Sven Sabock blickt auf die Sportwoche zurück
Zu denken gibt vielmehr, dass die Vorgänge rund um den Dribbelkünstler von Borussia Dortmund einmal mehr die Parallelwelt der Fußball-Stars aufzeigen – und dabei tief blicken lassen. Sorglos und mit Vollgas durch die Gegend zu brausen, mag im kindlichen Wesen mancher Helden der Stadien begründet sein. Mit ihrem Verhalten bestätigen Reus und Co. indes die Vorurteile, dass der Reichtum – noch dazu in jungen Jahren – nicht immer der Charakterfestigkeit zuträglich ist.
Nun geht es nicht darum, den Moralapostel zu spielen. Schließlich kommen auch bei Otto Normalautofahrer schnell ein paar unfreiwillige Passbilder und Punkte zusammen. Wer aber über Jahre nicht nur zu flott, sondern seit jeher ohne Fahr-Erlaubnis – oder sogar mit einem gefälschten Führerschein – unterwegs ist, wandelt am Rande der Kriminalität. Es ist weit mehr als ein Kavaliersdelikt oder eine „Dummheit“, wie der 25-Jährige nun einräumt. Ob die im Raum stehende Geldstrafe von 540 000 Euro zur Reue beiträgt, wird sich weisen. Zugegeben, ein Viertel des Jahresgehalts schmerzt, aber existenziell ist die Summe für einen der begehrtesten Fußballer Europas nicht.
Die peinliche Offenbarung von Reus deckt freilich auch die Versäumnisse der Branche auf. Wenn sowohl die Vereine als auch die vielen Berater den Profis die alltäglichen Dinge abnehmen, geht der Blick für die reale Welt schon mal verloren, droht mancher Jungstar in einer Mischung aus Übermut und Arroganz die Bodenhaftung zu verlieren. Regeln? Gesetze? Gelten für andere.
Siehe Stefan Effenberg. Der Ex-Nationalspieler war zwar in Besitz eines Führerscheins, sah es bei einer Polizeikontrolle aber nicht ein, seine Papiere zu zeigen. Gegenüber einem Beamten soll anschließend das Wort „Arschloch“ gefallen sein, was Effenberg später 90 000 Euro kostete. Auch der einstige Bremer Marko Arnautovic wurde mehrfach auffällig, ebenso Kevin-Prince Boateng, dem in jungen Jahren nichts Besseres einfiel, als mit Hertha-Kollege Patrick Ebert aus Langeweile nachts in Berlin Autos zu demolieren.
Während manche Profis mit den Jahren geläutert scheinen, bleiben andere schwer erziehbar. Vor allem Mario Balotelli tut sich schwer damit, die Pubertät hinter sich zu lassen. Der Italiener gilt als begnadetes Talent – wie die DFB-Elf im EM-Halbfinale 2012 schmerzlich erfahren musste – ,sorgt aber wegen seiner Eskapaden abseits des Platzes verlässlich für Schlagzeilen. Die Vorliebe für schnelle Autos verbindet den Stürmer mit zahlreichen Besserverdienern unter den Fußballern, Verkehrsschilder beachtet der exzentrische Kraftprotz dabei nur peripher. 27-mal sind seine Luxuskarossen schon abgeschleppt worden, die Summe für die Strafzettel soll sich bei 11 000 Euro bewegen.
Kaum vorstellbar, dass seine Nobelschlitten kein Navigationsgerät haben, dennoch wählte „Super-Mario“ jüngst eine ungewöhnliche Variante, um von Manchester nach London zu kommen: Mit seinem Maserati fuhr er hinter einem Taxi her, der Fahrer machte inklusive Rückweg das Geschäft seines Lebens. Die Kosten für Balotelli: schlappe 2000 Euro.
Ist das nun besonders dumm oder besonders clever? Letzteres kann zweifellos von Bastian Schweinsteiger behauptet werden, der in seiner Zeit als Bayern-Jungprofi auch gern mal die Nacht zum Tag gemacht hat. Zum Beispiel, als er auf dem Trainingsgelände die Alarmanlage auslöste, ehe er in Begleitung einer jungen Dame im Whirlpool erwischt wurde. Die Entschuldigung folgte prompt: Es war angeblich nur die Cousine, der er den Kabinentrakt zeigen wollte.