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EINWURF: Kein guter Tag für die Liga-Chefs

Sven Sabock zum Sicherheitskonzept: Der deutsche Fußball hat sicher schon bessere Tage erlebt. Vor allem dessen Funktionäre. Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Hörigkeit sich die Mehrzahl der Klubchefs inklusive der Spitze des DFB von der Politik hat vereinnahmen lassen.

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Sven Sabock zum Sicherheitskonzept: Der deutsche Fußball hat sicher schon bessere Tage erlebt. Vor allem dessen Funktionäre. Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Hörigkeit sich die Mehrzahl der Klubchefs inklusive der Spitze des DFB von der Politik hat vereinnahmen lassen.

Mit populistischen Thesen und dem Konstruieren von Schreckensszenarien ist es den Innenministern unwidersprochen gelungen, die Meinungsführerschaft bei einer Thematik zu übernehmen, die längst nicht so dramatisch ist, wie sie bisweilen dargestellt wird.

Natürlich ist nicht zu tolerieren, dass 1100 Grad heiße Pyro-Fackeln von fehlgeleiteten Pseudo-Fans in einer voll besetzten Kurve gezündet werden. Mit Fußball-Kultur hat das in der Tat nichts zu tun. Aber daraus den Schluss zu ziehen, dass die deutschen Stadien ein Hort der Gewalt sind, geht schlicht am Thema vorbei. Nein, der Besuch eines Bundesliga-Spiels stellt mitnichten eine Gefahr für Leib und Leben dar. Vielmehr bleibt festzuhalten, dass die wesentlichen Probleme außerhalb der Arenen liegen. Bei An- und Abreise, in Bussen und Bahnen. Und damit nicht im Hoheitsgebiet der Vereine.

Weil aber alle unschönen Begleiterscheinungen eines Wochenendes zu einem verwaschenen Bild zusammengefasst werden, haben die Macher des Unterhaltungsbetriebs Bundesliga jetzt ein Problem. Sie verpflichten sich, zum Teil überzogene (und juristisch fragwürdige) Forderungen wie Ganzkörperkontrollen umzusetzen und nehmen billigend in Kauf, friedfertige Zuschauer zu kriminalisieren. Dem Image einer boomenden Branche ist das nicht eben zuträglich. Immerhin: Die entstandene Diskussion hat bewirkt, dass der Fan in der Kurve nicht mehr nur als zahlender Kunde, sondern als Teil des Gesamtgebildes wahrgenommen wird. Ein kleiner Fortschritt. Dazu hätte es eigentlich nicht eines Ultimatums aus der Politik bedurft.

E-Mail an den Autor: sven.sabock@rhein-zeitung.net

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