Montabaur. „Wo geht es denn hier zur AfD-Veranstaltung?“ Mehr als einmal gibt es verdutzte Blicke, als die Leute ihren Weg durch die überschaubare Menge der Gegendemonstranten bis zur Absperrung vor der Montabaurer Stadthalle gefunden haben. „Einfach hier weiter“, sagt einer der rund 70 eingesetzten Polizisten und öffnet das Gitter. Bevor die Leute des Vereins Demos es richtig realisieren und Protestrufe erschallen, haben die AfD-Gäste die Halle erreicht.
Überhaupt hält sich der Protest um die kleine Mietbühne in Grenzen. Die Zahl der Teilnehmer ist schwer zu schätzen, da ständig Passanten einfach für eine Weile mit dazugehören. Es mögen so 150 sein. Und auch der Anmelder einer zweiten Demo, Jan-Niklas Krambrich von der Linksjugend Westerwald, schließt sich mit seinen Leute einfach der Demos-Aktion an: „Wir haben uns ja nur vorsorglich angemeldet, damit am Ende überhaupt jemand da ist.“ Niemand da war offenbar am Morgen für den Protestmarsch in Niederelbert. Dort wurden nur einige Neugierige gesichtet, die Ausschau nach der auf Facebook angekündigten Aktion hielten. Hilde und Jupp Fuhs setzen als Shamrock-Duo der AfD, die hinter dicken Mauern tagt, ihre Protestlieder entgegen. Zwischen AfD- und Protestseite schreit man sich ab und zu an: „Was willst Du Hartzer?“ – „Komm doch her, wenn Du was willst!“ Von der Bühne gibt Lissi Pfeiffer die Demoregeln bekannt. Unter den Protestlern: die SPD-Abgeordneten Gabi Weber und Tanja Machalet, der Linke Martin Klein sowie einige Grüne.
Sebastian Hebeisen vom DGB Koblenz schießt verbal scharf gegen Uwe Junge, Sebastian Münzenmaier und auch den einst vom Parteiausschluss bedrohten Wäller Demoorganisator Torsten Frank, der gerade an der Halle ankommt. Vera Apel-Jösch setzt dem „Blick durch dunkelbraune Brillengläser“ einen knallbunten Westerwald entgegen und ruft dazu auf, im positiven Sinne „strack“ zu bleiben. Annegret Held, als Westerwaldbotschafterin in Tracht auftretend, dichtet zur jahrhundertelangen Auswander- und Einwandergeschichte des Westerwaldes.
Alle singen „We shall overcome“. Es gibt gegen eine Spende Kaffee und Kuchen. Als die AfDler und ihre Gäste die Halle verlassen, schallen noch einmal laute „Haut ab!“-Rufe über die Kreuzung, und es kommt laute Musik vom Band. Das war es dann aber auch schon.
Von Markus Müller