Erst gegen Ende der Auszählung in Idar-Oberstein wurde aus dem blauen Fleck auf der Karte ein schwarzer. Kein Grund zum Aufatmen: Es war verdammt knapp. Eine Stadt, die von ihrer Weltoffenheit und globalem Handel lebt, die sich gern bunt, lebendig, facettenreich darstellt, muss auf ein solches Ergebnis geschlossen reagieren. Und zwar nicht mit Worthülsen und bekümmerten Lippenbekenntnissen.
Es war letztlich absehbar, dass die AfD in Idar-Oberstein sehr gute Karten hat und ihr die hohe Wahlbeteiligung in die Hände spielt. Warum? Man schaut den kleinen Leuten zu wenig auf den Mund, nimmt ihre Sorgen und Nöte nicht so ernst, wie man sie nehmen müsste. Da gibt es Berührungsängste und Arroganz, die man sich nicht leisten kann. Das Unsicherheitsgefühl am Bahnhof, die Müllproblematik in vielen Bereichen, Parteien, die zu stark mit sich selbst beschäftigt sind, eine Verwaltung, die sich redlich bemüht, aber auch oft darauf verweist, dass ihr die Hände gebunden sind: Diese negative, resignierte Stimmung in der Stadt ist einfach nicht aus den Köpfen zu kriegen.
Und genau das ist der Nährboden für die AfD, die einfach nur zuschauen muss und abwarten kann, wie die anderen Fehler machen. Geht das ewig so weiter? Einen Hoffnungsschimmer gibt es: Die AfD ist seit der Kommunalwahl 2024 stark im Stadtrat vertreten. Nun zeigt sich, wie und ob man sich konstruktiv einbringt. Bislang ist davon allerdings so gut wie nichts zu sehen.
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Der blaue Fleck ging nur langsam weg
Wie haben die Idar-Obersteiner gewählt? Wer sind Gewinner, wer hat verloren? Wir schauen auf die Ergebnisse.