Nürburging

Eine Kirche im Beduinenzelt? Was hinter der Aktion „Gott am Ring“ steckt

„Gott am Ring“ steht es mit großen weißen Buchstaben auf dem schwarzen Beduinenzelt am Campingplatz A2 beim Festival Rock am Ring geschrieben. Eine Aussage, die Interesse weckt. Und tatsächlich kommen immer wieder junge Festivalbesucher zum Zelt, stellen meist die gleiche, erste Frage: „Ist das hier eine Kirche, oder was?“.

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Mit mehreren Plakaten wird auf die Aktion „Gott am Ring“ aufmerksam gemacht.
Mit mehreren Plakaten wird auf die Aktion „Gott am Ring“ aufmerksam gemacht.
Foto: Andreas Wetzlar

Mit dem Angebot „Gott am Ring“ sind die beiden Dekanate Ahr-Eifel und Vulkaneifel aus dem Bistum Trier bereits im zweiten Jahr am Nürburgring. 30 Helfer, sechs Hauptamtliche und 24 Ehrenamtliche, teilen sich die Sechs-Stunden-Schichten, damit das Zelt rund um die Uhr für Gespräche geöffnet sein kann. „Wir sind bereits seit Montag hier, haben aufgebaut und die ersten Fans kurz nach der Anreise begrüßen können“, erklärt, stellvertretend für das gesamte Team, Gemeindereferentin Anita Nohner von der Pfarreiengemeinschaft Adenauer-Land und nennt auch gleich die Zielsetzung der Aktion: „Mit Menschen ins Gespräch kommen. Über deren Leben, Wünsche und auch Ängste. Aber auch über Kirche, Gott und vielleicht auch den eigenen Glauben“.

Anita Nohner freut sich über jeden Eintrag in das Gästebuch.
Anita Nohner freut sich über jeden Eintrag in das Gästebuch.
Foto: Andreas Wetzlar

Spätestens seit der Bistumssynode macht sich Kirche stärker als früher auf den Weg. Geht dahin, wo die Menschen sind, um sich den Fragen, Anregungen oder auch dem kritischen Gespräch zu stellen. Das schwarze Beduinenzelt kann aber nicht nur Ort für Gespräche, sondern auch echte Zuflucht sein, wie Anita Nohner berichtet: „Gerade in der Gewitternacht zum Freitag sind doch einige Gäste hier aufgeschlagen. Sei es, weil ihnen das Zelt voll Wasser gelaufen ist, sei es, weil Blitz und Donner doch bedrohlich gewirkt haben“.

Ganz unterschiedlich wird der Satz vervollständigt.
Ganz unterschiedlich wird der Satz vervollständigt.
Foto: Andreas Wetzlar

Neben Gesprächen können die Besucher aber auch an den großen Tafeln ihre Gedanken fixieren. Dort steht der Satzanfang „Bevor ich sterbe möchte ich…“ und kann nach Belieben, mal nachdenklich-ernst, mal lustig-leicht, vollendet werden. Auf farbigen Bändchen werden Fürbitten aufgeschrieben und, ähnlich wie die tibetischen Gebetsfahnen, an die Zeltschnüre gebunden. Wer will, kann sich zudem vor der Fotobox positionieren und landet später auf der Facebook-Seite der beiden Dekanate.

1. Die Aktion „Gott am Ring“ kommt bei den Fans sehr gut an.
1. Die Aktion „Gott am Ring“ kommt bei den Fans sehr gut an.
Foto: Andreas Wetzlar

Während die meisten Besucher nur auf einen kurzen Plausch vorbei kommen, legen die drei Freunde Thomas, Martin und Marvin täglich einen „Zwischenstopp“ am „Gott am Ring“-Zelt ein, genießen den heißen Kaffee am Morgen oder auch die gemütlichen Campingsessel am Abend. „Im letzten Jahr sind wir, eher unabsichtlich, über das Angebot gestolpert. Die Atmosphäre und auch die Leute haben uns so gut gefallen, dass klar war: Wir kommen wieder“, sagt der 29-jährige Marvin. Mit der Institution Kirche haben er und seine beiden Freunde sonst eher weniger bis gar nichts zu tun, finden es aber trotzdem gut, dass es einen ruhigen Kontrapunkt zum lauten Festival gibt.

Von unserem Mitarbeiter Andreas Wetzlar