3600 Anhänger der Pfeilewerfer sorgen fürprächtige Stimmung
Darts statt Motorsport – Fans geben auf dem Nürburgring richtig Gas
Beste Stimmung: Begeisterte Darts-Fans holen sich in der Ring-Arena Autogramme vom deutschen Spitzenspieler Gabriel Clemens.
Jürgen C. Braun

Wettbewerb auf höchstem Niveau am Ring mit absoluten Könnern ihres Fachs: Das muss nicht unbedingt heißer Motorsport auf dem Grand-Prix-Kurs und der Nordschleife sein: Nein, das geht auch anders. Und wie!

Lesezeit 2 Minuten

3600 Fans machten am Wochenende richtig „Rabatz“ bei der zweiten Darts-Gala in der ausverkauften Arena. Mit dabei sechs Top-Spieler, drei davon unter den zehn Besten der Weltrangliste. Das alles garniert mit jeder Menge Party. Mit liebenswert verrückten Besuchern in fantasievollen Kostümen. Und einem Auditorium, das dampfte, kochte, brodelte.

Melange aus Zirkus, Karneval und Sport mit höchster Präzision

Aber ist das wirklich Sport? Das fragen sich viele Neugierige angesichts des Booms, den die für Außenstehende gewöhnungsbedürftige Pfeilewerfer-Gilde allerspätestens seit der Weltmeisterschaft zwischen den Jahren auch in Deutschland entfacht hat. Mit einem neuen Superstar namens Gabriel Clemens (39) aus Saarwellingen. Und mit einem Begriff, der Einzug in die mediale Welt der sportlichen Sonderlichkeiten und Absurditäten gehalten hat: Der „Ally Pally“, im korrekten Sprachgebrauch der „Alexandra Palace“ in London, ist so etwas wie ein zweites Wembley oder Wimbledon. Eine Melange aus Zirkus, Karneval und Sport mit höchster Präzision. In der Eifel mutierte die Ring-Arena zum deutschen „Ally Pally“.

Von 501 runter auf null

Aber was ist so faszinierend daran, wenn zwei Männer sich mit Pfeilen auf eine 2,37 Meter entfernte Scheibe duellieren, um eine möglichst hohe Punktzahl zu erreichen? Von 501 runter auf null. Wobei der letzte Wurf auf ein Doppelfeld oder mittig aufs „Bulls Eye“ erfolgen muss. Es ist auch, aber eben nicht nur Präzision, Konzentration und die Fähigkeit, mathematische Aufgaben blitzschnell in korrekte Abläufe zu bringen.

Es gilt auch, die Ruhe zu bewahren eingedenk des niemals endenden Lärmpegels der bierseligen Besucher. Sie gieren danach, absolute Meisterspieler wie den dreifachen Weltmeister Michael van Gerwen, Champion Jonny Clayton oder Gabriel Clemens, den alle nur „Gaga“ nennen, zu feiern. Zu den Top-Stars gesellten sich am Ring drei weitere deutsche Akteure, um zwei Gruppen mit je drei Spielern aufstellen zu können.

“180" – und der Saal tobt

Wenn die zwischen 23 und 25 Gramm schweren Dartpfeile es dreimal hintereinander in das Triple-20er-Feld, das die höchstmögliche Punktzahl ausweist, geschafft haben, dann tobt der Saal. Und (fast) alle springen von ihren Sitzen, reißen wie ein Pappschild mit der Aufschrift „180“ in die Luft.

Wie kann man sich bei einem solchen Lärmpegel konzentrieren und Höchstleistungen abrufen? „Das verinnerlicht man irgendwann. Das gehört einfach dazu“, erklärt Clemens. Er hatte es bei der WM 2022 als erster Deutscher bis ins Halbfinale geschafft und war erst am späteren Weltmeister Michael Smith gescheitert. „Vier bis fünf Stunden täglich“ trainiere er, sagt Clemens. Er absolviert mentales Training, geht ins Fitness-Studio. „Sonst hast du bei einem Turnier, das über mehrere Tage geht, keine Chance.“

Wer sich noch am abendlichen Büffet laben wollte, der musste satte 220 Euro hinlegen. Auf den Plätzen für die weniger Begüterten fand man weiter hinten schon für 30 Euro Einlass. Wahre Begeisterung aber ist nun einmal keine Frage des Preises. Publikumsliebling Clemens musste sich im Übrigen erst im Finale dem Engländer Luke Humphries geschlagen geben. Und die Fans dürfen sich schon auf die nächste Auflage 2024 freuen.

Top-News aus der Region