Wenn die Lage seines Ex-Klubs, bei dem er 1998 zur legendären Pfälzer Meistermannschaft gehörte, nicht so verfahren wäre, wäre Riedl gewiss zu weiteren Scherzen aufgelegt. Doch auch der ehemalige Mittelfeldspieler fürchtet das Schreckensszenario Regionalliga-Abstieg am Ende dieser aus den Fugen geratenen Saison. „Soll der FCK etwa bald gegen Steinbach Haiger spielen?“, fragte Riedl nach dem aus seiner Sicht „brutal wichtigen“ Heimerfolg gegen Saarbrücken. Der FCK verbesserte sich dadurch auf Tabellenplatz 17 und schloss mit 34 Zählern zum punktgleichen FC Bayern II auf dem ersten Nichtabstiegsplatz auf. Grund genug für FCK-Trainer Marco Antwerpen, in verhaltene Euphorie zu verfallen.
„Wenn wir so weiterspielen, werden wir unser Ziel definitiv erreichen. Wir leben“, sagte der Coach, unter dem der FCK in neun Partien immerhin 13 Punkte geholt hat. Am Dienstag (19 Uhr) steht das erste immens wichtige Spiel von insgesamt noch sechs immens wichtigen Spielen an – beim MSV Duisburg. „Die positive Stimmung nehmen wir mit“, erklärte Daniel Hanslik, der gegen den FCS beide Lauterer Tore (11. und 24.) erzielt hatte. „Es ist ein sehr gutes Gefühl, den Fans etwas zurückzugeben.“ Mehrere Hundert FCK-Anhänger hatten sich während des Spiels rund um den Betzenberg postiert, um ihrer Mannschaft zumindest aus der Distanz beizustehen. Im Innern des Fritz-Walter-Stadions waren die Anfeuerungsrufe sowie zahlreiche Böllerschüsse gut zu hören. Insgesamt blieb es bei den Fan-Ansammlungen ruhig, manche FCK-Anhänger trugen vorschriftsmäßig Mund-Nasen-Schutz und hielten Abstand, manche aber auch nicht.
Jedenfalls konnte man sich gut ausmalen, was in einer mit Fans gefüllten Arena los gewesen wäre bei diesem unterhaltsamen, phasenweise hochklassigen Derby. Der FCK zeigte eine reife und konzentrierte Leistung. Antwerpen hatte eine Dreier-Abwehrkette mit dem umsichtigen und ballsicheren Felix Götze im Zentrum aufgeboten. Einzig der zwischenzeitliche Ausgleich durch den Saarbrücker Manuel Zeitz (22.), fast selbstredend nach einem Freistoß gegen gewohnt Standard-anfällige Lauterer, brachte die Gastgeber ins Wanken. „Aber wir haben diesen Derby-Sieg erzwungen“, lobte Doppeltorschütze Hanslik. Torwart Avdo Spahic sicherte seinen beherzt kämpfenden Vorderleuten den wichtigen Dreier nach einer turbulenten Vorbereitungsphase auf diese Partie. Erst am Samstagvormittag hatte endgültig festgestanden, dass das Spiel stattfinden konnte. Am Vortag war ein nicht namentlich genannter FCK-Profi positiv auf Corona getestet worden, sodass eine weitere Testreihe am Spieltag erforderlich war – und beim Rest der Mannschaft negativ ausfiel. „Das Thema begleitet uns ja alle“, sagte FCK-Trainer Antwerpen hierzu. „Das muss man in der aktuellen Situation so akzeptieren. Wir haben besprochen, dass wir uns nun noch mehr von der Außenwelt abschotten. Das ist einfach eine schwierige Zeit.“
Dies gilt für den FCK auch aus sportlicher Sicht. Jeder Sieg kann Gold wert sein, jeder Ausrutscher aber auch verheerend. „Du darfst eigentlich nicht mehr verlieren“, sagte Ex-Profi Riedl und zählte die anstehenden Duelle gegen Abstiegskonkurrenten auf: „Du darfst nicht gegen Duisburg verlieren, nicht gegen Unterhaching, nicht gegen Uerdingen.“ Die restlichen Gegner heißen 1860 München, Viktoria Köln und SC Verl. Auch diese Spiele sollte der FCK besser nicht verlieren.