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Bermel

Insekten beziehen Waldhotel

Dass mitten im Wald, unweit der Gemeinde Bermel, ein mehrstöckiges Hotel gebaut werden durfte, und das auch noch mit Unterstützung des Naturschutzbundes (NABU), das mag dem ersten Anschein nach etwas verwundern. Doch wer denkt, bei dem Neubau handelt es sich um einen Ferienaufenthaltsort für Menschen, der sieht sich getäuscht. Auszubildende des Bernardshofes Mayen schufen dort in Zusammenarbeit mit den Naturschützern ein prächtiges Insektenhotel, das allerdings auch Vögeln, Fledermäusen und Schmetterlingen zum offen steht. In Sachen Insektenhotel haben die Auszubildenden der Bernardshof-Schreinerei unter Anleitung von Schreinermeisterin Britta Müller sowie der beiden Schlossermeister Jörg und Peter Simon ganze Arbeit geleistet. Nach Vorgaben des NABU zimmerten die Jugendlichen ein Insektenhotel, das als Vorzeigeobjekt durchaus einen Naturschutzprospekt zieren könnte. Wanderer können das unmittelbar am Traumpfad Hochbermel installierte Hotel ausgiebig inspizieren und sich Anregungen für einen Nachbau holen. Zusammenarbeit funktionierte„Die Zusammenarbeit zwischen den Jugendlichen des Bernardshofes und der NABU-Ortsgruppe Mayen funktionierte hervorragend“, sagte Margot Bechtoldt, die Vorsitzende der Mayener Naturschutzgruppe bei der offiziellen Übergabe des Hotelneubaus. Auch Regina Freisberg, Direktorin des Jugendhilfezentrums Bernardshof, sowie Projektleiter Werner Michels, Umweltbeauftragter am Bernardshof, zeigten sich begeistert über die Arbeit ihrer Schützlinge. „Hier wurde gemeinsam mit dem NABU etwas Sinnvolles geschaffen, von der Mensch und Natur profitieren“, sagte Freisberg. Das Lob über das handwerkliche Geschick der Auszubildenden, das überall in der Runde zu hören war, gab sie gern an die Jugendlichen weiter. Klaus Westphalen wies im Zusammenhang mit dem Hotel kurz auf die Bedeutung der Insekten, insbesondere der Wildbienen und deren Bestäubungsleistung hin. „Es sähe schlecht um die Menschheit aus, wenn es keine Insekten mehr gebe“, hieß es vonseiten der Naturschützer. „Insektenhotels übernehmen praktisch die Funktion des Alt- oder Totholzes, das in natürlichen Wäldern vorkommt. Gerade das Vorhandensein derartiger Strukturen ist zum Überleben einer Vielzahl von Insekten sehr wichtig“, sagte Insektenkundler Herbert Stern vom NABU. Das Insektenhotel am Hochbermel-Traumpfad misst 3,50 Meter in der Breite und 2,50 Meter in der Höhe. Es ist auf stabilen Betonfundamenten mit metallenen Haltern verankert. Die Fundamente fertigte Reinhold Arens aus Bermel. Eine Vielzahl an Hohlräumen, darunter hohle Pflanzenstängel und Holzscheiben, in die tiefe Löcher gebohrt wurden, bieten Wildbienen, Schlupf- und Wegwespen sowie Florfliegen und Ohrwürmern Unterkunft oder auch Möglichkeiten der Eiablage. Bereits bei der Einweihung konnte beobachtet werden, wie das Hotel von den Insekten eifrig angeflogen wurde. Besonders hatten es Wildbienen auf die in das Holz gebohrten Röhren abgesehen. Sonniger Standort „Der sonnige Standort ist genau das, was die Wärme liebenden Insekten mögen“, sagte Insektenkenner Herbert Stern. Er wies darauf hin, dass Wildbienen keine Staaten bilden so wie unsere Honigbiene, sondern alleine (solitär) leben. Zur Fortpflanzung benötigen sie Strukturen, wie sie an Altholz zu finden sind. In diese deponieren sie ihre Eier und einen Fressvorrat für die Nachkommen. Das Material für das Insektenhotel wurde aus Geldern der ehemaligen Bürgerinitiative, die sich dem Erhalt des Hochbermels verschrieben hatte, finanziert. Die kostenlose Herstellung und den Aufbau übernahm der Bernardshof. Beteiligt waren die Lehrschreinerei, die Schlosserei sowie der Intensivkurs zur Eingliederung in das Arbeitsleben. Letzterer brachte den Schriftzug und die Verzierungen an. Franz-Josef Dosio

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Bermel - Dass mitten im Wald, unweit der Gemeinde Bermel, ein mehrstöckiges Hotel gebaut werden durfte, und das auch noch mit Unterstützung des Naturschutzbundes (NABU), das mag dem ersten Anschein nach etwas verwundern. Doch wer denkt, bei dem Neubau handelt es sich um einen Ferienaufenthaltsort für Menschen, der sieht sich ...