Berlin

Coronavirus: Banger Blick der Sportvereine auf die Konferenz der Ministerpräsidenten

Kindertraining in Kleingruppen – viele Vereinssportler fürchten angesichts stark steigender Corona-Zahlen erneute Einschränkungen. Foto: dpa
Kindertraining in Kleingruppen – viele Vereinssportler fürchten angesichts stark steigender Corona-Zahlen erneute Einschränkungen. Foto: dpa

Es sind die Abkürzungen, die in Corona-Zeiten längst auch im Sport über Wohl und Wehe mitbestimmen: MPK, 2G, 3G, 2G plus. Tore, Punkte, Ergebnisse und Tabellenstände sind das eine, seit der Pandemie zählen noch andere Faktoren. Und am Donnerstag werden von den Top-Funktionären im Fußball über Eishockey, Handball und Basketball bis zu den Breitensportverantwortlichen alle wieder gebannt auf die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) schauen.

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An Appellen von praktisch allen Seiten mangelt es nicht. „Der Fehler des Vorjahres, als die weitgehende Schließung von Spiel- und Sportstätten und die Kontaktbeschränkungen die rund 27 Millionen Mitglieder von Sportvereinen und alle anderen Menschen in Deutschland zur Bewegungslosigkeit verurteilten, darf sich nicht wiederholen“, sagte Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). „Trotz der schwierigen Infektionslage darf es für Geimpfte und Genesene keinerlei Einschränkungen bei der Sportausübung geben“, forderte der DOSB als Dachverband von 90.000 Verein mit insgesamt rund 27 Millionen Mitgliedern zudem.

Er reklamierte auch eine „Outdoor-Sport-Garantie für alle“. Heißt nach Vorstellung des DOSB: Für Sport im Außenbereich darf höchstens 3G gelten – sprich: genesen, geimpft oder getestet. Für Sport im Innenbereich hält der Verband 2G – geimpft oder genesen – für sinnvoll. „Außenbereiche sind immer unkritischer als Innenbereiche“, sagte unlängst Professor Jan Rupp, Direktor der Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie am Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. „Wenn man das gut kontrolliert, ist das Stadion kein Problem, weil man draußen ist und Abstand halten kann.“ Die Probleme können aber vor und nach einem Spiel kommen. „Manche treffen sich davor und stehen am Stadion eng beieinander, nachher gehen sie vielleicht zusammen in die Kneipe“, sagte Rupp.

Anfang September hatte die Deutsche Fußball Liga (DFL) eine erste Bilanz gezogen der teilweisen Rückkehr von Zuschauern in die Stadien. Bei den 73 Partien unter der Organisation der DFL hatte es demnach sechs positive Corona-Tests gegeben. „Wenn jetzt immer noch kommuniziert wird, dass Fußballspiele potenzielle Superspreader-Events sind und es gefährlich ist hinzugehen, das ist in der Zwischenzeit vorsätzlich falsch“, sagte Seifert damals.

Zwei Monate später haben sich die Corona-Zahlen in Deutschland insgesamt dramatisch verändert. Zu Wochenbeginn stieg die Inzidenz erstmals auf mehr als 300. „Am besten wäre es, wenn wir Großveranstaltungen absagen würden, ganz klar“, sagte Lothar Wieler, der Präsident des Robert Koch-Instituts, insbesondere mit Blick auf Großveranstaltungen in Innenräumen. Es ist eine komplexe Gemengelage, bei der auch für den Sport wieder einiges auf dem Spiel steht. „Man kann die Testszenarien wieder hochfahren. Und wenn es wieder einen Lockdown gäbe, wäre das für den Spielbetrieb wahrscheinlich sogar das Einfachste“, sagte der Chef der Deutschen Eishockey Liga, Gernot Tripke: „Nur kommt es dann wirtschaftlich zur Katastrophe.“

Auch im Sport schien für viele eine gewisse Rückkehr zur Normalität stattgefunden zu haben. Nach dem 9:0 der deutschen Fußball-Nationalelf in Wolfsburg gegen Liechtenstein titelte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ mit Blick auf die befreit-gute Stimmung: „Party in der Pandemie“. Wie gut die Stimmung nach der MPK am Donnerstag sein wird, bleibt abzuwarten.