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Rheinland-Pfalz

Wie viele werden getestet? Warum Datenmaterial in der Corona-Krise so wichtig ist und Rheinland-Pfalz Nachholbedarf hat

Von Carsten Zillmann, Ursula Samary
Foto: picture alliance/dpa

Wie wichtig Tests im Kampf gegen das Coronavirus sind, verdeutlichte kürzlich ein US-Virologe: „Ohne Tests fliegen wir blind. Wir tragen eine Augenbinde.“ Auch die Weltgesundheitsorganisation schreibt auf Twitter: „Wir haben eine simple Nachricht an alle Länder: Testen! Testen! Testen!“ Das Musterland in dieser Hinsicht ist Südkorea, das es auch geschafft hat, seine Kurve abzuflachen. Doch wie sieht es eigentlich in Rheinland-Pfalz aus? Das Gesundheitsministerium von Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) weiß es nicht. Und das hat einen Grund.

Lesezeit: 4 Minuten
Wie intensiv getestet wird, lässt sich an einem Wert ablesen: Der ermittelt, wie viele Menschen pro eine Million Einwohner auf Corona überprüft wurden. In Südkorea wurden 5556 von einer Million Menschen gecheckt. In Island sind es 6637, in den USA beispielsweise lediglich 125. Diese Werte (und das Verhältnis zwischen negativen ...
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Kommentar: Trotz Dramatik und Belastung: Bitte nachsteuern!

Die rheinland-pfälzische Landesregierung weiß nicht, wie viele Menschen auf Corona getestet wurden, und sie weiß auch nicht, wie groß die Testkapazitäten sind. Das ist schlichtweg nicht hinnehmbar und behindert den Kampf gegen die Ausbreitung des Virus massiv.

Eines vorweg: Gerade im Gesundheitsministerium von Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) wird derzeit auf Hochtouren gearbeitet. Wer auch nur in der Nähe der Hausspitze agiert, hat 18-Stunden-Tage. Allerdings kämpfen Politik und Verwaltung nicht nur gegen den unsichtbaren Krankheitserreger, sondern auch gegen gravierende Versäumnisse der Vergangenheit – und die werden nun sichtbar wie das Coronavirus unterm Rasterelektronenmikroskop.

Warum wäre es so wichtig zu wissen, wie viele Menschen bisher getestet wurden? Südkorea hat 5556 von einer Million Einwohnern getestet und war – unter anderem damit – höchst erfolgreich in der Seuchenbekämpfung. Solche Werte helfen den Virologen, die bekanntlich zum unentbehrlichen Ratgeber der Politik werden, ein realistisches Bild der Verbreitung des Virus zu zeichnen. Nicht zuletzt deshalb riet die Weltgesundheitsorganisation zuletzt plastisch: „Unsere simple Botschaft: Testen! Testen! Testen!“ Rheinland-Pfalz kann überhaupt nicht feststellen, wie viele seiner vier Millionen Bürger gecheckt wurden. Berlin, ein Land, das nicht für seine Verwaltungseffizienz bekannt ist, hat die Zahlen. Dort steht man nicht schlecht da. Auch in Staaten wie Rumänien, Vietnam und Pakistan ist es möglich, den Wissenschaftlern diese Entscheidungsgrundlage zu liefern – Rheinland-Pfalz nicht.

Aber: Sollte man den Instituten und Laboren aktuell trotz der hohen Belastung diesen Zusatzaufwand zumuten? Ja! Denn wie problematisch die Nicht-Erkenntnis ist, zeigt die Frage nach der Testkapazität. Das Land sagt im Prinzip: Wir kennen sie nicht, aber sie reicht aus, und wir bauen sie aus. Um zu veranschaulichen, warum das unverantwortlich ist, reicht ein Alltagsbeispiel. Wer keine Ahnung hat, wie viel Liter Benzin im Tank sind, würde nie sagen: „Kein Problem: Nach Moskau schaffe ich es locker mit einer Füllung!“ Trotz aller Dramatik der Lage und der Belastung: Bitte jetzt nachsteuern, Frau Bätzing-Lich-tenthäler!

E-Mail: carsten.zillmann@rhein-zeitung.net

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