Helft uns Leben
Kinder stürmen ihre neue Grundschule

Mit Unterstützung von HELFT UNS LEBEN hat der Linzer Verein "FAFA" (First Aid for Africa) im Südosten von Nigeria eine Grundschule gebaut. Vor kurzem konnte der Unterricht beginnen.

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Linz/Nkpor. Kinder aus drei entlegenen Dörfern im Südosten Nigeria im Herzen der früheren Region Biafra können sich freuen: Vor wenigen Wochen öffnete die neue Grundschule für die ersten 150 Mädchen und Jungen ihre Türen. In den nächsten Monaten wird sich die Zahl Zug um Zug auf 900 Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren in sechs Klassenstufen erhöhen. Die Kinder werden in zwei Schichten vormittags und nachmittags unterrichtet.

Die Schule ist ein erneutes Projekt des gemeinnützigen Vereins „FAFA“ (First Aid For Africa e.V.) mit Sitz in Linz mit Hilfe des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)). Mit im Boot ist auch HELFT UNS LEBEN, die Leseraktion der Rhein-Zeitung. Sie stellte 5000 Euro für Schulbücher und Lehrmittel bereit. Der nigerianische Staat sorgt für das Lehrerkollegium und übernimmt dessen Bezahlung. In Abendkursen wird künftig Erwachsenen die Möglichkeit geboten, lesen und schreiben zu lernen.

2006 wurde FAFA von deutschen und afrikanischen Familien mit dem Ziel gegründet, Kindern und Jugendlichen in Afrika eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Vorsitzende sind der gebürtige Nigerianer Timothy Ebele Chukwukelu und seine Frau, die Linzer Dipl. Volkswirtin Gabriele Chukwukelu.

In der Vergangenheit hat der Verein, unterstützt vom BMZ, dem Mainzer Innenministerium, Hilfsorganisationen und Sponsoren bereits verschiedene Vorhaben realisiert: Elf Brunnenanlagen für Grundschulen im Bundesstaat Anambra liefern nun frisches Trinkwasser für Kinder und die jeweilige Dorfbevölkerung. Kleinbauern können jetzt einen Getreidespeicher nutzen. Ein Ausbildungszentrum für junge Leute ist entstanden. Dort werden Schweißer sowie Fachkräfte für Hotel und Gastronomie ausgebildet. Die Berufsschule wurde mittlerweile mit Hilfe anderer Unterstützer um eine Werkstatt und ein Hostel erweitert.

Vor dem Brunnenbau war es durch den Mangel an sauberem Trinkwasser immer wieder zu Krankheits- und Todesfällen gekommen. Mit den Brunnen konnten auch die hygienischen Zustände verbessert werden. Zudem profitiert die umliegende Bevölkerung von den Brunnen: Anstatt Wasser aus einem Bach zu schöpfen, der auch als Wasserquelle für das Vieh und als Waschstelle dient, steht nun vor Ort sauberes Trinkwasser zur Verfügung. Die Sterblichkeitsrate, besonders unter Kindern, ist seitdem stark zurück gegangen. Es handelt sich also um ein kleines Projekt mit großer Wirkung.

Die Eltern aus den drei Dörfern Akuzor, Oze und Ubaba am Stadtrand von Nkpor können ihre Kinder ohne die Zahlung von Schulgeld in die neue Grundschule, die natürlich auch einen eigenen Brunnen und ein separates Toilettengebäude besitzt, schicken. Beim Bau der Schule haben Eltern auch kleinere Arbeiten übernommen. Das Projekt von FAFA stellt nicht nur eine Antwort auf den enormen Bedarf an frei zugänglicher Bildung dar, sondern ist auch eine Hilfe für Kinder und Erwachsene im vernachlässigten Landesinnern, die bislang weder lesen noch schreiben gelernt haben. Das liegt an den Standorten der öffentlichen Schulen, die sich meist in zu großer Entfernung von den Dörfern befinden. Zwar existieren auch besser zu erreichende Privatschulen, diese verlangen aber hohe Gebühren.

So ziehen Kinder auf den Straßen umher und werden zu leichter Beute für das organisierte Verbrechen. Menschenhandel und der Einsatz der Kinder in Prostitution, Drogenhandel und als Kindersoldaten (vor allem im Süden und Südosten Nigerias) sind oftmals die Folgen. Statistiken zeigen, dass rund 70 Prozent der Mädchen im schulfähigen Alter keine Schule besuchen. Die meisten von ihnen wachsen auf, ohne jemals lesen oder schreiben gelernt zu haben, aber mit dem Wunsch, diesen Zuständen zu entfliehen. Dies treibt sie in die großen Städte und an die Küste des Bundesstaates Lagos. Von dort aus versuchen viele die gefährliche Reise nach Europa anzutreten. Dass diese Route ins Verderben führen kann, bezeugen immer wieder die tragisch gescheiterten Versuche von Flüchtlingen, mit Booten das Mittelmeer zu überqueren.

Das Grundschulprojekt wurde vom FAFA-Vorsitzenden Timothy Chukwukelu, der aus der Region Nkpor stammt, federführend betreut. Ansprechpartner vor Ort waren neben dem regionalen Schulministerium auch der lokale Projektträger und Partner „WURD“ (Women Union For Rural Development). Dieser ist eine Nichtregierungsorganisation von Frauen und gegründet von Lehrerinnen, die sich der Entwicklung der ländlichen Region verschrieben hat und vor allem die Bildung fördern will. WURD wird auch künftig das Schulprojekt begleiten und den Kontakt mit dem Linzer Verein halten.

Und so sieht die 2. Vorsitzende Gabriele Chukwukelu ihre Arbeit: „Obwohl jedes Projekt uns vor andere Herausforderungen stellt, haben sie alle etwas gemeinsam: Das Lächeln, die Freude und die Erleichterung, die sie den bedürftigen Menschen schenken. Das ist es, was mich antreibt und für die Hilfsarbeit motiviert. Ein Lächeln ist immer eine besondere Art „danke“ zu sagen und dadurch auch ein Geschenk für die Spender.“ Weitere Informationen zum Verein und seinen Projekten auf der Homepage: www.firstaidforafrica.de. (Olaf Goebel)