Landessportbund stellt nach turbulenten Monaten eine neue Geschäftsführung vor
Sportpolitik in Rheinland-Pfalz: Geht der LSB mit einem neuen Führungs-Duo in ruhigere Zeiten?
LSB-Spitze: Hauptgeschäftsführer Thomas Kloth (rechts) und Stellvertreter Martin Hämmerle. Foto: S. Buchheister/LSB
Michael Heinze/LSB

Der Landessportbund Rheinland-Pfalz hat nach turbulenten Monaten eine neue Geschäftsführung vorgestellt. Nun soll es ruhiger werden bei dem Verband, der sich allzu häufig in der Vergangenheit mehr  mit sich selbst beschäftigte als mit seinen Vereinen.

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Wolfgang Bärnwick vergleicht den Landessportbund Rheinland-Pfalz gern mit einem Fußball-Schiedsrichter. „Wenn nach einem Spiel nicht über den Schiri berichtet wird, ist alles gut“, sagt der LSB-Präsident und bezieht dies auch auf seinen Dachverband: je unauffälliger, desto besser. Soll heißen: Wenn der LSB seiner Kernaufgabe als Dienstleister für die 1,378 Millionen Mitglieder und die knapp 5900 rheinland-pfälzischen Sportvereine nachkommt, ist alles gut. „Wir dürfen uns aber nicht mehr so viel mit uns selbst beschäftigen“, fordert Bärnwick und äußert damit eine durchaus kühne Hoffnung.

Öffentliche Schlammschlacht

Denn der LSB und die drei angegliederten Sportbünde aus dem Rheinland, der Pfalz und Rheinhessen sorgen verlässlich für Misstöne untereinander. So hatte bereits Ende August des vergangenen Jahres Hauptgeschäftsführer Christof Palm nach Meinungsverschiedenheiten mit dem LSB-Präsidium seinen Rücktritt erklärt. Es folgte eine öffentliche Schlammschlacht, die an vergangene Jahre erinnerte. Im Februar 2019 war etwa der damalige Verbandspräsident Lutz Thieme, ein angesehener Sportprofessor aus Bonn, desillusioniert zurückgetreten.

„Aber wir schauen nicht mehr zurück, sondern nach vorne“, verkündete Thiemes Nach-Nachfolger Bärnwick und stellte im LSB-Haus in der Mainzer Rheinallee Palms Nachfolge- beziehungsweise die Interimslösung des Verbandes vor: Thomas Kloth ist neuer Hauptgeschäftsführer, Dr. Martin Hämmerle sein Stellvertreter. „Jetzt soll erst mal wieder Ruhe einkehren“, nennt Bärnwick die Hauptaufgabe des neuen Duos. „Das Wichtigste ist, dass es unseren Vereinen und Fachverbänden gut geht.“

Satzungsänderung steht an

Die Verträge der neuen Geschäftsführung sind vorerst bis zum 30. Juni 2025 befristet. Auf der LSB-Mitgliederversammlung am 28. September in Bingen soll schließlich erst mal über eine Satzungsänderung abgestimmt werden, die die Strukturen hin zu mehr Verantwortung des Hauptamtes verändern könnte. Die Übergangszeit soll nun das neue Duo managen. Kloths Vorgänger Palm wird die Abteilung Sportentwicklung übernehmen und sich zudem weiterhin um die Liegenschaften kümmern, etwa um den Verkauf des LSB-Hauses in der Rheinallee – hier steht eine Summe von 6,2 Millionen Euro im Raum –, und um die Suche nach einem neuen Gebäude.

Der 45-jährige Kloth war bis dato Abteilungsleiter Leistungssport beim LSB und wird diese Stelle parallel zu seiner neuen als Hauptgeschäftsführer weiter ausfüllen. Er führt eine „Profilschärfung des LSB“ als sein Hauptziel an. „Wir wollen Identifikation schaffen: Wer sind wir? Was wollen wir? Wo wollen wir hin? Diese Dinge haben mir in den neun Jahren, die ich nun schon hier bin, immer ein bisschen gefehlt“, sagt der nunmehr oberste LSB-Hauptamtler Kloth. Sein ehrenamtlicher Präsident pflichtet ihm bei. „Die Menschen draußen tun sich einfach wahnsinnig schwer zu differenzieren: Was macht eigentlich der LSB, was macht der Sportbund Rheinhessen und was der Sportbund in der Pfalz“, erklärt Bärnwick.

Chance zur Veränderung

Die ausladende und bundesweit einmalige Struktur mit einem Landessportbund und zusätzlich drei regionalen Sportbünden samt der jeweiligen Unterorganisationen sorgt seit Jahren für Diskussionen. „Wir haben im Präsidium unter anderem neun Vizepräsidenten und fünf beratende Mitglieder“, erläutert Bärnwick. „Da ist es nicht immer einfach, das Ganze unter einen Hut zu bringen.“ Persönliche und regionale Eitelkeiten hemmen allzu oft die Prozesse. Viele versprechen sich durch die angestrebte Satzungsänderung, nach der zum Beispiel ein hauptamtliches Direktorium durch ein Aufsichtrats-ähnliches ehrenamtliches Gremium unterstützt wird, eine Chance zur Veränderung.

Um schon in der nahen Zukunft effizienter und geräuschloser zu arbeiten, schlägt Kloths Stellvertreter Hämmerle, weiterhin auch Abteilungsleiter der LSB-Sportjugend, folgende Herangehensweise vor: „Im Präsidium können wir uns ruhig fetzen“, sagt der 36-Jährige, „aber nach außen hin müssen wir geschlossen auftreten.“ Und lieber nicht zu sehr auffallen – wie ein guter Fußball-Schiedsrichter.

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