Koblenz
3. Türchen im RZ-Adventskalender: Der heimliche Lindwurm
In diesem Bogen der Balduinbrücke verbirgt sich ein Drache.
Thomas Kölsch

Die Balduinbrücke dürfte die wahrscheinlich berühmteste Brücke in Koblenz sein, auf jeden Fall aber die älteste, wenn man von einer vermuteten römischen Brücke an dieser Stelle absieht. Als letzte Moselbrücke vor dem Deutschen Eck verbindet sie seit 1429 – nach ungefähr 85 Jahren Bauzeit – die Altstadt mit dem damals schon existierenden Dorf Lützel.

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Heutzutage über- und unterqueren täglich mehrere zehntausend Menschen dieses mittelalterliche Monument. Und doch birgt die Balduinbrücke noch so manches Geheimnis. Unter anderem einen Drachen.

Man muss schon genau hinschauen, um das Relief am Koblenzer Ende der Brücke zu entdecken. Unten am Peter-Altmeier-Ufer, in Blickweite der Alten Burg, ist der Drache in den Brückenbogen eingelassen, ein kleines, scheinbar braves Fabelwesen, den Kopf zwischen die Pfoten gebettet und die Menschen freundlich anlächelnd. Doch nur wenige lächeln zurück, in der Regel, weil sie ihn in dem schwarzgrauen Stein schlichtweg übersehen. Immerhin, manche alteingesessenen Koblenzer wissen dann doch um seine Existenz, wenn auch nicht um seine Herkunft. Denn wie genau das Tier an seinen Platz gekommen ist, weiß niemand. Entsprechende Unterlagen scheint es nicht zu geben, und weder Stadt- noch Kunsthistoriker haben Antworten.

Eine These gibt es aber doch: Eine der umfangreichsten Maßnahmen an der Balduinbrücke war der Umbau in den 1960er- und 70er-Jahren als Folge der Moselkanalisierung. Damals hat man die gesamte Brücke verbreitert und somit an allen Bögen gearbeitet. Vermutlich ist der Drache im Zusammenhang mit diesen Bauarbeiten von wandernden Steinmetzgesellen oder anderen Arbeitern angebracht worden. Für diesen Ansatz sprechen verschiedene Faktoren: So passt sich der Drache perfekt in die anderen schraffierten Steine ein, die damals verbaut wurden; auch der Stil ist eindeutig dem 20. Jahrhundert zuzuordnen. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass der kleine Lindwurm nicht erst bei den Sanierungsmaßnahmen von 2013/2014 eingefügt wurde. Zumindest versichert dies der damalige Projektverantwortliche der Stadt Koblenz, Stephan Landen, dem dieser steinerne Wächter der Balduinbrücke ebenfalls nicht weiter vertraut ist. Sämtliche weiteren potenziellen Spuren verlaufen im Sand. Und so bleibt der Drache wie alle seiner Art sagenumwoben. Nur eins lässt sich noch sicher sagen: Mit der Comic-Figur Grisu hat er entgegen anderslautenden Vermutungen nichts zu tun.

So geht's zum Drachen:

Der Weg führt entlang dem „Peter-Altmeier-Ufer“ in Richtung Westen, dann unter der Brücke hindurch. Der Drache befindet sich links oben.

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