Mit dem Salary Cap deckeln sie im Basketball, im Eishockey und im American Football auf der anderen Seite des Atlantiks das Budget, das ein Klub für seine Spieler ausgeben darf. Ja, gerade die Spitzenprofis verdienen sicher nicht schlecht in den Staaten – aber der Verein muss trotzdem haushalten. Gibt er einigen wenigen sehr viel, gibt es für viele andere im Kader nur wenig. Und unterm Strich, das bleibt festzuhalten, hat sich das System bewährt. Anders als im europäischen Fußball beispielsweise, wo es überwiegend dieselben Teams eines Landes sind, die die nationale Meisterschaft unter sich ausmachen, ist im US-Sport Vielfalt angesagt. Dort gibt es ihn tatsächlich, den Kampf um die Krone mit wechselnden Akteuren. Derweil hat der FC Bayern hierzulande zuletzt gleich sieben Mal keine Konkurrenz fürchten müssen.
Vielleicht liegt es ja am Blick in den finanziellen Abgrund in Corona-Zeiten, der so etwas wie Demut weckt bei den Protagonisten des Fußballs hierzulande. Womöglich hat die Branche der Elitekicker die ständigen Attacken wegen exorbitanter Ablösesummen, verhätschelter, raffgieriger Profis mit Sonderstatus einfach auch nur satt und schaltet jetzt blitzschnell von Verteidigung auf Angriff. Auf jeden Fall hat diese ungewöhnliche Gemengelage dazu geführt, dass auf einmal ungewöhnlich gedacht wird. Und so ist die Idee geboren, es auch in unseren Breiten mal mit Chancengleichheit zu versuchen.
Genauer gesagt hat sich Fritz Keller, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, so seine Gedanken gemacht, wie der Profifußball nachhaltig fit für die Zukunft gemacht werden kann. Mit den Geisterspielen ist die Bundesliga in diesen Zeiten so weit weg von den Fans wie nie. Vielleicht verteilt Keller deshalb großzügig Balsam, wenn er mit Blick auf seine Pläne festhält: „Wir müssen den Profifußball wieder näher zu den Menschen bringen.“ Gegen die zunehmende Entfremdung von der Gesellschaft plant Keller also auch im Profifußball die Gehaltsobergrenze – europaweit.
Der deutsche Fußball will sein derzeitiges Hoch ganz offensichtlich nutzen. Mit spielerischer Leichtigkeit und von der Politik generös unterstützt, rollt neuerdings sogar der Ball nach dem deutschen Reinheitsgebot. Derweil Rest-Europa konzeptionslos zusieht. Und jetzt will Keller der Branche auch noch die Unanständigkeiten abgewöhnen. Gehälter und Ablösesummen zum Fremdschämen, damit soll es bald ein Ende haben. „Man denkt, das ist von einer anderen Welt. Wir müssen über eine Gehaltsobergrenze reden.“ Sagte Keller und ließ prompt Taten folgen. Mit Europa-Politikern hat sich der DFB-Boss bereits ins Benehmen besetzt, und Uefa-Chef Aleksander Ceferin hat der Breisgauer einen Brief geschrieben. Am Ende soll „eine europarechtskonforme Regelung stehen, die auch für Großbritannien gilt“. Gerade auf Letzteres darf man sehr gespannt sein.
Nun muss es einem nur auf den ersten Blick verdächtig vorkommen, wenn Keller für seine Idee sogar Karl-Heinz Rummenigge hat gewinnen können. Wo sich der Bayern-Boss doch sonst nach jedem Euro bückt, der auf der Straße liegt. Auf der anderen Seite geißelt Rummenigge bei jeder Gelegenheit den Gehalts- und Transferwahnsinn europäischer Spitzenklubs wie Real Madrid und deren Schuldenpolitik.
Der FCB-Chef denkt also zur Abwechslung mal egoistisch, wenn er jetzt Arm in Arm mit Keller von der Chancengleichheit im europäischen Fußball träumt. Ob die beiden diesen geradezu sozialistisch anmutenden Zustand nach US-Vorbild zu Lebzeiten noch genießen werden, ist allerdings fraglich. Mit der Einigkeit haben sie es gerade nicht so in Europa ...