Die Ludendorff-Brücke zwischen Remagen und Linz wird als „Schönheit“ beschrieben – die allerdings nur 27 Jahre hielt.
Die Eisenbahnbrücke in Remagen bei Rheinkilometer 633 ist während des Ersten Weltkrieges in den Jahren 1916/18 auf Drängen der deutschen Generalität hin nach den Plänen des Mannheimer Architekten Carl Wiener als zweigleisige Eisenbahnbrücke erbaut worden. Zu beiden Seiten sollten Fußgängersteige erbaut werden, jedoch berichten Zeitzeugen und Fotos, dass es nur einen Fußgängersteig gab. Die Konstruktion über den Rhein sollte die unmittelbare Verbindung der Ahrtalstrecke mit dem Eisenbahnnetz ostwärts des Rheins sicherstellen, um mehr Truppen und Kriegsmaterial an die französische Westfront bringen zu können.
Die 325 Meter lange Brücke galt unter den Rheinquerungen mit ihren markanten vier Brückentürmen sowie der geschwungenen Stahlkonstruktion als echte Schönheit. Bei normalem Wasserstand betrug ihre lichte Höhe für die Durchfahrt der Schiffe 14,80 Meter. Der höchste Punkt des Brückenbogens lag 29,25 Meter über der Wasseroberfläche. Erbaut wurde sie von den Firmen Holzmann (Strompfeiler, diese wurden erst 1976 wieder aus dem Rhein entfernt), Grün und Bilfinger (Mauerwerk) sowie dem MAN-Werk Gustavsburg (Stahlkonstruktion). Die Brücke bestand aus zwei gemauerten Durchflutöffnungen auf dem Westufer, der Stahlkonstruktion, die sich auf die Endwiderlager und zwei Strompfeiler abstützte. Die Endlager der Brücke werden auf beiden Stromseiten von zwei gemauerten Turmpaaren flankiert, die heute noch vorhanden sind.
Kurz nach ihrer Eroberung durch US-Truppen stürzte sie am 17. März 1945 ein.
Die Türme sind fünfgeschossig und unter der Durchfahrt für die Züge durch einen betonierten Gang miteinander verbunden. Das Dach der Türme besteht aus mauerumwehrten Plattformen, auf denen sich Zwei-Zentimeter-Flakgeschütze und Beobachtungsstände befanden. Die Räume in den Brückentürmen wurden für Gefechtsstände, Telefonvermittlungen, Schreibstuben, Unterkünfte und Depots der Brückenpioniere und der Brückenflak genutzt.
Eingeweiht wurde das Bauwerk, das schon am 1. Mai 1918 den Namen „Ludendorff-Brücke“ bekommen hatte, am 15. August 1918, konnte aber erst ab Mitte 1919 von Zügen überfahren werden, da technische Schwierigkeiten beim Bau des 383 Meter langen Tunnels durch die Erpeler Ley auf der westlichen Rheinseite das durchgängige Verlegen der Schienen verhinderte. Als Mitte 1919 alles fertig war, war auch der Krieg längst vorbei. Es wurde ruhig um die Brücke, die einst mit Hochdruck erbaut werden musste.
Kurz nach ihrer Eroberung durch US-Truppen stürzte sie am 17. März 1945 ein.
Das änderte sich erst 27 Jahre später im Zweiten Weltkrieg. Ursprünglich hatten sich im Flutpfeiler auf der westlichen Rheinseite eine und in den beiden Strompfeilern je drei Sprengkammern befunden. Diese wurden jedoch nach der Rheinlandbesetzung durch die Franzosen nach dem Ersten Weltkrieg mit Beton vergossen.
1928 gab es einen verheerenden Brand auf der Brücke. Dass sich der Schaden dennoch in Grenzen hielt, ist maßgeblich der Remagener Feuerwehr zu verdanken. Für ihre tatkräftige Hilfe erhielt die Wehr von der Reichsbahn eine Belohnung von 1500 Reichsmark.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde auch die Ludendorff-Brücke wieder mit starken Sprengladungen versehen. Diese wurden jedoch nach dem Frankreichfeldzug im Jahr 1940 wieder entfernt. Die Alliierte Invasion in Frankreich im Herbst 1944 führte dazu, dass erneut Sprengladungen vorbereitet werden mussten. Die Originalsprengpakete waren aber nicht mehr vorhanden. Dennoch wurden noch im März 1945 wieder Sprengladungen angebracht. Nur so richtig funktioniert haben sie dann am 7. März 1945, als die Amerikaner kamen, nicht. Es ist in den letzten Kriegstagen wohl zu wenig Sprengstoff für die notwendigen Ladungen vorhanden gewesen. Es kann aber auch sein, dass ein Sprengkabel seinen Dienst verweigert hat. Die Brücke stürzte jedenfalls erst am 17. März 1945 ohne direkte Waffenwirkung in sich zusammen und riss dabei 32 amerikanische Soldaten mit in den Tod.
Jochen Tarrach