Der jüngste Bericht der Bundesregierung zur zukunftssicheren Finanzierung der Sozialen Pflegeversicherung hat die Sicht der Privaten Krankenversicherung (PKV) bestätigt: Nur mit mehr Kapitaldeckung lässt sich die Pflege generationengerecht reformieren. Das sollte nun auch der Bundesgesundheitsminister beherzigen.
Die große und bisher ungelöste Frage der Sozialpolitik lautet: Wie sichern wir die Pflege der heute 60-Jährigen? Bis die großen Jahrgänge der Babyboomer pflegebedürftig werden und massiv ansteigende Pflegekosten verursachen, bleiben der Sozialen Pflegeversicherung (SPV) noch etwa 20 Jahre. Diese Zeit müssen wir nutzen, um die nötigen finanziellen Reserven aufzubauen.
Die in dem jüngsten Bericht der Bundesregierung enthaltenen Vorschläge für eine ergänzende kapitalgedeckte Vorsorge gehen dabei in die richtige Richtung. Denn wie man es auch dreht und wendet: Es führt kein Weg daran vorbei, kapitalgedeckte Reserven zu bilden, um das umlagefinanzierte System zu stützen. Alles andere wäre nicht generationengerecht. Zu dieser Einsicht gelangt hoffentlich auch Bundesgesundheitsminister Lauterbach, der nach der Sommerpause Pläne für eine Reform der Pflegefinanzierung vorlegen will.
Kinder und Enkel der Babybommer sind die Leidtragenden
Alle anderen Ideen taugen nicht dazu, das Demografieproblem der umlagefinanzierten Sozialen Pflegeversicherung zu beheben. Sie würden das Problem lediglich verschleppen – und damit immer weiter vergrößern. Die Leidtragenden wären die Kinder und Enkel der Babyboomer, die als Beitrags- und Steuerzahler der Zukunft die finanziellen Lasten der versäumten Sozialreformen schultern müssten. Wer die Pflege generationengerecht reformieren will, darf deshalb nicht nur an die heutigen Pflegebedürftigen denken.
Konkrete und durchgerechnete Lösungskonzepte liegen auf dem Tisch, so etwa der „Neue Generationenvertrag für die Pflege“ des PKV-Verbandes. Das Konzept sieht vor, den Beitragssatz zur SPV zu stabilisieren oder auch zu senken, indem die Leistungsausgaben weniger stark steigen als die Einnahmen. So könnte sich die jüngere Generation bei vergleichbarer finanzieller Gesamtbelastung zukünftig sogar mit einer Pflegezusatzversicherung eine vollständige Absicherung der Pflegekosten leisten. Zudem gibt es das vom Expertenrat Pflegefinanzierung vorgelegte Konzept für eine generationengerechte Pflege+ Versicherung.
Schon heute stehen gute und bezahlbare Pflegezusatzversicherungen zur Verfügung. Das belegt eine aktuelle Marktanalyse der Rating-Agentur Assekurata, die im Auftrag des PKV-Verbands das Tarifangebot untersucht hat. So kann man ein monatliches Pflegegeld von 1400 Euro bei Versicherungsbeginn mit Alter 25 bereits ab 30 Euro im Monat absichern, mit Alter 35 für 45 Euro und mit 45 ab 67 Euro. Je früher die Zusatzvorsorge abgeschlossen wird, desto günstiger ist sie übrigens auch in der Gesamtlaufzeit. Solche privaten oder betrieblichen Vorsorgelösungen sollte die Politik fördern, etwa durch Abgabenfreiheit der Beiträge.
Unser Gastautor Thomas Brahm wurde in Bonn geboren und machte von 1982 bis 1985 seine Ausbildung bei der Debeka-Geschäftsstelle in Bonn. Später hatte er dann verschiedene Führungspositionen in Koblenz, Köln, Hannover und Berlin inne. Seit dem Jahr 2007 ist er Mitglied des Debeka-Vorstands, seit dem 1. Juli 2018 Debeka-Vorstandsvorsitzender. Brahm ist verheiratet und hat drei Kinder. Die Freizeit verbringt er gern mit der Familie – und ist auf zwei oder vier Rädern in der Region unterwegs. red