Sport-Kommentar
(Un)Schöne neue TV-Welt

Ein packender Fußball-Abend vor dem Fernseher sieht anders aus. Und die Bundesliga hat ein Problem.

Sven Sabockzu den erneuten Pannen bei Eurosport

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Und so ergoss sich am Freitagabend einmal mehr eine Welle der Empörung über Eurosport. Jener Sender, der seit dieser Saison insgesamt 45 Bundesliga-Spiele übertragen will und dabei noch so seine liebe Mühe hat, die Partien in die Wohnzimmer der Fans zu transportieren. Das Ganze sollte über den sogenannten Eurosport Player funktionieren, also via Internet. Noch schnell den Laptop mit dem Fernseher verbinden – und schon steht einem packenden Fußballabend nichts mehr im Weg.

Doch die schöne neue TV-Welt erweist sich noch als Illusion. Nachdem vor zwei Wochen bei der Freitagspartie zwischen dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV der Bildschirm weitgehend schwarz geblieben war, klagten nun erneut viele Kunden über Unschärfen, Ausfälle oder Abstürze. Was noch zu verschmerzen wäre, wenn es sich um eines der zahllosen Portale handeln würde, die über dubiose Kanäle alle möglichen Partien rund um den Planeten übertragen. Allein, Eurosport lässt sich das Bundesliga-Vergnügen mit inzwischen 49,99 Euro pro Jahr vergüten – von denen die Kunden nach dem GAU des vergangenen Spieltags immerhin 10 Euro erstattet bekommen.

Ob sich der Sender nach den erneuten Pannen wieder kulant zeigt, ist offen. Jedenfalls wächst sich das Thema nicht nur für Eurosport, sondern auch für die Liga zu einem ernsthaften Problem aus. „Das ist nicht gut für den Fußball“, macht sich HSV-Trainer Markus Gisdol nun zum Anwalt der Zuschauer, zumal die Hamburger schon zwei Mal betroffen waren. Und am kommenden Freitag läuft das HSV-Spiel in Hannover – nur bei Eurosport ...

Auch bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) nimmt der Unmut zu. Die Bosse haben bereits angekündigt, mit Eurosport ein ernstes Wort zu sprechen. Die Liga ist allerdings in einer schwierigen Lage: Sie durfte aufgrund der Vorgaben des Bundeskartellamtes die TV-Rechte nicht wieder komplett an Sky verkaufen und muss sich nun mit den Problemen des neuen Vertragspartners herumärgern. Die Freitagsspiele über das frei empfangbare Angebot von Eurosport zu zeigen, wäre – vor allem aus finanzieller Sicht – höchstens eine kurzfristige Lösung.

Der Sender hatte sich nach zähen Verhandlungen im Vorfeld der Saison nicht mit Sky über eine Einspeisung in dessen Programm einigen können und muss jetzt mit den kostspieligen Konsequenzen leben. Denn: Neben dem PR-Desaster wird die Bundesliga zu einem massiven Zuschuss-Geschäft. Mit dem Verkauf der Player und den Einnahmen über den Vertragspartner HD+ dürften die Rechtekosten von geschätzten 70 Millionen Euro pro Saison nicht ansatzweise zu finanzieren sein.

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