Sebastian Holzhäuser aus Ailertchen freut sich für die Eidgenossen, hält aber im Spiel zur DFB-Elf
Deutscher Physio inmitten Schweizer Meister: So blickt ein Westerwälder auf das EM-Spiel am Sonntag
Schweizer Meister – im Handball: Sebastian Holzhäuser (rechts) und Ariel Pietrasik.
Lara Gassner

Am Sonntag trifft die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in ihrem dritten EM-Spiel auf die Schweiz. Ein Westerwälder, der schon seit Jahren im Land der Eidgenossen beheimatet ist, dürfte dieser Begegnung mit besonders viel Spannung hinfiebern.

In Yann Sommer ein italienischer Meister als Torwart, in Manuel Akanji ein englischer Meister als Abwehrchef und in Granit Xhaka ein deutscher Meister als Taktgeber im Mittelfeld. Es gibt weitaus schlechtere Achsen, um die sich eine Nationalelf bei der Fußball-Europameisterschaft aufstellen kann. Das Schweizer Nationalteam, letzter Gruppengegner der Nagelsmann-Elf (Sonntag, 21 Uhr, ARD), gilt längst nicht mehr als krasser Außenseiter.

Doch vor dem Turnierstart gab es auch Probleme in der „Nati“. Eine holprige Qualifikation mit vier Siegen, fünf Unentschieden und einer Niederlage bescherte der Schweiz nur Platz zwei hinter Rumänien. Dazu stand Trainer Murat Yakin (absolvierte zwischen 2000 und 2001 auch neun Spiele für den 1. FC Kaiserslautern) vermehrt in der Kritik.

Einer, der das vor Ort in der Schweiz mitbekommen hat, ist Sebastian Holzhäuser. Der 29-Jährige lebte bis zu seinem 18. Lebensjahr in Ailertchen im Westerwaldkreis. Nun ist sein Zuhause aber die Schweiz, genauer: Neuhausen am Rheinfall. Dort arbeitet Holzhäuser im benachbarten Schaffhausen als Physiotherapeut und kann sich seit dem 2. Juni dieses Jahres auch als Meister fühlen. Er begleitete die Kadetten Schaffhausen auf dem Weg zur Handball-Meisterschaft in der höchsten Spielklasse der Schweiz.

Bei den Kadetten wird oft über Fußball gesprochen

„Wir sind so ein bisschen das Pendant zu Bayern München im deutschen Fußball“, sagt der Westerwälder, „in den letzten 16 Jahren haben wir zwölf Mal die Meisterschaft geholt.“ Die Gespräche zwischen Holzhäuser und den Kadetten-Spielern drehen sich häufig um den Fußball, denn Holzhäuser selbst ist mit dieser Sportart groß geworden.

Er spielte seit seiner Jugend für die SG Westerburg. Nach einem Umzug kickte er auch im benachbarten Fußballkreis Limburg-Weilburg, ehe es ihn beruflich in die Rhein-Neckar-Region verschlug. Doch auch dort blieb er dem Fußball verbunden, wenn auch nicht als Spieler. Von Februar 2019 bis Juni 2022 arbeitete er als Physiotherapeut im Nachwuchsbereich der TSG 1899 Hoffenheim. In Deutschlands Maximilian Beier und Belgiens Amadou Onana erinnert sich der Physiotherapeut besonders an zwei EM-Akteure, „die bei mir des Öfteren auf der Liege lagen“.

Doch zurück zur „Nati“. „Im Vorfeld habe ich wenig von einer Euphorie mitbekommen“, findet Holzhäuser. Doch spätestens mit dem Auftaktsieg gegen Ungarn (3:1) änderte sich dies. Marvin Lier, Handballer der Kadetten, übermittelte Holzhäuser, der derzeit im Heimaturlaub weilt, die Stimmung in der Schweiz: „Mit dem Start wurde das Feuer hier richtig entfacht. Das war top.“

Remis gegen Schottland sorgt für einen Dämpfer

Nach dem überzeugenden Sieg wurde auch der viel kritisierte Yakin, der auch schon in Schaffhausen beim dortigen Zweitligisten als Trainer tätig war, für seine Aufstellung gelobt. Doch am zweiten Spieltag folgte ein 1:1 gegen Schottland. „Das haben die Schweizer schon als Dämpfer wahrgenommen“, erzählt Holzhäuser. Luka Maros, ebenfalls Handballer bei den Kadetten, sieht solche Spiele als Hauptproblem des Teams: „Gegen vermeintlich kleinere Gegner, gegen die sie selbst das Spiel machen müssen, haben sie ihre Mühen.“

Wie gut, dass nun mit der DFB-Elf einer der großen Favoriten wartet. Aufgrund der besseren Tordifferenz gegenüber Schottland stehen die Schweizer bereits mit einem Bein im Achtelfinale. Dort schalteten sie 2021 den amtierenden Weltmeister Frankreich aus – im Viertelfinale war gegen Spanien Endstation. „Weiter wird es meiner Meinung nach auch jetzt nicht gehen“, meint Maros.

Somit wird womöglich keine Meisterschaft für Sommer, Akanji und Xhaka dazukommen. Holzhäuser dagegen macht sich mit Deutschland Hoffnungen: „Ich freue mich, wenn die Schweizer gewinnen, ich hege große Sympathie für sie. Doch am Sonntag halte ich zu Deutschland und traue dem Team viel zu.“

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