Helft uns Leben
Dank vieler Spenden: Eine größere Schule für Matara (Sri Lanka)

2005 wütete ein Tsunami auf Sri Lanka. Wenig später gründete sich in Neuwied ein Freundeskreis, der sich seitdem mit ganzem Herzen für die Menschen im Süden der Insel, genauer in der Stadt Matara, einsetzt. Auch HELFT UNS LEBEN hat Spendengelder gegeben, damit dort eine neue Schule gebaut werden konnte. Nun ist diese noch einmal vergrößert worden.  

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Während die meisten Lehrer und Schüler in den Urlaub starten lässt Schulleiterin Edeltrud Pinger vom Werner-Heisenberg-Gymnasium Neuwied (WHG) die Schule nicht los – wenn auch knapp 10 000 Kilometer entfernt in Sri Lanka. Mit zehn weiteren Mitgliedern des Freundeskreises Neuwied-Matara weihte sie am Anura College in Matara ein neues Projekt ein.

Waren es 2011 noch naturwissenschaftliche Klassenräume und ein Hauswirtschaftsraum, die mit den notwendigen Unterrichtsmaterialien ausgestattet der Schulgemeinschaft übergeben wurden, so ist mittlerweile noch ein Stockwerk daraufgesetzt und somit ein großer Musik- und Tanzsaal und ein „English-Medium“-Klassenraum mit einer bescheidenen Ausstattung entstanden. Hier wird nicht nur Englisch als Fremdsprache unterrichtet sondern auch anderer Fachunterricht erteilt, bei dem Englisch als Unterrichtssprache ausgebaut werden kann, also als Medium, das die Tore zur Welt öffnet.

Dank einer Spende des Freundeskreises Neuwied-Bromley können jetzt neue Medien abgespielt und auf einem Monitor dargestellt werden, der für die oft sehr vollen Klassen von weit über dreißig Kindern schon ein kleines Kino bedeutet. WHG-Schüler der 8. Klassen hatten bei der „Aktion Tagwerk fast 700 Euro erarbeitet, die für den Kauf eines Projektors, der Musikanlage und Möbel verwendet wurden.

Der Bau selbst wurde möglich durch Spenden der RZ-Leserinitiative „HELFT UNS LEBEN“ (HUL), des Landes, der Sparkasse Neuwied und Spenden, die über den Freundeskreis fließen. Der Freundeskreis gründete sich kurz nach dem zerstörerischen Tsunami im Frühjahr 2005 und hat seitdem viele Projekte an vier Schulen in Matara im Süden von Sri Lanka realisiert, auch hier teils unter Beteiligung von HUL. So kommt es nicht von ungefähr, dass den Neuwiedern große Anerkennung und Freundschaft entgegengebracht wird. Eine Menge kleiner Sachspenden – hier sind besonders die vielen Kugelschreiber der Volks- und Raiffeisenbank Neuwied, der SK Neuwied und Köln, der Firmen Lohmann, Liqui Moly, Dekra und der DeBeKa u.v.a. zu erwähnen – bringen so viel Freude in die Schülerschaft, die unserem Land große Anerkennung und Freundschaft entgegenbringt.

Wen wundert´s da, dass alle Deutsch lernen wollen. 35 Schülerinnen und Schüler, darunter auch einige Lehrer, drückten für drei Wochen die neuen Schulbänke, um unter Anleitung von Edeltrud Pinger die schwierige Sprache zu lernen, was dann leichter wurde, wenn man schon ordentlich Englisch gelernt hatte. Mit Hilfe einer Fremdsprache eine zweite Fremdsprache zu erlernen war für Schüler und Lehrerin eine Herausforderung, der man sich mit Hingabe auf beiden Seiten stellte. Abschließend wurde der Lernerfolg nach einem Test mit einem Zertifikat belohnt. Jeder konnte sich zur Person in Deutsch vorstellen, auch Uhrzeit und Zahlen gehörten dazu. So erfolgreich sind die deutschen Besucher beim Singhalesisch lernen trotz aller Fortschritte nicht.

Bei der Zertifikatsvergabe hatten die dankbaren Schüler im Alter von 11 bis 16 Jahren nicht nur ein kleines Geschenk für Edeltrud Pinger, sondern sie spielten vor der Schulgemeinschaft in einem Sketch ihren Unterricht nach. Das macht Lust auf mehr, auch wenn sich alle wieder ein Jahr gedulden müssen. Bis dahin läuft der Kontakt über bestehende Brieffreundschaften mit dem WHG – und vielleicht gibt es jetzt auch das eine oder andere deutsche Wort in singhalesischen Briefen oder Mails.

Zurück in Neuwied gehen die Überlegungen der Vorstandsmitglieder über künftige Projekte weiter. Bauen und Einrichten ist eine Sache, und diese Aktivitäten sind immer abhängig von Spenden. Die Folgen des verheerenden Tsunamis sind an vielen Stellen gemildert. Die Armut in weiten Teilen des Landes – und vor allem in den meisten Familien, aus denen die Kinder zum Anura College kommen – ist aber immer noch Alltag.

Die Tatsache, dass auch für die Ärmsten der Armen die Bildung ihrer Kinder im Vordergrund steht, beeindruckte die Freundeskreismitglieder bei ihren Besuchen in Schulen und Familien. So sind mittlerweile zehn Patenschaften an drei der Schulen entstanden, die den bedürftigsten Familien eine große Unterstützung bieten. Leitung und Lehrer stellen sicher, dass die Kinder und ihre Ausbildung von dieser Unterstützung profitieren. 2011 und 2012 haben einige der deutschen Paten „ihre“ Familien und „ihr“ Kind persönlich besucht und stehen im regelmäßigen Briefkontakt mit ihren Schützlingen. Bei diesen Besuchen werden Unterschiede zwischen deutschen Selbstverständlichkeiten und Wohlergehen einerseits und bitterer Armut und bewundernswerter Lebensbewältigung andererseits deutlich.

Auf diesem Weg will der Freundeskreis Neuwied-Matara weitermachen. Patenschaften für 20 Euro monatlich können auf Anfrage im neuen Jahr vermittelt werden. In der in vielen Bereichen baufälligen Schule gibt es auch weiteren Reparaturbedarf, für den staatliche Gelder kaum zu erwarten sind. So freuen sich die Neuwieder über jeden Sponsor.

Ein großes Plus für den Verein ist sein Geschäftsführer Sagara Abegunewardene (Altenkirchen), der aus Sri Lanka stammt und schon Jahrzehnte in Deutschland lebt. Er fand einen kompetenten Koordinator in Matara, und dadurch werden alle Projekte kontrolliert und ohne Reibungsverluste abgewickelt. Vorstands- und weitere Mitglieder reisen auf ausschließlich eigene Kosten nach Sri Lanka. Sie achten auf die entsprechende Zielsetzung der Projekte, knüpfen Verbindungen und pflegen Freundschaften. Edeltrud Pinger: „So macht Entwicklungshilfe Sinn und Freude und führt zwei recht unterschiedliche Kulturen zusammen, die nun schon seit Jahren viel voneinander lernen…“

Weitere Infos: www.tsunami-kinder-matara.de