Seine Mannschaft hatte dieses Rhein-Main-Derby nicht nur verloren, sie war nach Ansicht des Dänen auch mit der falschen Einstellung in diese Partie gegangen. Wo die Mainzer doch so gefestigt schienen am Ende eines für sie herausragenden Jahres. „Wir haben uns wohl ein Stück weit zurückgelehnt“, sagte Svensson, der nur vier Tage zuvor ein berauschendes 4:0 gegen Hertha BSC hatte bewundern dürfen. „Es hat ausgesehen, als hätten wir uns darauf ausgeruht.“ Bemerkenswert: Svensson gab sich eine gehörige Mitschuld an der Pleite vor 15.000 Zuschauern. „Ich habe in der Vorbereitung Fehler gemacht. Wir waren nicht bereit für diese Aufgabe.“
Eine schwache erste und eine nicht weniger fehlerbehaftete zweite Halbzeit brockte den Rheinhessen die Niederlage in Hessen ein. Wobei die starke Eintracht natürlich auch ihren Teil dazu beitrug, die Mainzer in deren Aufbauspiel früh unter Druck setzte und dann ihrerseits schnell nach vorn spielte. Ein Musterbeispiel dafür war der Siegtreffer: Nach einem Ballgewinn am eigenen Strafraum überbrückten die Frankfurter mittels vier Stationen das aufgerückte Mittelfeld der Gäste, den Rest erledigte das Eintracht-Sturmduo. Der Kolumbianer Rafael Borré hätte selbst abschließen können, legte aber quer auf den Dänen Jesper Lindström (35.). „Das war in Perfektion gespielt“, schwärmte Frankfurts Trainer Oliver Glasner, dessen Team über die gesamte Spielzeit reifer, griffiger war und durch Aijdin Hrustic' Lattenschuss (59.) und Borrés Abschluss (68.) weitere Chancen hatte. Bei der besten Mainzer Möglichkeit scheiterte Aaron Martin an Eintracht-Torwart Kevin Trapp (90.).
„Eine perfekte Englische Woche für uns“, freute sich Frankfurts Kapitän Sebastian Rode auch im Rückblick auf das 5:2 gegen Bayer Leverkusen und das 3:2 bei Borussia Mönchengladbach. „So muss der Abschluss für dieses Jahr aussehen.“ Dabei hatte es noch Ende Oktober gar nicht gut für die Eintracht ausgesehen. Unter Neu-Trainer Glasner standen die Hessen kurz vor der Abstiegszone, Coach und Team schienen für Außenstehende nicht warm miteinander zu werden. „Aber die Spieler waren offen für unsere Ideen und sind immer bei der Stange geblieben“, lobte Glasner den Zusammenhalt in schwierigen Zeiten. Nun steht die Eintracht nach beeindruckenden sechs Siegen in den vergangenen sieben Bundesligaspielen vor den Mainzern und auf einem Europapokalplatz.
Eine nicht minder bemerkenswerte Entwicklung haben die 05er unter Svensson genommen. Der Däne hatte die Mainzer im Januar und im totalen Chaos als abgehängten Tabellen-17. übernommen. Sein erstes Spiel war damals ein 0:2 gegen die Eintracht. Das 0:1 nun gegen die Frankfurter trübt zwar ein wenig die starke Ausbeute unter Svensson von 57 Bundesliga-Punkten in 2021, darf aber das Gesamtkunstwerk nicht schmälern. „Wir haben uns wohl ein bisschen zu viel auf die Schulter geklopft“, vermutete Svensson. Auch das wäre nur menschlich.