Die Industrie- und Handelskammern Koblenz und Rheinhessen appellieren an Land und Kommunen, die Flächenplanung für Industrie und Gewerbe voranzutreiben. Dabei geht es ihnen besonders um die Vision eines Biotech-Valleys. Demnach sollen Aktivitäten, die den Biotechnologiestandort stärken, von Mainz bis in den Landkreis Birkenfeld hinein ausgedehnt werden – entlang der Achse Mainz, Ingelheim, Bingen, Bad Kreuznach, Idar-Oberstein und Birkenfeld. Ein Vorschlag, den die IHK Koblenz bereits im November 2021 in Abstimmung mit der IHK Rheinhessen gemacht hatte.
„Größere, schnell verfügbare Industrie- und Gewerbeflächen sind ein zentraler Engpass für die Weiterentwicklung der Wirtschaft in Rheinland-Pfalz geworden – das gilt besonders mit Blick auf die Idee eines Biotech-Valleys“, schreibt die IHK Rheinhessen in einer aktuellen Pressemitteilung. Deshalb appellierten die Industrie- und Handelskammern Koblenz und Rheinhessen an Land und Kommunen, ihre strategische Flächenplanung voranzubringen und transparent zu machen. Gefragt sei ein digitaler Flächenpool, in den sich Land, Regionen und Kommunen aktiv einbringen, und der neben fertig geplanten Gebieten und allen verfügbaren großen Flächen auch Potenziale offenlege. Zusätzlich sei eine Flächen-Vermarktungsstrategie entscheidend, um Interessenten überregional zu erreichen.
Auch Biotech-Firmen jenseits der Landeshauptstadt
Wie Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz, schon Ende 2021 erklärte, hätten Biotech-Firmen „längst das Potenzial fernab der Landeshauptstadt erkannt“. Bereits 1986 wurde die Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld gegründet und damit der Weg zu einem Biotechnologiestandort in dieser Region geebnet, wie die IHK Koblenz auf Anfrage erklärt. Mit der Stiftung arbeite Biontech in der Entwicklung von Medikamenten und Technologien für individualisierte Krebstherapien zusammen.
„Im Kreis Birkenfeld gibt es neben Biontech viele weitere Unternehmen im Bereich Biotechnologie“, betont die IHK Koblenz. Die Idee des Biotech-Valley sei von weiteren Akteuren aufgegriffen worden und „mündete in einer gemeinsamen Resolution im April 2022“. Angestoßen von der Regionalinitiative Rhein-Nahe-Hunsrück e. V. sei diese von den Kreisen Mainz-Bingen, Bad Kreuznach und Birkenfeld sowie von den Städten Bad Kreuznach, Bingen, Ingelheim und Idar-Oberstein unterzeichnet worden. Weitere Unterzeichner seien die beiden Industrie- und Handelskammern Koblenz und Rheinhessen sowie die Hochschulen in Trier und Bingen.
Rasch verfügbare Baugebiete laut IHK Schlüssel zum Erfolg
„Wir müssen jetzt die Basis dafür schaffen, dass sich solche Erfolge wie die geplante Ansiedlung des Pharmakonzerns Eli Lilly wiederholen können“, wird Günter Jertz, Hauptgeschäftsführer der IHK für Rheinhessen, in der Mitteilung zitiert. „Schlüssel für die Milliardeninvestition auf 30 Hektar Fläche in Alzey war das rasch und flexibel verfügbare Baugebiet. Hier sind Mainz und die angrenzenden Landkreise ebenso wie das Land in der Pflicht, verfügbare Flächen und Potenziale nutzbar zu machen, damit wir die Idee eines Biotech-Valley mit der Universität Mainz als Inkubator mit Leben füllen können.“ In Alzey will der US-Pharmakonzern Eli Lilly eine neue Produktionsstätte für Medikamente, etwa gegen Diabetes, errichten.
Für die Entwicklung, so heißt es weiter in der Mitteilung der IHK Rheinhessen, seien nicht nur neue Ansiedlungen gefragt, sondern auch Unternehmen, die am Standort wachsen möchten oder sich zum Beispiel mit einer Erweiterung der Lagerfläche in ihren Lieferketten resilienter aufstellen wollen. Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz, mahnt an, dass das Land seine ursprünglichen Planungen zur Weiterentwicklung des Landesentwicklungsplans deutlich beschleunigen sollte. „Die bestehenden Betriebe können nicht bis 2027 warten, um Planungssicherheit über mögliche Erweiterungsflächen zu erhalten. Eine international ausgerichtete Ansiedlungspolitik ohne eine transparente Darstellung verfügbarer Flächen kann ebenfalls nicht zum Erfolg führen.“ red, dpa, csa