Der erste Hinweis, den Michael Klein auf die gärtnerischen Ambitionen der preußischen Soldaten in Koblenz entdeckte, war klein und aus Metall. Direkt vor der Brüstungsmauer von Fort Konstantin ist ein kleines eisernes Teil zu erkennen, das ein paar Zentimeter aus einem Basaltstein ragt. „Lange habe ich mich gefragt: Was ist das eigentlich für ein Ding?“, sagt er.
Die Spurensuche begann
Heute weiß er es – und auch, dass die Kompanie, die dort im 19. Jahrhundert stationiert war, einen Sinn für das Schöne hatte. „Ursprünglich haben wir gedacht, dass das Metallteil ein Messpunkt ist, um das Fort zu erfassen“, berichtet Klein, der sich als Gründungsmitglied des Vereins Pro Konstantin schon lange für die alte Festungsanlage einsetzt. Die in Blei eingegossene Stahlbefestigung, die in dem Basaltstein steckt, schien baugleich mit denen der Pfosten, die man an anderen Stellen auf dem Fort entdeckt hatte.
So geht's zum Metallteil
Der Basaltstein mit der in Blei eingegossenen Stahlbefestigung liegt auf der Freifläche von Fort Konstantin, und zwar direkt an der Brüstung.
Doch dann fiel Klein ein, dass er in einem historischen Dokument von einem kleinen Ziergarten gelesen hatte, den es früher auf dem Platz des Forts gegeben haben soll. Die Spurensuche begann. Ein weiteres Indiz war ein alter Festungsplan aus preußischer Zeit. Darin waren die Festungsanlagen in Koblenz eingetragen, und direkt am Rand der Freifläche von Fort Konstantin war ein grün schraffierter quadratischer Bereich eingezeichnet, ein Hinweis auf einen Garten – und dieser endete an einer Seite genau da, wo sich der Basaltstein mit besagtem Stahlfragment befindet. Klein ist überzeugt: Das Metallteil gehörte zu der Einfriedung, die den Garten umgab.
Die stationierte Kompanie selbst soll das Gärtchen angelegt haben
Wer aber hat diesen angelegt und gepflegt? „Zuerst haben wir vermutet, dass das Gärtchen extra für die spätere Kaiserin Augusta angelegt wurde“, berichtet Michael Klein.
Prinzessin Augusta Marie Luise Katharina von Sachsen-Weimar-Eisenach (1811–1890), war die Ehefrau Kaiser Wilhelms I. (1797–1888) und hatte eine besondere Beziehung zu Koblenz – und zu Grünanlagen. Nach ihrem Einzug in das Kurfürstliche Schloss 1856 ließ sie die nach ihr benannten Kaiserin-Augusta-Anlagen am Rhein planen und verwirklichen.
Klein vermutete, dass Augusta auch das Gärtchen auf Fort Konstantin hat anlegen lassen, doch der Koblenzer Kunsthistoriker Manfred Böckling fand heraus, dass es damals in den Festungsanlagen in Koblenz häufiger Gärten oder kleine Parks gab. „Dementsprechend ist es keine Überraschung, dass auch auf Fort Konstantin einer gefunden wurde“, so Klein – und dass Augusta hinter diesem einen steht, ist unwahrscheinlich. Der Verein ist mittlerweile überzeugt, dass die hier stationierte Kompanie selbst das Gärtchen angelegt hatte.
Wie lange das Gärtchen hier existierte, ist nicht überliefert
Soldaten und ein hübscher Blumengarten: Wie das zusammenpasst, kann Klein nur vermuten. „Ich denke, es hängt mit der Epoche der Romantik Anfang des19. Jahrhunderts zusammen, dass in dieser Zeit Gärten angelegt*wurden.“ Wie lange das Gärtchen hier existierte, ist nicht überliefert. Nach dem Tod der Königin 1890 wurde das Augusta-Regiment im Jahr 1893 nach Spandau verlegt, „es könnte sein, dass er damals niedergelegt wurde“, sagt Michael Klein. Oder mit der Entfestigung von Fort Konstantin 1922, die die Alliierten nach dem Ersten Weltkrieg gefordert hatten? Spätestens als die Wehrmacht das Fort infolge der Rheinlandbesetzung 1936 übernahm, „da war der Garten ganz bestimmt weg“, ist Klein überzeugt. Und ob es danach noch einmal Soldaten gab, die einen Blumengarten auf einer Festung hegten und pflegten, ist zu bezweifeln.
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