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Kommentar: Kremlchef orientiert sich am 19. Jahrhundert

Gregor Mayntz
Gregor Mayntz Foto: RZ-Archiv

Präsident Wladimir Putin hat eine einfache Mission: Russland wieder groß zu machen. Dazu greift er nach bewährtem Handwerkszeug: Diplomaten losschicken, Propaganda verstärken, militärischen Druck aufbauen, unauffällig infiltrieren, verdeckt militärisch operieren, um Stück für Stück aus dem Einflussbereich des Gegners herauszubrechen. Dabei geht Putin geschickt vor.

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Gregor Mayntz zum Vorgehen Wladimir Putins

Deutschlands „Eiserner Kanzler“ Otto von Bismarck hätte seine helle Freude. Die westliche Welt weiß sich keinen wirklichen Rat, weil sie im 21. Jahrhundert lebt und sich Putin am 19. Jahrhundert orientiert. Er verwechselt politische Hegemonie mit wirtschaftlicher Modernität, eine wachsende Zusammenarbeit innerhalb eines europäischen Wirtschaftsraumes mit einer Einengung russischer Interessen. Neue Argumente müssen her. Eines hat Merkel geliefert, indem sie die Entwicklung andersherum erzählte: Wenn sich die Ukrainer mehrheitlich für eine Anlehnung an Moskau entschieden hätten, wäre im Westen kein Gedanke daran verschwendet worden, an der polnisch-ukrainischen Grenze Krach anzufangen. Es braucht mehr solcher einfachen Bilder.

E-Mail an gregor.mayntz@rhein-zeitung.net