Wenn die Dressurreiterinnen und Dressurreiter im Schlossgarten von Versailles ihre Piaffen drehen, wenn das Marsfeld unterhalb des Eiffelturms zum Beachvolleyball-Mekka wird oder die Radfahrerinnen und Radfahrer über die Pont Alexandre III dem Ziel entgegen sprinten, dann soll diese Bildergalerie beim Zuschauer eine emotionale Verbindung mit Olympia in Paris herstellen, die weit über die Spiele hinaus reicht.
Tja, und weil die Seine nun mal durch Paris fließt, musste natürlich auch dieser geschichtsträchtige Strom irgendwie eingebunden werden in das rund zweiwöchige Spektakel. Geht nicht gibt's nicht, so lautete offensichtlich die Herangehensweise der findigen Organisatoren.
Präsentation im Vorbeifahren
Aber schon bei der Präsentation der Athletinnen und Athleten per Bootstour stellte sich am Eröffnungstag so mancher die Frage, ob die Sportler im Vorbeifahren richtig in Szene gesetzt werden. Das Vorhaben, Triathleten und Freiwasserschwimmer in die Seine zu schicken, entpuppte sich dann endgültig als Schnapsidee.
Wenn sich vor einem sportlichen Wettbewerb zuallererst die Frage stellt, ob er überhaupt stattfinden kann, dann ist das für Athleten und Zuschauer eine ziemliche unbefriedigende und für den Veranstalter eine überaus peinliche Angelegenheit. Das Training der Triathleten fiel wegen schlechter Wasserwerte jedenfalls in schöner Regelmäßigkeit aus, der Wettbewerb der Männer musste aus dem gleichen Grund verschoben werden. Das war dann genug der negativen Schlagzeilen. Seitdem war die Wassergüte just am Wettkampftag auf wundersame Weise stets gegeben.
Hierzulande muss Badewasser mikrobiologisch fast Trinkwasserqualität haben. In Paris hat sich eine belgische Triathletin mit dem E.coli-Bakterium infiziert, woraufhin die belgische Mannschaft auf den Start beim Mixed-Wettbewerb verzichtete. Das kann, muss nicht an der Wasserqualität in der Seine liegen. Ein Schlag ins Wasser für das Pariser Organisationskomitee war und ist diese Absage aber allemal. Aus einem der geplanten Höhepunkte dieser Spiele von Paris ist ein Daueraufreger geworden.
Training so gut wie nie möglich
1,4 Milliarden Euro haben Stadt und Land in den vergangenen Jahren investiert, um die Seine nicht zuletzt mit Blick auf die Spiele 2024 in Paris sauber zu bekommen. Das ist löblich und zeigt, dass Investitionen in das olympische Spektakel auch nachhaltig sein können. Nicht alles aber geht von heute auf morgen. Mit jedem Regenguss in Paris wird die Seine wieder verschmutzt, weil das Kanalnetz die Menge an Regen- und Schmutzwasser nicht verkraftet.
So haben die Veranstalter mehr von der Hoffnung auf einen blauen Himmel und weniger von der Gewissheit mit Blick auf verlässlich gute Werte gelebt, als sie sich für olympische Wettbewerbe in der Seine entschieden. Ausbaden müssen das jetzt die Sportlerinnen Sportler. Schöne Bilder bei schönem Wetter wird es sicher auch vom Triathlon oder den Freiwasserschwimmern geben. Sie sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. So wie das Wasser der Seine.