Rheinland-Pfalz – Die Energiewende ist das Kernthema grüner Politik in Rheinland-Pfalz. Nach einem Fachforum mit über 100 Kommunalpolitikern hat die Landtagsfraktion neue Wegmarken gesetzt.
Das große Ziel bleibt, dass bis 2030 sämtlicher im Land verbrauchte Strom komplett aus regenerativer Energie gewonnen wird. Die Menge an produziertem Windstrom soll sich bis 2020 verfünffachen und bis 2030 verneunfachen. „Wir werden die Energiewende mit einer Art Masterplan anschieben“, erklärte Grünen-Fraktionschef Daniel Köbler in Mainz. Pro Jahr sollen 90 bis 100 Windkraftanlagen hinzukommen. „Es wird zu keiner Verspargelung der Landschaft kommen“, versicherte der umweltpolitische Sprecher Andreas Hartenfels (Grüne). Die rot-grüne Energiewende soll zu 75 Prozent über Windkraft und zu 25 Prozent über Fotovoltaik (Sonnenenergie) realisiert werden. Hier einige Eckpunkte der grünen Konzeption:
Öffnung des Gemeindewirtschaftsrechts: Kommunen und kommunale Betriebe sollen künftig über die jeweilige Gemarkungsgrenze hinaus tätig sein dürfen. Eine Forderung, die auch im jüngsten Thesenpapier der CDU zu finden ist. Rot-Grün will seinen Vorschlag im nächsten Landtagsplenum einbringen. Demnach können sich auch Kommunen oder Stadtwerke beispielsweise an einer Windkraftanlage beteiligen, denen in ihrem Zuständigkeitsbereich geeignete Flächen fehlen.
Ausbau intelligenter Netze: Diese Stromnetze werden besonders bei einer dezentralen Stromversorgung nötig. Verbrauchsintensive Systeme in Firmen (etwa die Kühlung eines Kühlhauses) können so ausgerichtet werden, dass sie dann anspringen, wenn besonders viel Wind und damit besonders viel Strom zur Verfügung steht (Lastspitzen). Oder: Die Stromnutzung wird durch den Preis gesteuert. Sind die Energiekosten gerade niedrig, springt in einem Privathaushalt die Waschmaschine an. Intelligente Netze regeln den Verbrauch dynamisch. Hier sehen die Grünen großen Entwicklungsbedarf.
Speichertechnologie entwickeln: Die Grünen setzen nicht nur auf Pumpspeicherkraftwerke, sondern auch auf die Umwandlung von überschüssigem Strom zu Gas – etwa zu Erdgas. Das lässt sich ins Gasnetz einspeisen oder erneut zur Stromerzeugung verwenden. Ziel: der Ökostrom muss dann gespeichert werden, wenn er in großen Massen produziert wird. „Durch die Umwandlung von Strom zu Gas wird die Pufferfähigkeit größer“, so der Grünen-Energieexperte Bernhard Braun. Derzeit sind zwei Pumpspeicherkraftwerken in Rheinland-Pfalz im Gespräch.
Forschung forcieren: Speicher- und Netztechnologie sollen durch ein eigenes Cluster (Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft) fortentwickelt werden. Damit will Rot-Grün Firmen anlocken.
Landesentwicklungsplan fortschreiben: Naturschutzgebiete sind für Windkraftanlagen tabu, zudem werden stets 1000 Meter Abstand zur Wohnbebauung eingehalten. Das Land weist Vorranggebiete, aber auch Ausschlussgebiete für Windenergie aus.
Windkraft im Wald: Die Windhäufigkeit ist vor allem in waldreichen Gebieten wie dem Westerwald hoch. Dort sollen nach Ansicht der Grünen vermehrt Windkraftanlagen entstehen. Vorwiegend in der Nähe von Straßen und Wegen, um die Eingriffe in die Natur gering zu halten. Dietmar Brück