Ahmad Mansour berät CDU-Spitzenkandidat Baldauf in Sachen Bildung und Integration
Ahmad Mansour: Der Mann für unangenehme Fragen
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Rheinland-Pfalz/Berlin. Ahmad Mansour ist ein sehr angenehmer Gesprächspartner. Das wirkt fast wie eine Täuschung, schließlich steht das Gesicht des Sohnes arabischer Israelis im Talkshowkosmos der Lanzes, Illners und Wills für die radikale Kritik am radikalen Islam. Mansour verkörpert den Tabubruch, prangert muslimischen Antisemitismus, rückständige Sexualmoral und patriarchale Strukturen an, die mit den Flüchtlingen im Jahr 2015 nach Deutschland gekommen sind. Dieser Mann fürs Unangenehme berät nun CDU-Spitzenkandidat Christian Baldauf im Landtagswahlkampf. Doch sein Ansatz ist vergleichsweise verständnisvoll und sanft.

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„Leute für die Freiheit begeistern“

Mansours Ideen für Schulen und Kindergärten haben zunächst einmal nichts mit klassischen Lerninhalten zu tun. Er will stattdessen eine andere Kultur des Umgangs miteinander etablieren. „Mein Gesamtkonzept sieht vor, Leute für die Freiheit zu begeistern“, sagt er. „Wenn ich Leute treffe, die nicht meiner Meinung sind, kann ich das auch als Herausforderung begreifen. Das muss ganz, ganz früh ansetzen.“ Er kritisiert die sehr frühe Leistungsorientierung im Bildungssystem: „Wir fragen ständig: ,Was kannst du? Was schaffst du?' Aber nie: ,Was willst du? Wie geht es dir? Was glaubst du, denkt dein Gegenüber?'“ Dieser Hang zur Selbstbezogenheit und Selbstoptimierung sei dann Nährboden für vielerlei Probleme. Wer sein Gegenüber nicht als Individuum anerkennt, dem man Empathie entgegenbringt, der sei anfällig für Verallgemeinerungen. Dabei ließe sich gut gegensteuern: „Das kostet nicht viel. Das kann man in einem Stuhlkreis am Morgen tun oder in kurzen Gesprächen.“

Diese Gespräche sind allerdings die eigentliche Herausforderung. „Wir müssen Dinge ansprechen und auch solche Themen nicht ausblenden, die konfliktreich sind, ärgerlich sind.“ Mansour weiß aber, dass ehrenamtliche Integrationsarbeiter und selbst Profis wie Erzieher oder Lehrer genau dazu neigen. Nicht nur in den Ballungszentren. Gerade auch im ländlichen Raum. „Mein Eindruck ist dabei: Die Bemühungen sind wirklich sehr groß, aber die Erfahrungen sehr klein“, sagt er. Er wolle ehrenamtliches Engagement gar nicht kleinreden. „Es ist immer zu begrüßen, wenn Menschen sich engagieren wollen. Aber wenn nur Ehrenamtler das tun, dann entsteht keine Professionalität.“ Menschlich sei es vollkommen nachvollziehbar, im angenehmen Spektrum zu bleiben: „Schwierige Themen wie Antisemitismus und Meinungsfreiheit werden dann ausgespart. Das ist auch verständlich.“ Denn in diesen Themen herrsche Unsicherheit, und auch die Harmonie werde gebrochen.

Letzteres gelte aber auch für Lehrkräfte. „Auch diese Profis brauchen Unterstützung“, fordert Mansour. Man müsse einerseits deren Ausbildung anders gestalten, ihnen andererseits auch schlichtweg Zeit für die Arbeit an Konfliktthemen geben. Die Lehrkräfte sollen lernen, wie sie auf „Interessen und Sozialisation“ der Menschen eingehen, mit hierzulande ungewohnten „patriarchalischen Strukturen“ oder den nahöstlichen Verschwörungstheorien zum Existenzrecht Israels. In seinem Buch „Klartext zur Integration. Gegen falsche Toleranz und Panikmache“ prangerte Mansour beispielsweise an, dass Flüchtlinge im Integrationskurs zwar lernen, wie man Müll trennt, aber kein Wort über Sexualität und Sexualmoral verloren wird.

Früh mit Erziehungsarbeit beginnen

Mansour wirbt dafür, schon sehr früh mit dieser Eziehungs- und Aufklärungsarbeit zu beginnen. Der Psychologe arbeitet auch mit Extremisten in Gefängnissen. „Bei erwachsenen Menschen mit einem geschlossenen Weltbild können wir kaum ansetzen. Dann ist die Arbeit enorm schwierig und ohne Erfolgsgarantie“, erklärt er. In der Schule säßen aber Sechs- bis Zehnjährige, die offen für Neues seien. Dabei müsse auch die politische Kultur im Allgemeinen wieder bereit für offene Diskussionen sein: „Wir sollten nicht in Blasen denken, keine Argumente ausblenden. „Da will ich auch die naive Politik der SPD ansprechen: Wir dürfen nicht mit Akteuren des politischen Islam kooperieren. Die sind kein Partner in der Prävention und auch nicht in der Integration.Wenn man aber nach Berlin schaut, dann merkt man, dass genau solche Akteure konsequent hofiert werden.“

Von unserem Mainzer Korrespondenten Carsten Zillmann

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