RZ-Adventskalender lüftet "Koblenzer Geheimnisse" - Hinter dem 17. Türchenverbirgt sich einer der bedeutendsten Barockbauten am Rhein
17. Türchen im RZ-Adventskalender: Schloss Philippsburg – Nur der Name ist geblieben
Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Manfred Böckling an der Ecke des ehemaligen preußischen Proviantmagazins, in dem jetzt ein Restaurant ist. Die Inschriftensteine sind deutlich erkennbar.
Thomas Kölsch

Im 17. Jahrhundert galt das Schloss Philippsburg im damals noch eigenständigen Ehrenbreitstein, Residenz der Kurfürsten und Erzbischöfe von Trier, als einer der bedeutendsten Barockbauten am Rhein. Heutzutage ist von diesem Prachtbau nichts mehr übrig – na gut, fast nichts.

Denn an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet weisen ganz besondere Steine darauf hin, dass die Überreste des Schlosses bei Bau und Reparatur anderer Gebäude Verwendung fanden. Diese findet man unter anderem am Deutschen Eck, im Bereich des Ludwig Museums, an der Ecke eines Edel-Restaurants. Man muss nur etwas genauer hinschauen. Und den Namen des Bauherrn von Schloss Philippsburg kennen.

„Errichtet wurde das Schloss im Dreißigjährigen Krieg, genauer zwischen 1626 und 1629, vom damaligen Kurfürsten Philipp Christoph von Sötern“, erklärt Kunsthistoriker Manfred Böckling. „Dieser hatte sich auf die Seite Frankreichs und Schwedens geschlagen und suchte einen sicheren Ort, von dem aus er seine Amtsgeschäfte führen konnte.

Was hätte besser gepasst als eine Schlossanlage am Fuß der mächtigen Festung Ehrenbreitstein, die ihm ebenfalls gehörte?“ Also habe er Schloss Philippsburg in die Festungsanlagen integrieren lassen und es nach der Fertigstellung zu seiner Hauptresidenz gemacht, während die Franzosen das Besatzungsrecht in Ehrenbreitstein erhielten. „Und weil Sötern sehr von sich eingenommen war, hat er in zahlreiche Steine seinen Namen eingravieren lassen, vermutlich vor allem bei Fensterstürzen und Schlusssteinen.“ Über die Jahre wurden sowohl die Festung Ehrenbreitstein, die 1650 wieder an Kurtrier fiel, als auch das Residenzschloss immer weiter ausgebaut. Ab 1778 schrumpfte allerdings sein Reiz: Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1739–1812) bemängelte Gebäudeschäden und die Gefahr von Felsstürzen, sodass er das Kurfürstliche Schloss in Koblenz bauen ließ; die Philippsburg verfiel zusehends.

Als die Franzosen 1801 die zwei Jahre zuvor eroberte Festung Ehrenbreitstein bei ihrem Abzug sprengten, legten sie damit unbeabsichtigt auch das Barockschloss in Schutt und Asche. „Die Preußen haben die Steine wiederverwertet und zum Beispiel für den Bau von Kasematten und Vorratslagern genutzt“, erklärt Böckling. Er zeigt auf einen Stein in der Fassade des Restaurants und ehemaligem preußischem Proviantmagazins, in den die Buchstaben „Istoph“ eingemeißelt sind. „Den hier können wir aufgrund der Buchstaben, die Teil des Namens von Philipp Christoph von Sötern sind, eindeutig Schloss Philippsburg zuordnen“, erklärt er. „Es ist daher anzunehmen, dass auch die Bruchsteine, die in diesem Gebäude oder in den benachbarten Kasematten verbaut worden sind, aus derselben Quelle stammen. Einen eindeutigen Beleg gibt es für diese These allerdings nicht.“

Auch im Stadtteil Ehrenbreitstein sowie auf der von den Preußen neu errichteten Festung seien vergleichbare Inschriftensteine zu finden. Ein paar Meter vom Ludwig Museum und dem Inschriftenstein entfernt kann man sich dann aber doch einen Eindruck davon machen, wie Schloss Philippsburg einmal ausgesehen haben muss: In der Basilika St. Kastor hängt rechts des Eingangs ein Gemälde des Namenspatrons der Kirche, im Hintergrund ragt die kurfürstliche Residenz am Rheinufer empor.

So geht's zum Inschriftenstein: Am Gebäude im Innenhof des Museums finden sich zwei Inschriftensteine. Ein weiterer Stein ist in die Mauer links vom Museum eingelassen.

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