Der Autozulieferer ZF zückt den Rotstift. Man beabsichtigt, die verlustreiche Produktion in Gelsenkirchen zum Jahresende 2024 zu schließen, teilte das Unternehmen am Montag in Friedrichshafen mit. In dem Werk sind derzeit noch rund 200 Menschen beschäftigt, sie stellen Lenkungen für Autos und Nutzfahrzeuge her. Schon 2018 hatte eine Schließung gedroht, damals ging es mit weniger Personal weiter. In Hoffnung auf Aufträge für Elektrolenkungen für Lastwagen nahm die Firma nach eigenen Angaben Millionenverluste in Kauf. Die erhofften Aufträge kamen aber nicht. Nun soll endgültig die Reißleine gezogen werden.
Die Geschäftsführung will Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern führen. Man wolle „gute Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter“ finden, hieß es von ZF. Der Konzern mit Sitz am Bodensee hat weltweit rund 165.000 Beschäftigte, davon 53.000 in Deutschland. Der Jahresumsatz 2022 lag bei 43,8 Milliarden Euro.
Scharfe Kritik vom Betriebsrat
Der Betriebsrat reagiert mit scharfer Kritik auf die Schließungspläne. Er sei empört, erklärte der Vorsitzende des ZF-Gesamtbetriebsrats, Achim Dietrich, mit Blick auf die am Montag veröffentlichte Entscheidung des Managements. „Die Beschäftigten und deren Familien gehen verunsichert in die Weihnachtsferien.“
Wer sich für eine Zukunft bei ZF in Koblenz entscheidet, erhält im Gegenzug eine Beschäftigungsgarantie bis zum 31. Dezember 2026 und die Chance zur persönlichen Weiterentwicklung – etwa durch Fortbildung.Arbeitnehmervertreter und Management treffen Zukunftsvereinbarung: Beschäftigungsgarantie bei ZF Koblenz
„Wir haben dort engagierte Fachkräfte und eine neu renovierte Infrastruktur“, sagte Dietrich. „Wenn der Wille im Vorstand bestehen würde, könnte dort die Produktion ausgelastet werden.“ Der Betriebsrat ergänzte: „Meines Erachtens geht es bei der Schließung von Schalke um eine Richtungsentscheidung des Vorstands gegen die Standorte in Deutschland.“
In Koblenz sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen
Der große ZF-Standort in Koblenz ist aktuell vor solch gravierenden Maßnahmen sicher. Durch eine Betriebsvereinbarung sind die mehr als 2000 Beschäftigten dort mindestens bis Ende 2026 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt, sagt Ali Yener auf Anfrage unserer Zeitung. „Wir konnten in Koblenz bereits 2021 einen Tarifvertrag Transformation abschließen, in dem ein Zielbild für den Standort vereinbart wurde“, erklärt der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Koblenz – genau solche Vereinbarungen fehlen auf Schalke.
Der Umzug des ZF-Werks von Ahrweiler nach Niederzissen verzögert sich - und Gewerkschaft und Betriebsrat schlagen Alarm. Sie befürchten, dass das ganze Projekt infrage steht. Auch in Neuwied hat ZF einen Standort.Umzug des ZF-Werks nach der Ahrflut verschiebt sich: IG Metall bangt um Zukunft des Unternehmens in der Region
„In Koblenz sieht man, wie eine starke gewerkschaftliche Situation und gute Betriebsratsarbeit Arbeitsplätze sichert, auch und gerade in Zeiten des Wandels“, betont Yener.
Infos des Unternehmens zu Ahrweiler und Neuwied
Auch ein Sprecher von ZF verweist auf Anfrage unserer Zeitung auf die Zielbildvereinbarung für Koblenz. “Für das Werk Ahrweiler wurde ebenfalls ein Zielbild vereinbart, das unter anderem eine Beschäftigungssicherung bis Juni 2026 vorsieht„, so der Sprecher weiter, der außerdem auf den geplanten Umzug des bei der Flutkatastrophe schwer beschädigten Werks nach Niederzissen zu sprechen kommt. Dafür habe ZF eine verbindliche Zusage gegeben. “Der Zeitplan sieht einen Umzug im Jahr 2026 vor.„
Insgesamt beschäftigt ZF in Rheinland-Pfalz nach eigenen Angaben rund 2900 Menschen – unter anderem auch in Neuwied, wo sich ein Standort von ZF Aftermarket befindet. Dort befindet sich keine Produktion, sondern unter anderem Verwaltungsbereiche und ein Logistikcenter, von dem aus nahezu alle Handelsorganisationen der Pkw-Kunden von ZF und Kunden im freien Ersatzteilemarkt beliefert werden. “Wir erwarten eine stabile Entwicklung in den nächsten Jahren, die sich auch in einer Standort- und Beschäftigungssicherung bis Ende 2027 ausdrückt", so der Sprecher. tim, dpa