Das beliebte Dreikönigssingen in der Barockkirche in Friesenhagen am Sonntag hatte wieder viele Besucher angelockt, die Sehnsucht nach Besinnlichkeit verspürten und sich eine gute Stunde durch das ausgewählte musikalische Programm an frühere Weihnachtsfeste und vielleicht auch an das Dreikönigsfest ihrer Kindheit erinnerten. Allerdings konnte das Konzert erst mit einer halbstündigen Verspätung beginnen.
Die Dunkelheit in der Kirche war nicht der Romantik geschuldet, sondern einem Stromausfall in der Kirche. Bereits seit dem Mittag hatten Techniker versucht, den Grund dafür zu finden. Pastor Tobias Zöller, der später selbst an der Oboe musizierte, klärte die Besucher auf: „Wir sitzen hier momentan in sehr beschaulicher Dunkelheit und arbeiten wegen Stromausfall an einer alternativen Stätte für die Aufführung, eventuell im Refektorium des Klosters.“
Ich habe an diesem Wochenende schon vier Mal über künstliches und echtes Licht gepredigt.
Pastor Tobias Zöller führte den Stromausfall ironisch auf seine Predigtinhalte zurück.
Der Geistliche gab sich zur Erheiterung der Besucher die Schuld dafür, dass der Strom ausgefallen war: „Ich habe an diesem Wochenende schon vier Mal über künstliches und echtes Licht gepredigt.“ Das Selbstbekenntnis bewirkte ein kleines Wunder, das Licht ging an, wenngleich der Starkstrom aufgrund eines defekten Kabels im Erdreich nicht vorhanden war. Organist Bernhard Nick aus Radevormwald musste aus diesem Grund auf das E-Piano zurückgreifen. Er und die Zuhörer trugen es mit Fassung, waren sie doch froh, dass die Krippen-Musik als kirchenmusikalische Andacht überhaupt stattfinden konnte.
Dem Musiker Dirk van Betteray unterlag die Gesamtleitung. Er kündigte zu Beginn die drei Einzelchöre an: die Chorzeit der Musikschule der Homburgischen Gemeinden, den Chor `72 Dieringhausen und das Vokalensemble A Capella, Köln. Gemeinsam brachten sie das alte Lied „Es führt drei König Gottes Hand“ zu Gehör. „Dieses Werk beschreibt die Reise der drei Könige in das Morgenland, wo sie den Stern aufgehen sehen und wo sie hoffen etwas zu sehen, das es so noch nie gegeben hat“, so Pastor Zöller in seiner Begrüßung. „Sie haben dafür einiges auf sich genommen. Auch wir haben eine Überraschung erlebt. Wir wussten bis vor ein paar Minuten noch nicht, ob überhaupt das Konzert stattfinden konnte. So wie die drei Könige angekommen sind an der Krippe, so sind wir heute an der Krippe versammelt.“

Mit großer Energie und Freude spielten die Solisten Tobias Zöller (Oboe), Lukas Fuchs (Violine) und Dirk van Betteray (Klavier) das Allegro aus dem Konzert für Oboe, Violine Streicher und Basso continuo von Johann Sebastian Bach. Hartmut Zinns versetzte die Zuhörer mit seiner auf der Gitarre gespielten Interpretation von „Villancio de Navidad“ (Augustin Barrios) und „Petit Papa Noel“ (Henry Martinet) in weihnachtliche Stimmung. Wunderschön anzuhören war auch der „Summchor“ (Giacomo Puccini) aus Madame Butterfly – eine die Sinne betörende Melodie, gesummt von den drei Chören, die sich nach bester Ohrwurm-Manier ins Herz bohrt.
Das in Polen sehr beliebte Weihnachtslied „Als die Welt verloren“ gefiel auch in Friesenhagen, ebenso wie das „Sanctus und Benedictus“ von Anton Bruckner und der Hymnus „Tantum ergo“ von Gabriel Fauré. Das schlesische weihnachtliche Chorwerk „Transeamus usque Bethlehem“, welches die Chöre gemeinsam in lateinischer Sprache sangen, basiert auf der biblischen Weihnachtsgeschichte im Evangelium nach Lukas und erzählt den Entschluss der Hirten, nach Bethlehem zu gehen.

Das Vokalensemble A Capella gefiel mit „Gabriels Message“ und „Puer natus in Bethlehem“, genauso wie Hartmut Zinn (Gitarre) und Dirk van Betteray (E-Piano) mit dem kammermusikalischen Stück „Nocturne“ von Andreas Willscher. Nach dem Hörgenuss verschiedener von den Chören gesungener Werke wie dem Kanon „Die Himmel erzählen“ von Joseph Haydn gaben auch die Zuhörer ihr Bestes. So sang das Publikum das Weihnachtslied „Nun freut euch ihr Christen“ und rundete damit ein wieder einmal gelungenes Konzert in der Barockkirche stimmungsvoll ab.