Aus sechs Geschäftsstellen werden vier größere Einheiten - Modernisierung für 35 Millionen Euro
Die Sparkasse Koblenz baut ihr Filialnetz um: Aus sechs Geschäftsstellen werden vier größere Einheiten
Die Geschäftsstellen Lützel und Neuendorf sollen am neuen Standort Brenderweg 123 zusammengeführt werden. Das Neubauvorhaben soll Mitte 2023 abgeschlossen sein. Visualisierungen: Sparkasse Koblenz
Reinhard Kallenbach

Die Sparkasse wird ab dem kommenden Jahr bis 2024 rund 35 Millionen Euro in die Modernisierung ihres Filialnetzes investieren. Geplant sind unter anderem vier Neubauprojekte. Dafür werden sechs ältere Standorte geschlossen und zu größeren Einheiten zusammengelegt. Der Verwaltungsrat des Instituts hat dem weitreichenden Programm bereits zugestimmt. Das dahinterstehende Konzept ist ambitioniert, zumal in groben Zügen die weiteren Planungen bis 2030 feststehen.

Die Geschäftsstellen Lützel und Neuendorf sollen am neuen Standort Brenderweg 123 zusammengeführt werden. Das Neubauvorhaben soll Mitte 2023 abgeschlossen sein. Visualisierungen: Sparkasse Koblenz
Reinhard Kallenbach

Wie das Institut weiter mitteilte, erfolgt die Neustrukturierung nicht nur vor dem Hintergrund des technischen Fortschritts und der Veränderung des Kundenverhaltens, sondern auch aus Sicherheitsgründen, denn: Auch in der Region waren Selbstbedienungsstandorte von Banken und Sparkassen immer wieder Schauplatz von versuchten oder durchgeführten Sprengungen von Geldautomaten. Genau deshalb wird die Sparkasse fünf kaum genutzte SB-Stellen schließen. Dafür wird eine SB-Stelle neu errichtet, eine weitere wiedereröffnet.

„Die Sparkasse Koblenz prüft regelmäßig Anzahl und Nutzung ihrer Geschäftsstellen, um sie dann – wenn notwendig – an neue Realitäten anzupassen“, erklärte Matthias Nester auf Anfrage. Der Vorstandsvorsitzende verweist auf die Analyse von Standorten und Wettbewerbssituation, betont aber auch: „Das Konstrukt ‚Geschäftsstelle schließt‘ ohne eine Alternativlösung wird es nicht geben.“

Im Einzelnen sind in Koblenz folgende Maßnahmen geplant:

  • Die Geschäftsstellen Lützel und Neuendorf sollen am neuen Standort Brenderweg 123 zusammengeführt werden. Das Neubauvorhaben soll Mitte 2023 abgeschlossen sein.
  • Etwas früher, nämlich Ende 2022, soll die neue Sparkassenfiliale „An der Festung“ (Niederberger Höhe 72) eröffnet werden. Sie wird den Service für Urbar und Arenberg übernehmen. Am alten Standort in Arenberg soll ein SB-Angebot verbleiben.
  • Die Geschäftsstelle Rauental wird zum 31. Dezember dieses Jahres schließen, ein SB-Service bleibt aber erhalten. Kunden werden künftig über die Filiale Schlossstraße betreut.
  • Bereits im dritten Quartal 2021 wird im Gewerbepark Koblenz Nord, genauer gesagt in der Ernst-Abbe-Straße 2, eine neue SB-Stelle entstehen. Fast zeitgleich sollen SB-Automaten am Platzgebäude am Hauptbahnhof in Betrieb genommen werden.

Veränderungen wird es auch im Kreisgebiet geben. So wird die Geschäftsstelle Dieblich zum 1. Januar 2023 geschlossen und mit der Filiale „Terrassenmosel“ in Kobern-Gondorf zusammengelegt, die sich noch im Bau befindet. Ein SB-Angebot bleibt in Dieblich. Neu gebaut werden soll auch in Bendorf, und zwar in der Hauptstraße 171–175. Der Neubau soll bereits Anfang 2024 fertig sein. Dort werden die bisherigen Filialen Bendorf und Bendorf-Sayn vereint.

Trotz dieser Maßnahmen wird die Sparkasse Koblenz nach eigener Aussage auch künftig über das dichteste Beratungs- und Servicenetz aller Finanzinstitute verfügen. Nach Abschluss des Programms im Laufe des Jahres 2024 wird es 23 Geschäftsstellen, 29 SB-Stellen sowie ein Center für Immobilien- und Versicherungsleistungen geben. Dazu kommen Experten in den zentralen Bereichen wie Firmen- und Gewerbekunden sowie Private Banking.

Die neue Geschäftsstelle „An der Festung“ auf der Niederberger Höhe soll Ende 2022 eröffnet werden.

Auch wenn der Schwerpunkt der Veränderungen derzeit noch in den Stadtteilen und den Nachbarkommunen liegt, werden bereits die nächsten Maßnahmen für die Zeit nach 2024 vorbereitet. Dann wird die Infrastruktur in der Innenstadt auf den Prüfstand gestellt. „Das wird ein ambitioniertes Bauprogramm“, kündigt Matthias Nester an. So soll bereits Ende 2022 die Sanierung und technische Aufrüstung des Hochhauses am Wöllershof beginnen. Allein hierfür sind Gesamtkosten in Höhe von rund 65 Millionen eingeplant. Danach, wahrscheinlich in den Jahren 2027 bis 2030, wird es mit der Kompletterneuerung der Geschäftsstelle Schlossstraße weitergehen. Das Projekt wird aber nichts mit den alten Überlegungen gemein haben, weite Teile der Südseite der Schlossstraße neu zu gestalten. „Das werden wir nicht tun“, macht der Vorstandsvorsitzende deutlich.

Die Neuorganisation zeigt: Der Schwerpunkt der Sparkasse wird sich weiter in Richtung Beratung und Vertrieb verlagern. Schon jetzt zeigt die tägliche Praxis, dass Kunden für ihre Standardgeschäfte den elektronischen Weg bevorzugen. „Auf einen Filialbesuch kommen heute etwa 350 Onlinekontakte. Und allein durch unsere Sparkassen-App hat die Sparkasse Koblenz mehr als zwei Millionen Kundenkontakte im Jahr“, erklärt Matthias Nester, der zudem darauf verweist, dass ein Geschäftsstellennetz heute ganz andere Funktionen erfüllen muss, als es noch vor wenigen Jahren der Fall war. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an Technik und Sicherheit.

Das alles ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass vor allem betriebswirtschaftliche Überlegungen im Vordergrund stehen. „Mit der Anpassung der Filialstruktur reagiert die Sparkasse auf die anhaltende Nullzinsphase, die negative Auswirkungen auf die Erträge in der gesamten Finanzbranche mit sich bringt. Neben dem veränderten Kundenverhalten ist es ebenfalls wichtig, dass die Sparkasse weiterhin auf einer betriebswirtschaftlich nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Basis arbeiten kann. Nur so kann sie ihrem öffentlichen Auftrag langfristig gerecht werden“, macht Nester deutlich und ergänzt: „Vor allem die kommenden vier Jahre werden sportlich.“ Reinhard Kallenbach

Top-News aus der Region