Aus diesem Teufelskreis des Misserfolgs wollte Hannover 96 eigentlich entfliehen, um nun feststellen zu müssen, dass sich eine ähnliche Zitter-Saison wie im Vorjahr andeutet. Seinerzeit gelang den Niedersachsen erst mit einem bemerkenswerten Kraftakt in den letzten fünf Partien der Klassenverbleib, die Aufbruchstimmung bleibt jedoch aus. Nach einem mühevollen 2:2 in Darmstadt, dem schmeichelhaften 0:1 gegen Leverkusen und einem desillusionierenden 0:3 in Mainz muss Trainer Michael Frontzeck bereits auf die Rhetorik des Abstiegskampfes zurückgreifen.
„Es wird ein steiniger Weg“, sagt der Coach zum Beispiel. „Analysieren und arbeiten“, fordert der 51-Jährige, zudem sollen die Spieler „die Köpfe hochnehmen“. Frontzecks Aufmunterung zählt zum Pflichtprogamm eines Trainers, dessen Team bislang nicht erkennen lässt, den Anforderungen der Liga gewachsen zu sein. Die missliche Lage ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass die Klubchefs nicht die entsprechenden Schlüsse aus der Talfahrt gezogen haben. Wobei in Hannover eigentlich nur das Wort von Präsident Martin Kind Gewicht hat. Der Patron konnte sich zunächst nur zögerlich dazu entschließen, Trainer Fronzeck weiter zu verpflichten, um anschließend Manager Dirk Dufner zu entmachten. Konsequenz: ein umgebauter Kader, der allerdings Defizite in allen Mannschaftsteilen offenbart. Was nichts Gutes für Frontzecks Zukunft erahnen lässt...
Ähnlich wie in Hannover ist die Gefühlslage in Stuttgart. Beim VfB war die jüngste Vergangenheit ja ebenfalls turbulent verlaufen, weshalb der neue Trainer Alexander Zorniger der Flickschusterei vergangener Jahre ein Ende bereiten und dem Klub eine neue Identität vermitteln soll. Mit vielversprechenden Ansätzen: Zum Saisonauftakt gegen Köln gab's trotz des 1:3 positive Kritiken, ebenso nach dem forschen Auftritt in Hamburg. Zornigers Idee, mit flachen Pässen möglichst schnell den Weg zum gegnerischen Tor zu beschreiten, kommt bei Experten und Fans an, hat aber bislang einen entscheidenden Fehler: So viele Tore, wie die Schwaben hinten kassieren, können sie vorn gar nicht schießen. Die derzeitige Bilanz des Schreckens: 10 Gegentore, 3 Niederlagen, 0 Punkte – viel mehr Fehlstart geht nicht.
Klar, dass die neue Strategie in Stuttgart deshalb schon früh zum Streitthema wird und Zorniger seine Idee vom offensiven, selbstbestimmten Fußball verteidigen muss. „Ich bin von dem, was ich mache, überzeugt. Von Kernpunkten der Spielweise werden wir nicht abrücken“, gibt sich der 47-Jährige trotzig, wohlwissend, dass ihm der Rückhalt der Klub-Spitze (noch) gewiss ist. Hinzu kommt, dass Zorniger als Schwabe im Schwabenland einen Bonus genießt. Das kann sich allerdings schnell ändern – mit jeder Niederlage schwindet der Glaube an die innovativen Ideen. Höchste Zeit also für den ersten Sieg.