut ist, den Fall noch mal aufzurollen.“
Zumal viel dafür spricht, dass der Mörder aus der Region kommt und damit möglicherweise immer noch mitten unter uns lebt. In den Wochen nach unserer Veröffentlichung hat die Mordermittlerin jeden Anruf persönlich entgegengenommen. Vertraulich. „Niemand soll sich scheuen, sich bei mir zu melden“, betont die Beamtin, die auf noch weitere Hinweise hofft. Manche Zeugen haben sich schon früher mal bei der Mordkommission gemeldet. Andere Hinweise sind aber auch für Simone Roeder neu. Alle werden jetzt überprüft.
Besonders auf das Phantombild des jungen Mannes, den die Mordermittlerin für einen wichtigen Zeugen hält, haben demnach viele Anrufer reagiert, die ihn wiedererkannt haben wollen. Dabei seien durchaus konkrete Namen genannt worden. Die Ermittlerin betont in diesem Zusammenhang allerdings erneut, dass es sich bei dem Gesuchten nicht zwangsläufig um den Täter handeln muss.
Niemand soll sich scheuen, sich bei mir zu melden.
Kriminalhauptkommissarin Simone Roeder
Mittlerweile hat die Kriminalhauptkommissarin fünf Zeugen neu zum Fall Amy Lopez vernommen. Den letzten dabei erst am Freitag. Wenn Zeugen nicht zur Kripo kommen können, kommt die Kripo auch zu ihnen. „Wir fahren dann in der Regel zu zweit raus.“ Auch die neue Staatsanwältin, die den Cold Case kürzlich übernommen hat, messe dem Fall „Amy Lopez“ eine große Bedeutung zu. „Wir bleiben da dran“, betont Simone Roeder, die in den vergangenen Wochen fast ausschließlich an dem Koblenzer Festungsmord gearbeitet hat.
Hoffnung in DNA-Analyse
Große Hoffnungen setzt die Mordkommission auch in die DNA-Analyse von Kleidungsstücken des Opfers, die momentan vom Landeskriminalamt Hessen untersucht werden – etwa auf Hautschuppen des Täters. Der Fahndungsdruck bleibt also hoch. Dass Verbrechen auch nach so langer Zeit noch aufgeklärt werden können, hat gerade erst der Kölner Karnevalsmord gezeigt.
Gut 35 Jahre nach der Tat hat ein Zeuge einen 56-jährigen Mann schwer belastet, der nun unter dringendem Tatverdacht verhaftet worden ist und in Untersuchungshaft sitzt. Auch Simone Roeder hofft, dass potenzielle Mitwisser mehr als zwei Jahrzehnte nach dem grausamen Mord endlich ihr Schweigen brechen. Möglicherweise auch der Täter selbst, der nicht nur das Leben einer jungen Frau sondern auch das ihrer gesamten Familie zerstört hat.
Hinweise zum Fall Lopez nimmt die Mordkommission Koblenz unter Tel. 0261/103 26 90 entgegen.