Sport-Kommentar
Zur EM-Sensation aus Island: Hu! Mit Wucht ins Viertelfinale

Halldorsson, Saevarsson, Arnason, Sigurdsson, Skulason, Gudmundsson, Sigurdsson, Gunnarsson, Bjarnason, Sigthorsson, Bjarnason, Bödvarsson, Traustason. Zugegeben, das ist vielleicht nicht der kreativste Einstieg in einen Text, aber diese 13 Männer haben es verdient, noch mal aufgelistet zu werden. Diese "wilde 13" hat für eine der größten Überraschungen in der Geschichte des Fußballs gesorgt. Island, ein Inselstaat mit so vielen Einwohnern wie Bielefeld, steht unter den besten Acht Europas. Ungeschlagen und völlig verdient.

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Der wundersame und wunderbare Weg der Wikinger ist für alle Fußball-Romantiker ein Fest. Inmitten von verwöhnten Superstars, superreichen Jungprofis und einer Kommerzialisierung der Superlative sind die Sigthorssons und Gudmundssons eine Wucht. Das Team mit den ulkigen Nachnamen – isländische Kinder tragen den Vornamen ihres Vaters mit der Ergänzung -son für Sohn und -dottir für Tochter – beweist, dass ein dichtes Kollektiv immer noch schlagkräftiger sein kann als dicke Konten.

Die Fußballer aus dem Land der Gletscher und Geysire haben sogar Trends gesetzt: Dank ihres bärtigen Kapitäns Aron Gunnarsson stehen sie für die Wiedergeburt des weiten Einwurfs als Torvorlage. Und dank ihrer Verweildauer im EM-Turnier kennt nun wohl jeder den perfekt choreografierten Schlachtruf: Erst herrscht Stille im Stadion. Dann klatschen die Isländer die Hände über dem Kopf zusammen, brüllen „Hu!“. Und noch mal: „Hu! Hu! Hu!“, bis alle Fans einstimmen. Das Siegesritual erinnert an Schlachtrufe der Wikinger, ist aber schlicht eine Erfindung des Fanverbands „Tolfan“. Tolfan heißt die Zwölf – für den zwölften Mann im Rücken der „wilden 13“.

E-Mail an den Autor: jochen.dick@rhein-zeitung.net

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