Radsport: Wie MaxWalscheid die Rundfahrt in Italien erlebte
Ein Neuwieder glänzt beim Giro: Wie Max Walscheid die Rundfahrt in Italien erlebte
Überraschte auch mit zwei Top-Platzierungen im Zeitfahren: der Neuwieder Max Walscheid. Foto: Imago
imago images/Sirotti

Neuwied. Nach seiner ansehnlichen Tour-de-France-Premiere im vergangenen Corona-Sommer hat sich der Neuwieder Radprofi Max Walscheid in seinem sechsten Profijahr erstmals beim Giro d'Italia gezeigt – und das mit beachtlichen Erfolgen. Binnen fünf Tagen feierte sein südafrikanisches Team Qhubeka Assos drei Etappensiege, an denen der 1,99 Meter lange Sprintspezialist seinen Anteil hatte. Außerdem strampelte Walscheid in beiden Zeitfahren der Italien-Rundfahrt 2021 unter die Top Ten.

Lesezeit 2 Minuten

„Wir wären schon mit einem Etappensieg sehr zufrieden gewesen“, berichtet Walscheid, „außergewöhnlich war, dass es drei verschiedene und ganz unterschiedliche Fahrer waren, die Etappensieger wurden.“ Als sein Schweizer Teamkollege Mauro Schmid das elfte Teilstück aus einer Ausreißergruppe gewann, half der künftige Mediziner, der derzeit an seinem Studienort Heidelberg lebt, im Teamverbund, die Verfolger aufzuhalten: „Aber dieser Sieg war eine Einzelleistung von Mauro.“

Zwei Tage später lancierte Walscheid bis 1000 Meter vor dem Ziel den Angriff des italienischen Europameisters Giacomo Nizzolo, der in einem spektakulären Schlussspurt seinen scheinbar schon enteilten Landsmann Edoardo Affini noch ein- und überholte. Auf den TV-Bildern kann man sehen, wie Walscheid, als er wenige Sekunden nach dem Sieger als 17. über die Ziellinie rollt, den Arm hochreißt wie ein Gewinner.

Den spektakulärsten Tagessieg für Qhubeka Assos feierte weitere zwei Tage später der Belgier Victor Campanaerts nicht zuletzt dank Walscheids Unterstützung und einer erfolgreichen Teamtaktik. „Wir beide sind direkt nach dem Start an die Spitze gefahren und haben eine Ausreißergruppe inszeniert“, berichtet Walscheid. Schon schien der Fluchtversuch geglückt, da musste das Rennen wegen eines Massensturzes neutralisiert und von vorn gestartet werden. „Wir haben dasselbe noch mal versucht, und es hat auch beim zweiten Mal funktioniert“, freute sich der Neuwieder über den Coup, den die beiden Teamkollegen 22 Kilometer vor dem Ziel perfekt machten. Walscheid erhöhte das Tempo, Campanaerts fuhr mit dem Niederländer Oscar Riesebeek davon und sicherte sich nach 147 Kilometern den Tagessieg in Gorizia an der slowenischen Grenze.

„Für einen Kollegen wie Victor zu arbeiten, macht mir Spaß“, resümiert Edelhelfer Walscheid. „Er hat mir viele Tipps fürs Zeitfahren gegeben, obwohl ich da inzwischen schneller bin als er. Das macht auch nicht jeder.“

Seine von guten Platzierungen belohnten Fortschritte im einsamen Kampf gegen die Uhr waren für Walscheid in Italien das Sahnehäubchen auf die Teamerfolge. Hatte er Platz acht im Prolog über gut acht Kilometer noch erhofft – „der Kurs lag mir als explosivem Sprinter und gutem Kurvenfahrer“ –, so überraschte er sich selbst beim abschließenden Zeitfahren über 30 Kilometer, das er als Sechster beendete. „Ich habe im Frühjahr viel in dieser Disziplin gearbeitet und gemerkt, dass sie mir besonders liegt“, berichtet Walscheid, „auch wenn sie ein spezielles Training erfordert und auch viel Extraarbeit, um Mensch und Maschine perfekt aufeinander abzustimmen.“

Eine Woche nach der deutschen Meisterschaft am 19. Juni in Stuttgart, bei der er in seiner neuen Spezialdisziplin an die Spitze fahren will, hofft Walscheid, der am 13. Juni seinen 28. Geburtstag feiert, zum zweiten Mal an der Startlinie für die Tour de France zu stehen. Wenn's klappt, hat er seine persönlichen Ambitionen hochgesteckt: „Ein Etappensieg bei der Tour ist mein definitives Lebensziel“, verrät er, „ich hoffe, dass mir mein Team dann die Möglichkeit gibt, auf Sieg zu fahren. Aber ich werde mein Abschneiden auf keinen Fall daran messen, ob ich aufs Podium fahre.“ Denn Max Walscheid ist und bleibt in erster Linie ein Teamplayer im Sinne der Philosophie seines Teams.

Von unserem Mitarbeiter Stefan Kieffer

Top-News aus der Region