Koblenz
Es wird Zeit für Realismus

Der Optimist träumt bereits von einer Zeitenwende im deutschen Fußball. Aha, neben dem FC Bayern und Borussia Dortmund noch eine Mannschaft, die um den Titel mitspielen kann, registriert der Realist.

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Klaus Reimann zum Herbstmeister RB Leipzig

Der Kulturpessimist schüttelt ungläubig den Kopf und orakelt bereits den Untergang der Bundesliga. Nicht schwer zu erraten, die Rede ist von RB Leipzig. Ein Verein, der wie kein anderer die Gemüter der Fußball-Fans spaltet. Tatsache aber ist: Ein Kunstprojekt ist Herbstmeister im deutschen Fußball-Oberhaus.

Das hat erfreuliche Seiten. Die Fans im darbenden Osten haben ein Team, mit dem sie sich identifizieren können. Die Mannen von Trainer Julian Nagelsmann – darüber herrscht auch außerhalb von Leipzig Einigkeit – spielen einen attraktiven Fußball. Und nicht zuletzt gibt es sicher diesen einen Grund, den „Brauseklub“ als belebendes Element im Liga-Einerlei zu betrachten: RB Leipzig lehrt das Establishment das Fürchten.

Seit der VfL Wolfsburg 2009 zu Meisterehren kam, machten die Bayern und Dortmunder den Titel unter sich aus. Jetzt drängt ein Start-up ins Rampenlicht, dessen Imageabteilung immer noch alle Hände voll zu tun hat, Künstliches wie Kunst aussehen zu lassen.

Doch allzu sehr sollten sich Anhänger der Brauchtumspflege nun nicht echauffieren. Auch „unsere“ Traditionsklubs hierzulande haben sich längst dem Kommerz verschrieben. Und wer heutzutage als Alteingesessener nicht über die modernen Strukturen des Fußballs verfügt, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt und die Zukunft verpennt. So gesehen ist RB Leipzig ein Weckruf. Anders ausgedrückt: Seit wann ist es allein das Markenzeichen eines Start-ups, innovativ und nachhaltig zu arbeiten?

E-Mail an den Autor: klaus. reimann@rhein-zeitung.net

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