Rheinland-pfälzischer Dachverband erneut in der Führungskrise - Präsident Bärnwick wirft hin
Präsident Bärnwick wirft hin: Der nächste Rücktritt beim Landessportbund
Nicht mehr LSB-Präsident: Wolfgang Bärnwick. Foto: Michael Heinze/LSB
LSB/Michael Heinze

Der Landessportbund (LSB) Rheinland-Pfalz ist immer wieder für Überraschungen gut. Zum Leidwesen seiner knapp 5900 Vereine mit 1,37 Millionen Mitgliedern im Land handelt es sich beim Dachverband aber häufig um Überraschungen negativer Art. Der LSB durchlebt nun seine nächste Führungskrise. Präsident Wolfgang Bärnwick ist am späten Mittwochabend zurückgetreten. Überraschend und dem Vernehmen nach ziemlich kurzentschlossen.

Lesezeit 3 Minuten

Der 75-Jährige aus Ingelheim wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht zu seinem Rücktritt äußern, ohnehin hatte der LSB in einer knappen Pressemitteilung zu später Stunde auf seinen Vizepräsidenten Kommunikation verwiesen. Und so versuchte Walter Desch, 79-jähriger Multifunktionär aus Alterkülz im Rhein-Hunsrück-Kreis, mal wieder eine Führungskrise zu moderieren. Laut Desch seien der Auslöser für Bärnwicks Rückzug („Ich war selbst überrascht“) Meinungsverschiedenheiten über den Verkauf des LSB-Hauses in der Mainzer Rheinallee gewesen, Desch spricht hier sogar von „Auseinandersetzungen im Präsidium“.

Ausdrücklich betonte der erfahrene LSB-Sprecher, dass dieses Mal nicht die traditionellen Streitereien und Eitelkeiten zwischen dem Landessportbund auf der einen und den regionalen Sportbünden aus Rheinhessen, dem Rheinland und der Pfalz auf der anderen Seite ausschlaggebend gewesen seien. Es dürfte sich hier aber wegen der Ereignisse der vergangenen Monate viel angestaut haben.

Schließlich war im August Hauptgeschäftsführer Christof Palm nach Meinungsverschiedenheiten mit dem LSB-Präsidium zurückgetreten. Bärnwick wertete ein negatives Votum seiner Gremiumskollegen in einer wichtigen Personalfrage damals als „Affront“ und bedauerte Palms Rückzug außerordentlich. Insofern war Bärnwicks Position in der Folge geschwächt, zumal er und einige Präsidiumskollegen nach der Affäre öffentlich übereinander herzogen. Schon sein Vor-Vorgänger Lutz Thieme, ein angesehener Sportprofessor aus Bonn, hatte sich in einem Machtkampf aufgerieben und war im Februar 2019 zurückgetreten, ebenfalls kurzfristig nach einer Präsidiumssitzung. Auch hier ging es um Personalfragen.

Fehlender Informationsfluss?

Im Falle von Bärnwick habe hingegen „ein nicht ausreichender Informationsfluss bei der Immobilienfrage“ zum großen Knall geführt, erklärte LSB-Vize Desch. Dabei sei es auch zu Vorhaltungen gegenüber Bärnwick gekommen. Das fünfstöckige LSB-Haus in Mainz, zwar in die Jahre gekommen, aber in Top-Lage am Rhein, soll veräußert werden, unter anderem hat die Stadt Mainz Interesse. Zuletzt war von einem Verkaufspreis von 6,2 Millionen Euro die Rede.

Desch bestätigte, dass in diesem Prozess „wir im Präsidium nicht so informiert wurden, wie wir das gerne gehabt hätten“. Er führt das aber auch darauf zurück, „dass wir zuletzt mit anderen Themen beschäftigt waren“. Etwa mit der Suche nach einer neuen hauptamtlichen Spitze nach Palms Rücktritt. Diese ist seit April gefunden: Thomas Kloth als Hauptgeschäftsführer und Martin Hämmerle als sein Stellvertreter sollen den LSB kommissarisch führen, zumindest bis zur Mitgliederversammlung am 28. September in Bingen.

Storck als Interimspräsident

Bis dahin wird an der ehrenamtlichen Spitze, dem LSB-Präsidium, Rudolf Storck interimsweise fungieren. Er ist qua seines Amtes als Präsident des Sportbundes Pfalz automatisch Vizepräsident des LSB – und nun eben in Personalunion der oberste Ehrenamtler des Dachverbands.

Dass der Landessportbund angesichts nicht enden wollender Querelen ein hoffnungsloser Fall ist, glaubt Vizepräsident Desch derweil nicht. Er sieht eine Chance, „wenn man die Gesamtstruktur in Rheinland-Pfalz mal überdenkt“. Das Nebeneinander – und eben zu seltene Miteinander, sondern eher sogar Gegeneinander – von den drei regionalen Sportbünden und dem LSB ist schon seit Jahren heftig umstritten.

Top-News aus der Region