Die Bestandsaufnahme: Bis zum neunten Spieltag war die Bundesligawelt für die Kölner alles andere als in Ordnung. Eine Heimniederlage gegen Union Berlin ließ die Stimmung auf den Nullpunkt sinken, Trainer Markus Gisdol war angezählt, denn noch immer war dem FC kein Saisonsieg gelungen. Dann fuhren die Kölner nach Dortmund, spielten mutig auf und entführten beim 2:1 drei Punkte. Und auf einmal war alles anders. Dem 2:2 gegen spiel- und kampfstarke Wolfsburger folgte ein 1:0-Erfolg beim FSV Mainz 05. Plötzlich ist Rosarot wieder die bevorzugte Farbe rund ums Geißbockheim. Gelobt seien Gisdol und sein erfrischender Jugendstil. So schnell geht das mitunter in Köln.
Als die Domstädter in Dortmund überraschten, war Bayer Leverkusen längst schon auf dem Weg dorthin, wo sie heute stehen: an der Tabellenspitze. Die Werks-Elf hat noch keine Partie in dieser Spielzeit verloren, Trainer Peter Bosz scheint es tatsächlich gelungen zu sein, einem hoch begabten, aber unbeständigen Ligavertreter das Launische abgewöhnt zu haben. Bayer ist in dieser Spielzeit eine verlässliche Größe – und diese Konstanz wollen die Leverkusener auch gegen den Erzrivalen an den Tag legen. Im Derby-Vorfeld verkniffen sich beide Seiten die Spitzen in Richtung Gegner. Vielmehr wird von den Kölnern artig gelobt, was der Rivale auf der anderen Rheinseite mittlerweile so alles zustande gebracht hat. „Leverkusen gehört zu den Top-Teams der Liga. Sie haben viele Möglichkeiten und eine ausgeglichene, starke Mannschaft“, meinte FC-Sportchef Horst Heldt anerkennend.
Bei Leverkusens Coach Bosz wird der Gegner erst gar nicht konkret angesprochen oder erwähnt. Vielleicht ist das seine Taktik, dem Team erst gar keinen Derby-Druck aufzubürden. „Jedes Spiel ist ein Top-Spiel“, hielt der Niederländer eher lapidar fest.
Die Formkurve: Die Bayer-Elf hat sich in den vergangenen fünf Spielen nur einmal eine Blöße gegeben – beim 0:0 zu Hause gegen die Hertha. Ansonsten findet die starke Offensive mit einem Leon Bailey in Hochform stets Mittel und Wege, den Gegner massiv unter Druck zu setzen und ihm Probleme zu bereiten – dem Abgang der Kreativkräfte Kevin Volland und Kai Havertz zum Trotz. Aber auch defensiv überzeugt Bayer: Zehn Gegentore nach elf Spielen können sich sehen lassen.
Der jungen Kölner Mannschaft hat der Auswärtserfolg in Dortmund immensen Auftrieb gegeben. 23,9 Jahre war das Durchschnittsalter des FC-Teams bei diesem überraschenden Dreier. So ein junges Team hat noch kein anderer Bundesligist in dieser Spielzeit auf den Rasen geschickt. Jan Thielmann (18), Ismail Jakobs (21) und Salih Özcan (22) – allesamt Eigengewächse – bilden das neue Gesicht der FC-Elf. Wie konstant diese dynamische Mannschaft spielen kann, wird nicht zuletzt auch das heutige Derby zeigen.
Unsere Prognose: Köln begegnet dem Rivalen auf Augenhöhe, wird läuferisch wettmachen, was Bayer an individueller Klasse voraushat. Aber wie lange hält das junge FC-Team das durch?
Unser Tipp: Die starke Bayer-Offensive zwingt den bravourösen Kölner Jugendstil am Ende in die Knie – 1:2.