Auszeichnung geht an junge Forscher und Gründer - Gartenprojekt auf Platz eins
Ambitionierte Projekte: Preisträger setzen auf Solidarität und Naturschutz
Kira Schultz (von links) und Malin Außenhofer übergaben Förderpreise an Julia Binder und Thomas Middelanis (Agroforst-Monitoring, dritter Preis), Vincent Marnitz (Seegrastrockner, zweiter Preis) und Sieger Robin Strellen (Garten Idem). Thomas Ullrich, Vizevorsitzender der Raiffeisen-Gesellschaft, moderierte.
Katrin-Maue-Klaeser

Mehr als 100 Bewerber haben Steckbriefe ihrer Projekte im Wettbewerb um den Raiffeisen-Förderpreis eingereicht. Die drei Erstplatzierten wurden auf Schloss Montabaur ausgezeichnet und nutzten die Gelegenheit, ihre Projekte kurz zu präsentieren.

Platz eins hat Robin Strellen aus dem Eifeldorf Idenheim belegt. Sein „Garten Idem“ – der Dialektname seines Heimatorts spiele zugleich auf „Eden“ an – dient der gemeinschaftsbasierten Lebensmittelversorgung. Der Garten befindet sich als solidarische Landwirtschaft in seiner ersten Saison: Gemeinsam nehmen die Mitglieder ihre Lebensmittelversorgung in Teilen selbst in die Hand und übernehmen damit zugleich Verantwortung für ihren Konsum. Seit einem Jahr läuft dazu ein Pilotprojekt, an dem 52 Mitgliedshaushalte teilnehmen. „Wir versorgen 50 Haushalte nachhaltig mit Lebensmitteln und das in partizipativer Form“, sagte Stellen.

Daneben dient der Garten als Ort der Begegnung und des Lernens für jedes Alter, heißt es in der Projektbeschreibung. Strellens Vision war es von Beginn an, dass in der Eifel ein breites Netz von sich gegenseitig unterstützenden, kleinstrukturierten Gartenprojekten entsteht, damit noch mehr Menschen Zugang zu regional produziertem Gemüse und einer Gemeinschaft finden können. „Wir wollen ein neues Miteinander denken“, sagte Strellen, der eine Gewinnsumme von 5000 Euro mit nach Idenheim nimmt.

Mit seiner Idee, aus dem Ärgernis und Entsorgungsproblem Seegras einen Werkstoff zu machen, hat Vincent Marnitz Platz zwei belegt. Die Prämie von 3000 Euro will er in seinen „Seegrastrockner“ investieren. Marnitz stammt von der Insel Poel, wo er angeschwemmtes Seegras aufbereiten und damit mehr positives Bewusstsein für diesen jahrhundertelang genutzten, nachhaltigen Rohstoff schaffen will. Es könnten daraus diverse regionale Artikel hergestellt werden, etwa Souvenirs wie Kissen. Im Bauwesen könnte es als Dämmmaterial dienen. Sammlung, Aufbereitung und Anwendung des Seegrases bieten nach Marnitz’ Ansicht neue Arbeitsplätze, weitere nachhaltige Projekte könnten in der Folge entstehen.

Thomas Middelanis und Julia Binder haben mit ihrem „Agroforst-Monitoring“ Platz drei belegt und 2000 Preisgeld erhalten. Die beiden jungen Landschaftsökologen möchten ein Langzeit-Forschungs- und Bildungsprojekt aufbauen, das Innovationen in der Landwirtschaft für alle zugänglich macht – zum Erfahren, Evaluieren und Verstehen. Daran beteiligen sich immer mehr Interessierte aus Gesellschaft, Landwirtschaft und Wissenschaft. Konkret geht es um die Kombination von Gehölzreihen mit Acker- oder Grünlandnutzung (Agroforst). Diese Ökosysteme, die mehr ökologische Interaktion, mikroklimatische Effekte und Bodenökologie zulassen, besser zu verstehen heiße auch, Artenkenntnis und ganzheitliches ökologisches Wissen aufzubauen. Von Kita-Gruppen bis zu Hochaltrigen reichen die Teilnehmer, Binder und Middelanis haben dazu sogar ein Kinderbuch veröffentlicht.

Top-News aus der Region