Stein des bislang fehlenden Anstoßes ist ein blauer Benzinkanister. Weil der Aufruf zum Streik zur französischen Lebensart gehört wie das Croissant am Morgen und der Apéritif am Abend, haben wir uns bei der Anreise an der letzten Tankstelle in Deutschland fünf Liter Diesel auf Vorrat gegönnt. Im EM-Gastgeberland werden einige Raffinerien durch Streiks blockiert.
Der Hamsterkauf liegt nun schon zwei Wochen zurück. Seit diesem Tag liegt unser kleiner, blauer Begleiter bei jeder Fahrt hinterm Fahrersitz. Gut sichtbar und offensichtlich gut gelitten bei ausnahmslos allen Sicherheitskräften, die unser Auto in Augenschein nehmen. In Lille konnten wir das Stadion-Parkhaus unbehelligt passieren. Gleiches gilt für die täglichen Sicherheitskontrollen vor dem DFB-Medienzentrum in Évian.
Stets wird der Blick ins Wageninnere eingefordert. Laptoptaschen werden geöffnet, Jacken angehoben, der Rucksack inspiziert. Das Interesse an unserer eisernen Diesel-Reserve indes geht gegen null. Es könnte sonst was drin sein im Kanister. Interessiert keinen. Wäre es nicht so traurig, könnte man seine Witze drüber machen.
Jetzt haben wir allerdings Ehrgeiz entwickelt. Bleibt der blaue Kanister bis zum Finale am 10. Juli in Paris weiter den Sicherheitsdiensten im Land verborgen, wollen wir die fünf Liter Diesel spenden. Wir dachten an die Uefa. Damit die da endlich mal vorwärts kommen.
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