Weiblicher, jünger und westlicher: Die neue CDU-Führung

Von Gregor Mayntz

Es war ein Wagnis, Wahlen online anzusetzen. Am Ende des digitalen Parteitages berichtete Generalsekretär Paul Ziemiak tatsächlich von massiven Störversuchen. Aus dem Ausland seien die Server der CDU angegriffen worden. Doch die Attacken hätten alle abgewehrt werden können. So dürfte das Ergebnis der Wahlen, auch die schriftliche Bestätigung der Vorsitzendenwahl, gültig bleiben. Der Einfluss des größten CDU-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen ist damit noch größer geworden.

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Weil Jens Spahn stellvertretender Vorsitzender wurde und Norbert Röttgen ins Präsidium einzog, hat sich die Zahl der NRW-Politiker an der Spitze der CDU von elf auf zwölf erhöht. Generalsekretär bleibt Paul Ziemiak aus NRW, wie NRW-Ministerpräsident Laschet nach seiner Wahl zum CDU-Vorsitzenden bekräftigte. Wiedergewählt wurde auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann als Präsidiumsmitglied. Seine Rolle in NRW dürfte noch größer werden, wenn Laschet Kanzlerkandidat werden und in die Bundespolitik wechseln sollte. Als beratendes Mitglied sitzt Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus im Präsidium.

Im Bundesvorstand der CDU sitzen weiterhin Vizefraktionschef Hermann Gröhe (783 Stimmen) aus Neuss, Integrationsstaatssekretärin Serap Güler (771) aus Köln, Oberbürgermeister Thomas Kufen (726) aus Essen, MIT-Chef Carsten Linnemann (726) aus Paderborn, Innenminister Herbert Reul (821) aus dem Rheinsch-Bergischen Kreis, Bauministerin Ina Scharrenbach (646) aus Unna und Senioren-Union-Chef Otto Wulff aus Iserlohn.

Otto Wulff machte mit seinen 88 Jahren die Ausnahme, ansonsten war dieser Samstag der Tag der jüngeren Frauen. So traten aus dem kleinen Landesverband Bremen sowohl Elisabeth Motschmann (68) als auch Wiebke Winter (24) an. Die 24-Jährige zog auf Anhieb mit 735 Stimmen in den Bundesvorstand ein und nahm damit Motschmann den Platz weg.

Auch die 26-jährige Anna Kreye aus Sachsen-Anhalt machte mit 706 Stimmen das Rennen, und die Niedersachsen-CDU wird künftig auch von der 32-jährigen Laura Hopmann (773 Stimmen) vertreten. Der Frauenanteil im Vorstand machte einen gehörigen Satz von 38 auf 48 Prozent.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (62) aus dem Saarland trat nicht mehr für den Vorstand an. So bekam der Landtagsabgeordnete Marc Speicher (36) eine Chance – und schaffte es auf Anhieb mit 603 Stimmen. Der frühere Thüringer CDU-Chef Mike Mohring (49) kandidierte nicht erneut für das Präsidium, bekam aber für den Vorstand ein neues Ticket. Das Durchschnittsalter der Vorstandsmitglieder sank deutlich von 57,5 auf 52,6 Jahre.

Unter den stellvertretenden Vorsitzenden schnitt Jens Spahn mit 61,0 Prozent am schlechtesten ab. Dies wurde als die Quittung der Delegierten für seinen Auftritt bei der Fragerunde an die Kandidaten interpretiert. Spahn hatte sich in der Fragerunde zu Wort gemeldet, aber gar keine Frage gestellt, sondern stattdessen für Laschet geworben. „Ich sehe im Nachhinein: Es war nicht das passende Format“, schrieb der CDU-Politiker am Sonntag auf Twitter. „Das bedauere ich.“

Die weiteren stellvertretenden Vorsitzenden erhielten mehr Zustimmung: Thomas Strobl kam auf 69,4 Prozent, Silvia Breher auf 80,5, Julia Klöckner auf 81,6, und am besten behauptete sich Volker Bouffier mit 83,5 Prozent. Die Sympathie-Rangfolge bei den weiteren gewählten Präsidiumsmitgliedern: 88,5 Prozent für Michael Kretschmer, 85,0 für Reiner Haseloff, 81,0 für Karl-Josef Laumann, 80,0 für Norbert Röttgen, 76,4 für Bernd Althusmann, 76,3 für Monika Grütters und 54,4 für Annette Widmann-Mauz. Gregor Mayntz