Oberliga: Der Koblenzer Stürmer sieht beim 2:1 in Herxheim Gelb-Rot wegen wiederholten Meckerns und soll angeblich beleidigt worden sein
TuS-Sieg rückt wegen Esmel-Eklat in den Hintergrund
Chance für Viktoria Herxheim, aber der Koblenzer Torwart Michael Zadach hält den Ball fest in den Händen – die TuS gewann ihr Oberliga-Auswärtsspiel mit 2:1 und rückte dadurch ins obere Tabellendrittel nach vorn. Foto: Mark Dieler
Mark Dieler

Koblenz/Herxheim. Die Auswärtsbilanz von TuS Koblenz in der Fußball-Oberliga kann sich mit drei Spielen und drei Siegen sehen lassen. Nach dem 2:1-Erfolg im Nachholspiel bei Viktoria Herxheim steht nun am Samstag (15 Uhr) die Begegnung beim SV Morlautern an. Jedoch unter schwierigen Voraussetzungen, auch des Eklats um Dylan Esmel wegen.

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Fakt ist: Esmel ist am Samstag in Morlautern gesperrt. Die Gelb-Rote Karte hatte er in der Schlussminute in Herxheim binnen weniger Sekunden wegen fortwährenden Reklamierens erhalten, so der Anschein. Was aber einige Begleiterscheinungen hatte.

Nun ist Esmel ein Spieler, der immer wieder polarisiert durch jede Menge Theatralik, und der auch nach überragenden Spielen nie mit der Presse spricht. Aber er liefert. So auch am Mittwochabend, als er nach Pausenrückstand – Yasin Yaman hatte Marcel Meinzer im Sechzehner behindert, Meinzer verwandelte den fälligen Elfmeter (36.) – den Ausgleich markierte, nachdem auf der linken Seite Karim Zeghli nach vorne gegangen war und Esmel im Zentrum fand (47.).

Später gelang André Mandt per Kopf gar der Führungstreffer, erneut von Zeghli vorbereitet (76.). „Die erste Halbzeit haben wir verpennt, es gab daher eine entsprechende Pausenansprache“, sah Zeghli seine Mannschaft nach dem Seitenwechsel verändert: „Da haben wir viel mehr zweite Bälle gewonnen.“ Zudem steht der Sommer-Neuzugang aus Waldalgesheim schon bei vier Torvorlagen.

Doch zurück zu Esmel: Sein Reklamieren in der Schlussminute war dem Vernehmen nach ein Hinweis auf Beleidigungen aus dem Zuschauerbereich, das jedenfalls behauptete Trainer Michael Stahl nach dem Abpfiff seinem Vorstand in Person von Christian Krey und Sam-Vincent Graef. Was die Frage aufwirft, ob und weshalb Referee Luca Schiliro aus Saarlouis das überhaupt nicht ernst genommen und ob er überhaupt etwas gehört hat.

Gelb und Gelb-Rot gab es für Esmel binnen einer Handvoll Sekunden. Beim Verlassen des Platzes – Esmel zeigte mit seinen Fingern den Spielstand von 1:2 an und formte mit seinen Händen ein Herz – eskalierte die Sache: Vom Balkon des Vereinsheims fielen Bemerkungen, die Esmel austicken ließen. Weniger ein „Halt die Klappe und geh' duschen“ eines älteren Zuschauers, aber offenbar rassistische Bemerkungen, die dem übrigen Publikum nicht verborgen blieben. Herxheims Kapitän Raphael Gehrlein vernahm dies ebenfalls und hatte den Schreihals offenbar ausmachen können: „Hör auf damit“, rief er mehrfach in Richtung Balkon. Esmel war vor dem Kabineneingang unter dem Balkon kaum noch zu halten. „Fuck off“, schrie er immer wieder, dazu einige Male „Scheiß Rassismus“. Mehrere Polizeibeamte kamen hinzu und verhinderten, dass Teile der Zuschauerschaft näherrückten – auch nach dem Abpfiff, um das TuS-Team auf dem Weg in die Kabine abzuschirmen.

Die Problematik angetrunkener Schandmäuler, die für welchen Frust auch immer ein Ventil benötigen, wird sich sicherlich nicht ein für alle Mal lösen lassen. Jedenfalls sollte der Übeltäter leicht ausfindig zu machen sein.

Dieser Esmel-Eklat überschattete mehrere Personalien, von denen einige Mut machen. Weniger, dass Lukas Tuchscherer angeschlagen ausgewechselt wurde, der linke Oberschenkel zwickte. Für ihn kam mit Paul Selinger ein Spieler des jüngeren U19-Jahrgangs, der vorige Saison noch für Eisbachtal im Einsatz war und dessen Spielgenehmigung nun vorlag. Letzteres gilt ebenso für Nick Alsbach, ein weiteres Eigengewächs. „Zwei unserer größten Talente, die wir langsam heranführen wollen“, erklärte Stahl. Selinger kam im linken offensiven Mittelfeld zum Einsatz, Nervosität war ihm nicht anzumerken.

Auch die Einwechslung von André Mandt, der sein Saisondebüt feierte, war ein Faktor zum Sieg: „Durch ihn kam Struktur ins Spiel“, lobte Stahl, und dass Mandt den Siegtreffer erzielte, war das i-Tüpfelchen. Nicht dabei am Mittwochabend war Igor Blagojevic, der kurzfristig in seine bosnische Heimat musste, um dort einige Formalitäten zu erledigen – mit einer Rückkehr rechtzeitig vor dem Samstagsspiel ist nicht zu rechnen.

Nur einen Kurzeinsatz in Herxheim absolvierte Damir Grgic wegen Problemen mit Rücken und dem Sprunggelenk. „Eigentlich hätte er gar nicht auflaufen sollen“, verriet Stahl. So aber half er in der Schlussphase mit, den Vorsprung über die Zeit zu retten, nachdem seine Position in der Startelf von Andi Brahaj übernommen wurde.

Für den kommenden Koblenzer Gegner Morlautern ist es bislang keine gute Saison: Von sechs Spielen wurden fünf verloren, dazu das vorzeitige Aus im Verbandspokal. Es ist übrigens am Samstag das erste Aufeinandertreffen beider Teams in der Oberliga, aber trotzdem gab es schon Berührungspunkte: Im Mai 2016 war TuS Koblenz II, damals mit Stahl als Spieler, in der Aufstiegsrunde zur Oberliga schon mal in Morlautern zu Gast und unterlag mit 2:4.

Gespielt werden soll auf dem Kunstrasenplatz am Kieferberg im nördlichen Vorort von Kaiserslautern. Die Brust der TuS-Akteure ist jedenfalls breit, nachdem die Tabelle gerade gerückt und man im oberen Drittel angekommen ist. „Wir wollen es spannend machen und weiter nach oben ranrücken“, formuliert Zeghli die Marschroute.

Von Matthias Schlenger

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