Start verschoben: Der Medizincampus Koblenz startet nicht wie geplant zum Wintersemester 2024/2025, sondern frühestens zum Sommersemester 2025. Das bestätigte das rheinland-pfälzische Gesundheits- und Wissenschaftsministerium auf Anfrage unserer Zeitung. Damit können die ersten Medizinstudierenden den klinischen Teil ihrer Ausbildung frühestens im nächsten Sommer in Koblenz beginnen. Neben Trier wird Koblenz der zweite Medizincampus im Land sein.
Die Pläne sehen beispielsweise vor, dass bis zu 25 Fünftsemester im Bundeswehrzentralkrankenhaus (BwZK), im Landeskrankenhaus, im Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein (GKM) sowie im Katholischen Klinikum Koblenz-Montabaur (KKM) an Patientenbetten stehen – eigentlich ab diesem Wintersemester. Bis Ende 2027 sollen die Studierenden zunächst freiwillig in die Rhein-Mosel-Stadt kommen.
Im Dezember des vergangenen Jahres hatten die Kooperationspartner, also die Universitätsmedizin Mainz, die Bundeswehr sowie das Mainzer Gesundheitsministerium, eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet (wir berichteten).
Ministerium spricht von „großem Aufwand“
Das Gesundheitsministerium begründete die Verschiebung auf Anfrage mit dem „großen Aufwand“, der mit dem Start des Medizincampus Koblenz verbunden sei, sowie mit Abstimmungen mit dem Bundesverteidigungsministerium und vertraglichen Vereinbarungen. Das Bundesverteidigungsministerium ist der Träger des BwZK.
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte, dass den Kooperationspartnern kein konkreter Zeitpunkt oder eine Ausschlussfrist für die Vertragsunterzeichnung vorgegeben sei. Und weiter: „Insbesondere der Aufbau der erforderlichen Infrastruktur für die Studierenden am Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz, aber auch die finale kapazitäts-vertragsrechtliche Regelung ist für die Partner des Medizincampus Koblenz mit großem Aufwand verbunden.“
Hier geht es nach Worten des Sprechers vor allem auch um eine Abstimmung mit dem Bundesverteidigungsministerium. Das müsse die Haushaltsmittel bereitstellen und eine Prüfung der Verträge vornehmen, so der Sprecher von Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD). Es sei wichtig, dass „die notwendige Prüfung der vertraglichen Voraussetzungen mit großer Gründlichkeit vorgenommen wird“. Das Motto des Ministeriums lautet also: Gründlichkeit vor Schnelligkeit.
Der Sprecher betonte noch einmal das gemeinsame Bekenntnis der Partner zum Koblenzer Medizincampus und zur Erhöhung der Medizinstudienplätze in Rheinland-Pfalz. Diese gemeinsame Überzeugung sei die Grundlage von „sehr konstruktiven Abstimmungen“ zwischen den Kooperationspartnern.
Im vergangenen Dezember Absichtserklärung unterzeichnet
Minister Hoch hatte im vergangenen Dezember beim Unterschreiben der Absichtserklärung gesagt: „Heute ist ein guter Tag für den Medizinstandort Rheinland-Pfalz und für die ganze Region Koblenz.“ Hoch hatte damals auch angekündigt, dass durch den Medizincampus die Zahl der vorklinischen Studienplätze an der Unimedizin Mainz von 450 auf 500 aufgestockt werden soll.
Am Ende ging alles plötzlich ganz schnell. Fast ein Jahr verhandelten Bund, Land, Unimedizin Mainz und mehrere Koblenzer Kliniken rund um das Bundeswehrzentralkrankenhaus über die Schaffung eines Medizincampus Koblenz.Medizincampus Koblenz sei Dank: Mainz erhöht Zahl der Studienplätze auf 500
Der Medizincampus Koblenz, die klinische Ausbildung von Medizinstudierenden ab dem fünften Semester, gilt als wichtiger Baustein im Kampf gegen den immer drängender werdenden Ärztemangel im nördlichen Rheinland-Pfalz.Am Freitag fällt der Startschuss für den Medizincampus: Studium in Koblenz startet im Wintersemester 2024
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Diese Aufstockung ist wohl nur möglich, wenn die Universitätsmedizin durch den Medizincampus in der klinischen Phase vom fünften bis zum zehnten Semester – dem Flaschenhals der Medizinerausbildung – entlastet wird. An der Uniklinik gibt es nämlich deutlich zu wenige Plätze für die klinische Ausbildung. Bundesweit besteht ein erhöhter Bedarf an ärztlichem Nachwuchs.
Die ursprünglichen Pläne in Koblenz waren jedoch deutlich ambitionierter: In ihrem unter der Federführung des BwZK entstandenen und im April 2023 vorgelegten Konzept für einen „Campus Koblenz der Universitätsmedizin Mainz“ hatten die Projektpartner mit einer Startkapazität von 36 klinischen Medizinstudierenden pro Semester geplant. Diese sollte mittelfristig auf 48 bis 60 Studierende ausgebaut werden (wir berichteten).
CDU-Fraktion fordert Aufarbeitung
Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christoph Gensch, bedauerte in einer ersten Reaktion den verschobenen Start der akademischen Außenstelle der Unimedizin Mainz in Koblenz. Er forderte, die Gründe hierfür „schleunigst aufzuarbeiten“. Der in den Sommer verschobene Beginn bedeute eine zusätzliche Belastung für die Mainzer Unimedizin, sagte Gensch. Gerade im klinischen Studienabschnitt des Medizinstudiums überschreite sie seit Längerem „sehr deutlich ihre Kapazitätsgrenzen“.
Die CDU-Opposition verlangt seit längerer Zeit eine Erhöhung der Medizinstudienplätze um mindestens 200 Plätze im Land. Gensch kritisierte, dass die Landesregierung dieser Forderung nicht nachkomme. Nun verzögerten sich „selbst kleinere Schritte in die richtige Richtung. Das ist nicht länger hinnehmbar“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion.