Fußball-EM: Iberer stehen nach Sieg gegen Italien im Achtelfinale - "Azzurri" unter Druck
Das spanische Spiel kennt keine Grenzen – Italiener nach 0:1-Niederlage unter Druck
Euro 2024: Spanien - Italien
Auf Schalke stark am Ball: der Spanier Nico Williams (links) gegen Italiens Giovanni Di Lorenzo. Foto: D. Inderlied/dpa
dpa / David Inderlied. dpa

Das ging schnell: Spanien steht im Achtelfinale der Fußball-EM. In Gelsenkirchen spielten die Iberer gegen Italien stark - ganz zur Freude eines prominenten Besuchers.

Lesezeit 3 Minuten

Der König hielt Hof. Felipe VI. wollte im bürgerlichen Gelsenkirchener Stadtteil Schalke begutachten, was die Landesauswahl leistet bei diesem Kontinentalvergleich unter Europas Fußballern. Und so musste das Fußvolk erst einmal vor dem Stadion warten, bis der royale Ehrengast im karierten Jackett aus seiner Limousine gestiegen war. Erst dann durften die „normalen“ Besucher passieren. Der spanische König sah schließlich, dass es gut war und seine „Selección“ nach dem 1:0 (0:0) gegen Titelverteidiger Italien im EM-Achtelfinale steht.

Doch das soll es nicht gewesen sein. „Wir wollen natürlich Europameister werden“, sagte der überragende Offensivmann Nico Williams. Der 21-jährige Linksfuß von Athletic Bilbao war gegen überforderte Italiener an zahlreichen Torchancen beteiligt – und vergab zwei selbst, per Kopfball (10.) und per Lattentreffer (71.). „Wir können uns auf jeden Fall weiter verbessern“, schickte Trainer Luis de la Fuente gleich mal eine Kampfansage an andere Titelaspiranten wie das deutsche Team. „Wo die Grenzen sind, das weiß ich nicht.“

Jungstars um Yamal drehen auf

Der 63-Jährige fand gleichwohl schon einen Superlativ. „Das war wahrscheinlich das beste Spiel unter meiner Regie“, sagte er und führte aus: „Italien hat so schwach ausgesehen, weil wir so gut waren.“ Womit de la Fuente zweifelsfrei Recht hatte. Neben Williams gefielen im zentralen Mittelfeld Fabián Ruiz sowie Stürmer Álvaro Morata, der so fit wirkt wie lange nicht. Jungstar Lamine Yamal, der am Tag vor dem EM-Finale seinen 17. Geburtstag feiern wird, fiel durch ein rasantes Dribbling (24.) und einen gefährlichen Linksschuss auf (61.).

So hatte die „Squadra Azzurra“ gegen stürmische Spanier arge Probleme in der Verteidigung. Und im Spiel nach vorne ging so gut wie gar nichts. „Wenn man so viele Fehlpässe spielt, haben sie die Qualität, dich zu bestrafen“, urteilte Torwart Gianluigi Donnarumma, der mit einem guten Dutzend Paraden dafür gesorgt hatte, dass es kein italienisches Debakel wurde. Der Keeper hielt gegen Pedri (1.), Morata (24.), Ruiz (26.) sowie Ayoze Perez (90.+1 und 90.+2) erstklassig. Das einzige Gegentor erzielte ein Mitspieler Donnarummas: Nach einer Flanke von Williams verlängerte Morata per Kopf, Riccardo Calafiori lenkte den Ball ins eigene Netz (55.).

Viel zu spät, erst in der Schlussphase, unternahmen Mannschaft und auch Fans ernsthafte Versuche, das Spiel zu drehen. Eine Aktion hätte nach guter und effektiver italienischer Sitte gereicht, um doch noch ein Remis davonzutragen – aber dazu fehlte die Qualität vor allem in der Offensive. Trainer Luciano Spalletti übte deutliche Kritik. „Ich habe von den Spielern mehr erwartet. Wir sind gar nicht ins Spiel gekommen und waren am Ende nicht ebenbürtig“, sagte der 65-Jährige. „Wenn ein paar Spieler nicht auf Niveau sind, dann wird es für die anderen schwieriger. Das ganze Team hat enttäuscht.“

Italiener “wütend" ins Gruppenfinale

Auch arrivierte und kreative Kräfte wie Federico Chiesa oder Nicolò Barella hatten deutlich mehr damit zu tun, den Spaniern hinterherzulaufen als sich um ihr eigenes Spiel kümmern zu können. „Wir sind wütend, aber das sollten wir für die letzte Partie nutzen, wir haben unser Schicksal noch in der eigenen Hand“, sagte Torwart Donnarumma trotzig. Die „Azzurri“ brauchen zum Gruppenabschluss am Montag (21 Uhr) in Leipzig gegen die noch sieglosen Kroaten mindestens einen Punkt, um den zweiten Platz abzusichern. Spanien trifft dann in Düsseldorf auf Albanien, das ebenfalls noch Chancen aufs Weiterkommen hat. Im Achtelfinale bekommen es die Iberer am 30. Juni in Köln mit einem Gruppendritten zu tun, der noch nicht feststeht.

Ob König Felipe VI., dessen voller Name übrigens Felipe Juan Pablo Alfonso de Todos los Santos de Borbón y Grecia lautet, auch dieses Spiel vor Ort verfolgen wird, ist noch nicht bekannt. Als der heute 56-Jährige vor zehn Jahren den spanischen Thron bestieg, schied die Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien nach den glorreichen Titelgewinnen bei WM (2010) und Europameisterschaften (2008, 2012) bereits in der Vorrunde aus. Zehn Jahre später ist dieses Schicksal schnellstmöglich abgewendet.

Top-News aus der Region