Sport-Kommentar
Nach dem Abpfiff: Die Metamorphose des Arjen R.

Weiter, immer weiter. Diesen Leitspruch hat einst Torwart Oliver Kahn bei den Münchner Bayern eingeführt und etabliert. Diese drei Worte stehen seitdem für die Unersättlichkeit des deutschen Rekordmeisters. Ein Titel ist nicht genug, ein wichtiger Sieg schon gar nicht - es muss weitergehen, ständig muss man wachsam sein, alles auf allerhöchstem Niveau. Das hat die Bayern nun nicht unbedingt beliebt, aber überaus erfolgreich gemacht.

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Unser Redakteur blickt auf den Spieltag zurück

Als Kahns legitimer Nachfolger auf dem Feld darf heutzutage Arjen Robben gelten. Auch für den Niederländer ist sehr gut nicht gut genug, immer wieder mahnt der 31-Jährige, bloß nicht nachzulassen. Es ist auch diese Hartnäckigkeit, diese Erfolgsbesessenheit, die Robben zum derzeit besten Bundesligaspieler gemacht hat. Galt er früher als divenhafter Egoist, so hat der Linksfuß längst den Wandel vollzogen zum wichtigen Führungsspieler, der nicht mehr nur sich selbst, sondern das große Ganze im Blick hat. Früher kaum vorstellbar: Nach dem erneut klaren 4:1 gegen Köln haderte Robben mehr mit dem verbesserungswürdigen Gesamtauftritt der Münchner Elf, als dass er sich über sein 17. Saisontor freute.

Mit Biss bei der Sache: Bayerns Torjäger Arjen Robben. Foto: Imago

imago/Ulmer

Das zwischenzeitliche 3:1 war übrigens Robbens 13. Treffer in den vergangenen zwölf Spielen. Dank seiner beiden Torvorlagen gegen die Kölner war er in der laufenden Spielzeit bereits an 24 Treffern beteiligt – das ist Liga-Höchstwert. Dass Robben sich in der Form seines Lebens befindet, und das nun schon seit gut zwei Jahren, dürften auch seine schärfsten Kritiker anerkennen. Zwar fällt der hagere Holländer in Laufduellen immer noch recht leicht zu Boden, die nervige Theatralik in seinem Spiel ist zum großen Teil aber dynamischer Zielstrebigkeit gewichen.

Zwei Daten stellen die Robben'sche Metamorphose dar. Der 22. Mai 2012 markierte den Tiefpunkt bei den Bayern. Nach einer Saison, in der Robben in der Bundesliga (gegen Dortmund) und der Champions League (gegen Chelsea) entscheidende Elfmeter verschossen hatte, ließ das Münchner Publikum kein gutes Haar an dem Kahlkopf aus Groningen. Bei einem bedeutungslosen Testspiel nach der Münchner Trauma-Saison ohne Titel wurde Robben von den eigenen Fans ausgepfiffen. Die Zeichen standen auf Abschied, doch schlussendlich blieb Robben, schoss Tor um Tor, hielt sich ausnahmsweise weitgehend verletzungsfrei – und schaffte bei Bayern das, wozu es bei Real Madrid und beim FC Chelsea nicht gereicht hatte: Er wurde Stammspieler und Leistungsträger.

Durch das entscheidende Tor im Champions-League-Finale am 25. Mai 2013 gegen Dortmund machte er ultimativ seinen Frieden mit den Bayern. Seitdem, und erst recht unter Trainer Pep Guardiola, ist Robben so etwas wie die sportliche Lebensversicherung der Münchner, die Verantwortung übernimmt, wichtige Tore schießt und durch diese auch über schwächere Bayern-Darbietungen hinweghilft/-täuscht. Robben ist so für den FCB weit wichtiger als Franck Ribery, der von den Münchnern gern als Galionsfigur verkauft wird, der aber zu oft verletzt, in den Leistungen zu sprunghaft und in großen Spielen zu unauffällig ist.

Bei aller Lobhudelei auf Arjen Robben: Auch er allein wird es nicht richten können, wenn es in der Champions League, dem Gradmesser für die Bayern, ans Eingemachte geht – gegen Teams wie Chelsea oder Real Madrid.

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