Sport mit Meinung
Nach dem Abpfiff: Wenn Ideen mit Leben gefüllt werden

Es ist immer gut, einen Plan zu haben. Am Anfang steht dabei eine Idee, eine Vision. Die Umsetzung hin zu einem realistischen Ziel – und da ist's im Fußball wie im richtigen Leben – stellt dann die eigentliche Herausforderung dar.

Sven Sabock blickt auf den Spieltag zurück

Nicht selten scheitern Klubs oder deren Verantwortliche daran, sich im Tagesgeschäft Bundesliga von Stimmungen leiten zu lassen, auf der Strecke bleiben die zuvor postulierten Philosophien. Das Thema Nachhaltigkeit greift eben nur dann, wenn am Wochenende die Ergebnisse stimmen.

Insofern ist es durchaus bemerkenswert, dass es Vereine gibt, für die der Blick auf das große Ganze das maßgebliche Leitmotiv ist und das Wort von der Kontinuität nicht nur eine Floskel. Siehe Augsburg. Die Schwaben haben trotz ihres rasanten Aufstiegs aus der Regional- bis hin in die Eliteliga die Bodenhaftung nicht verloren und schöpfen ihre Kraft nicht zuletzt daraus, ein chronisch unterschätzter Außenseiter zu sein.

Trainern wie Jos Luhukay oder nun Markus Weinzierl ist es gelungen, der Mannschaft die dazu passende Spielweise zu vermitteln, der FCA steht mittlerweile für einen gleichermaßen athletisch wie technisch versierten Fußball. Es ist der Lohn dafür, auch in schweren Zeiten dem Übungsleiter vertraut zu haben, weil dessen Ansatz Erfolg versprechend ist.

Es wäre für die Chefs in Augsburg ein Leichtes gewesen, Weinzierl vor knapp einem Jahr den Stuhl vor die Tür zu stellen, bei neun Punkten nach der Hinrunde hatte der Coach wenig Argumente. Weinzierl durfte bleiben, der Rest ist eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. Im Kalenderjahr 2013 wurden stolze 47 Punkte eingefahren – das Beispiel Augsburg zeigt, dass Tugenden wie Teamgeist und Leidenschaft beschränkte finanzielle Möglichkeiten kompensieren können.

Ein Stück weit ist man auch in Wolfsburg zu der Erkenntnis gekommen, dass Geld allein dann doch keine Tore schießt. Dank der üppigen Subventionen des VWKonzerns wurden dort über Jahre derart viele Legionäre aus aller Herren Länder verpflichtet, dass der Fan-Shop kaum mit dem Beflocken der Trikots hinterherkam. Geld ist natürlich auch heute nicht das Thema in Niedersachsen, unter Klaus Allofs und Dieter Hecking wird aber zumindest darauf Wert gelegt, die millionenschweren Angestellten zu einer Einheit zu formen.

Ganz nebenbei ist den Machern auch nicht entgangen, dass das Gute mitunter ganz nah liegt und gar nicht teuer sein muss. Akteure aus dem eigenen Nachwuchs wie Robin Knoche oder Maximilian Arnold helfen dem Anhang nicht nur, sich mit der Mannschaft zu identifizieren, sondern machen sogar den Stars die Plätze streitig. Eine Kurskorrektur, die inzwischen auch in der Tabelle sichtbar wird: Nach acht Spielen ohne Niederlage sind nun sogar wieder die internationalen Plätze in Reichweite.

Davon ist man in Hoffenheim zwar noch ein gutes Stück entfernt, aber der einstige Emporkömmling kann mittlerweile immerhin einen Imagegewinn verbuchen. Wahrscheinlich mussten die Kraichgauer erst mit einem Bein in der Zweiten Liga stehen, um sich auf ihre ursprüngliche Idee zu besinnen: mit jungen, hungrigen Akteuren für sehenswerte Vorstellungen zu sorgen.

Trainer Markus Gisdol ist es wohl inzwischen fast ein bisschen zu viel des Spektakels, gegen die Dortmunder haben seine Schützlinge schon zum wiederholten Mal einen Vorsprung aus der Hand gegeben. Solange es vorn auch klappt, wird er es indes verschmerzen können. Offensiver Fußball war noch nie der schlechteste Plan.

Top-News aus der Region