Koblenz
Der perfekte Tag zur richtigen Zeit: Sven Sabock über Höhen und Tiefen bei Olympia
Sven Sabock
Sven Sabock
Kevin Rühle. MRV

Es ist das Los vieler Olympioniken: Alles richtet sich auf den einen Wettkampf - der nur alle vier Jahre stattfindet.

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Davon träumen wohl alle Sportler: Von dem Tag, von dem Moment, an dem die Dinge einfach so funktionieren, wie man es sich vorstellt. Wenn sich trotz aller Anstrengung eine gewisse Leichtigkeit Bahn bricht und in der Gewissheit mündet, dass nichts mehr schief gehen kann. Hundertfach, tausendfach Abläufe zu trainieren, ist das eine, sie unter den besonderen Umständen eines olympischen Wettkampfes zu bestätigen, ist das andere. Und um ein vielfaches schwieriger.

Zeidlers Erfolg fußt auf einer großen Enttäuschung

Wer könnte das besser nachempfinden als Ruderer Oliver Zeidler, der bereits vor drei Jahren bei den Sommerspielen in Tokio als Favorit auf die Strecke gegangen war, um im Anschluss mit dem Verpassen des Finallaufs eine der größten Enttäuschungen seiner sportlichen Laufbahn zu erleben. Dass er nun vor den Toren von Paris gewissermaßen den perfekten Tag erlebte, zeigt wie unter dem Brennglas die ganze emotionale Bandbreite einer klassischen olympischen Sportart wie dem Rudern. In einer Mannschaftssportart können einem die Kollegen helfen, einen schwachen Tag zu überwinden, noch dazu bietet sich meist wenig später die Möglichkeit, es im nächsten Spiel besser zu machen. Ein Einer-Ruderer wie Zeidler hat diese Möglichkeit nicht. Klar, dass bei ihm nun während der Siegerehrung die Tränen flossen.

Kaul zeigt zum Abschluss Charakterstärke

Ein ähnliches Schicksal bringt die Leichtathletik mit sich, wo Zehnkämpfer Niklas Kaul das Kontrastprogramm zu Zeidler durchleben musste. Man darf dem 26-jährigen Rheinhessen, immerhin schon Welt- und Europameister, unterstellen, dass er sich mit einer ähnlichen Akribie auf den Wettkampf in Paris vorbereitet hat – die aber eben keine Garantie auf Höchstleistung mit sich bringt. Stattdessen erlebte der Athlet vom USC Mainz den nach eigener Aussage „mental schlimmsten Zehnkampf“ seiner Karriere. Statt um die Medaillen mitzukämpfen, fand er sich nach dem ersten Tag auf Platz 20 wieder und lag selbst nach acht Disziplinen nur auf Rang 16. Mit Trotz, Wut und Fatalismus katapultierte er sich dank eines überragendes Speerwurfes und eines furiosen 1500-Meter-Laufs noch auf Platz acht und kann daraus neue Kraft schöpfen. Und die Hoffnung auf einen perfekten Tag – in vier Jahren in Los Angeles.

E-Mail an den Autor: sven.sabock@rhein-zeitung.net

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