Altenkirchen

„Desaster“: Auch Kulturbüro fehlen Besucher

„Es ist ein Desaster, eine Katastrophe“: Um deutliche Worte ist Helmut Nöllgen, Vorsitzender des Kulturbüros Haus Felsenkeller, nicht verlegen, wenn es um die Folgen der Corona-Pandemie für den Trägerverein geht, der die Altenkirchener Stadthalle mit hochkarätigen Kulturveranstaltungen bespielt und alle zwei Jahre prominente Künstler ins Spiegelzelt lockt. Nach der Absage des mehrwöchigen Festivals hat er mit seinem Team aus dem Stand ein Ersatzprogramm auf die Beine gestellt. Für die „Kultur unterm Sternenzelt“ hat es zwar viel Lob gegeben, finanziell war das Trostpflaster jedoch ein teurer Flop, weil sich die Tickets nicht so gut verkauften wie erhofft. Besonders am letzten der drei Abende blieben die Zuschauerreihen vor der Bühne sehr licht. Ein Minus von 10.000 Euro, so schätzt Nöllgen, steht unterm Strich zu Buche.

Von Michael Fenstermacher
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Das verschärft die ohnehin angespannte finanzielle Situation des Kulturbüros noch weiter. Denn auch die Veranstaltungen in der Stadthalle sind derzeit bei Weitem nicht kostendeckend. „Wir haben die gleichen Kosten, können aber nur viel weniger Besucher in die Halle lassen“, erklärt Nöllgen. Und das vor dem Hintergrund wieder steigender Infektionszahlen. Ob daher auch künftig noch bis zu 150 Besucher in Innenräumen zugelassen sind, kann niemand voraussehen. Diese Unplanbarkeit wirkt sich bereits auf den Spielplan aus. Der Auftritt von Kabarettist Herbert Knebel mit seinem Affentheater, gebucht als das wohl prominenteste Zugpferd der bevorstehenden Winterspielzeit, wurde gerade erneut verschoben – auf den Dezember 2021. Zwar wird für einen verschobenen Auftritt erst einmal keine Gage fällig. „Aber die Unsicherheit macht alles sehr schwierig“, klagt Helmut Nöllgen. Und schwierig ist die Situation ohnehin für den Felsenkeller als freien Kulturträger, der nicht – wie Nöllgen im Vergleich zur Hachenburger Kulturzeit feststellt – eine Kommune zur finanziellen Absicherung im Rücken hat. „Wir müssen mehr als 50 Prozent unserer Kosten selbst erwirtschaften“, erklärt der Wahl-Westerwälder.

Wie die Bilanz für das Pandemie-Jahr 2020 tatsächlich aussieht, zeige sich zwar erst im kommenden Jahr, aber die Lage sei ganz sicher existenziell. „Viele haben schon aufgegeben“, weiß Nöllgen aus Gesprächen mit Mitstreitern aus der freien Kulturszene. Das aber kommt für das Urgestein der Altenkirchener Kulturlandschaft so schnell nicht infrage. Michael Fenstermacher

Archivierter Artikel vom 01.09.2020, 15:54 Uhr