Die beste Reisezeit für Australien und Neuseeland ist bekanntlich der Winter – also der Winter auf der Südhalbkugel. Die äußeren Bedingungen sollten also stimmen, wenn die deutschen Fußballerinnen zur WM nach „Down Under“ reisen und sich in der Gruppenphase mit Spielen gegen Marokko (24. Juli, Melbourne), Kolumbien (30. Juli, Sydney) und Südkorea (3. August, Brisbane) warmschießen und empfehlen wollen für höhere Aufgaben.
So weit die Aussichten. Aktuell verlangt der fränkische Hochsommer mit Temperaturen von mehr als 30 Grad den Spielerinnen im Trainingslager in Herzogenaurach alles ab. Einer Frohnatur wie Svenja Huth können aber auch diese Extrembedingungen nichts anhaben. Zur Pressekonferenz in Herzogenaurach hat sie ein strahlendes Lächeln, gute Laune und nicht zuletzt ein großes Selbstbewusstsein mitgebracht.
Es scheint genau diese Rolle zu sein, in die die arrivierten Spielerinnen wie Alexandra Popp oder eben Svenja Huth unaufgefordert schlüpfen, um die Jungen mitzureißen und richtige Einstimmung zu finden für das Weltturnier, bei dem die DFB-Frauen sich wieder Gehör verschaffen wollen. So wie schon im vergangenen Jahr als Vize-Europameisterinnnen beim Turnier in England.
Und so verquickt die agile Angreiferin die Ambitionen der DFB-Elf für die in rund vier Wochen beginnende Weltmeisterschaft geschickt mit einem Rückblick und einem Resümee, indem sie daran erinnert, welch enorme Entwicklung ihr Sport hierzulande seit der EM 2022 genommen hat. Huth gilt als Spielerin, die gern in die Öffentlichkeit geht, wenn die nachhaltige Förderung des Frauenfußballs das Thema ist.
Es soll weiter aufwärts gehen
„Wir haben mehr Aufmerksamkeit, mehr Reichweite und mehr Zuspruch erfahren seit der EM. Dieser Boom hält – das zeigen die Zuschauerzahlen – auch in der Bundesliga an. Ich denke, dass wir da auf einem richtig guten Weg sind. Dafür haben wir lange gekämpft. Diesen Weg wollen wir bei der WM mit guten Leistungen bestätigen“, gibt die Spielerin des VfL Wolfsburg die Richtung vor. Es soll weiter aufwärts gehen mit den Frauen – in den Vereinen wie beim DFB.
Aber was ist denn nun möglich für die DFB-Frauen bei dieser WM? Svenja Huth weiß um die Qualitäten der deutschen Mannschaft genauso wie um die Ausgeglichenheit an der Weltspitze. „Ich kann ihnen auf Anhieb fünf, sechs, sieben Mannschaften nennen, die um den Titel mitspielen können“, sagt sie.
Fußball hat sich enorm entwickelt
Gerade in Europa habe sich der Frauenfußball enorm entwickelt, sei technisch reifer und athletischer geworden. Die größere Konkurrenz bei einer Weltmeisterschaft mit Teams wie Weltmeister USA mache die Aufgabe natürlich nicht leichter. Aber Huth bleibt dabei: „Dieser Aufgabe stellen wir uns und sehen uns ganz klar im Kreis der Mitfavoriten.“
Um bei der WM möglichst weit zu kommen, dazu braucht es für Svenja Huth neben Teamgeist und Überzeugung auch ein wenig Spielglück. „Die EM in England hat gezeigt: Ein gutes Auftaktspiel ist enorm wichtig, um bei einem Turnier sofort in den Spielfluss zu kommen und die Bestätigung zu bekommen, dass man individuell, aber auch als Team funktioniert. Das wird in engen Spielen umso wichtiger werden. Und darauf werden wir uns in diesen Tagen einstimmen“, sagt Svenja Huth mit einem strahlenden Lächeln, gut gelaunt und nicht zuletzt mit großem Selbstbewusstsein.